2020 stehen aufwändige Arbeiten an. Kosten werden durch Wassergebühren gedeckt.
Donaueschingen - Auf der Ruckhalde steht ein Kran, etwas weiter vorne auf der Wiese eine große, orangene Maschine. Sie ist seit Montag Mittelpunkt dieser Baustelle und wird mit einem Dreh-Bohrmeißel versehen. Der wird sich schließlich einen Weg bis in die Tiefe graben - bis zum Wasser.
Was hier entsteht, ist eine weitere Trinkwasserversorgung für Donaueschingen. Und die soll schließlich auch mit den bestehenden Wasserleitungen verknüpft werden – unter Grundstücken, Straßen und Bahngleisen hindurch.
"In Donaueschingen haben wir mit der Gutterquelle bereits eine Trinkwasserversorgung, um die uns andere Gemeinden beneiden", sagt Oberbürgermeister Erik Pauly. Mit der Schüttung und dem tatsächlichen Bedarf sei man außerdem sehr gut aufgestellt.
Warum dann überhaupt Suche und Bohrung nach einer neuen Quelle? "Auch bei einer perfekten Versorgung ist niemals ausgeschlossen, dass auch was passiert", so Pauly weiter. Wie das sein kann, habe man in der Stadt beim Hochwasser in den 1990er-Jahren erlebt, als mit Tankwagen vor dem Rathaus frisches Wasser ausgegeben wurde.
"Wasser ist als Lebensmittel eine Art Selbstverständlichkeit. Wie wichtig es tatsächlich ist, merkt man erst, wenn man den Hahn aufdreht und nichts mehr kommt", sagt der OB. Deshalb habe man viel Geld in die Hand genommen, um sich hinsichtlich der Quellen ein zweites Standbein aufzubauen. Und das soll nun bei der Ruckhalde entstehen.
200 Liter Wasser pro Sekunde
"Donaueschingen hat hervorragendes Trinkwasser. Das wurde auch durch die aktuelle Analyse wieder bestätigt", erklärt Kai Baudis, Leiter der Wasserwerke. "Wir hatten jetzt allerdings einige trockene Jahre. Der Klimawandel ist beim Wasser schon angekommen. Die Sommerschüttungen gehen zurück, im Winter bleiben sie gleich." Großes Glück habe die Stadt mit der Gutterquelle: "Die strömt wie verrückt. Wir merken zwar die Veränderungen, haben aber eine Ausschüttung auf so hohem Niveau, dass wir uns keine Sorgen machen müssen. Üblicherweise schütte die Gutterquelle etwa 200 Liter pro Sekunde aus, im Sommer etwa 150 Liter. "Für die Vollversorgung der Stadt reichen 50 Liter pro Sekunde", so Baudis.
Wenn die Schüttung nicht das Problem ist, was kann dann gefährlich werden? "Die Gutterquelle speist sich aus tieferem Wasser aus dem Muschelkalk und Grundwasser, das sich nah an der Oberfläche befindet", erklärt Baudis. Jenes sei beeinflussbar und Grenze auch an die B 27 sowie die Bahngleise. "Mit Glück werden wir so etwas nie erleben, aber theoretisch wäre an der Bahnstrecke ein Chemie-Unfall möglich." Über zehn Jahre sei man schon mit der Thematik befasst und habe entsprechend schon viele Risiken ausgeklammert. Was bleibe, sei jedoch die Bahn. "Um dem entgegenzuwirken, brauchen wir einen Ersatzbrunnen", sagt der Wasserwerks-Chef.
Bereits 2015 habe man mit Probebohrungen begonnen und dabei herausgefunden, dass das Wasser auf der Ruckhalde eine ähnliche Qualität besitzt, wie jenes aus der Gutterquelle. "Was wir jetzt noch herausfinden müssen: Ob uns die Schüttung ausreicht und wir hier auch die 50 Liter pro Sekunde erreichen. Dafür war der Durchmesser bisher schlicht zu gering", sagt Baudis. Die Chancen dafür stünden sehr gut.
Eine besondere Herausforderung, so der OB, sei bei diesem Projekt schließlich die Verlegung der Leitungen des neuen Wassers bis in die Aufbereitung der Gutterquelle. Etwa zu 20 Prozent soll es dort zukünftig zugemischt werden. "Wenn man einen Brunnen nicht nutzt, dann setzt er sich, keimt zu und wird unbrauchbar. Daher wollen wir ihn ständig am Laufen halten", erklärt Baudis. Zudem sei dann in einem Notfall auch die Einspeisung wesentlich einfacher. Hinzu kommen bei dem Projekt schließlich noch das Brunnengebäude und die notwendige Technik.
Refinanzierung durch Wassergebühren
2020 bis 2022 soll dann die Verlegung der Leitungen in Angriff genommen werden: "Es handelt sich dabei um eine Strecke von etwa 2,7 Kilometern. Von der Gutterquelle geht es in Richtung Allmendshofen, von da unter Breg, Eisenbahn und Industriegebiet hindurch. Schließlich noch von der Ruckhalde bis zum Bauhof. Wir sprechen da von einem Investitionsvolumen von insgesamt circa vier Millionen Euro", sagt Baudis. "Wir haben dafür viel Geld eingestellt, das durch Wasser-gebühren jedoch refinanziert wird. Das Projekt ist eine echte Katastrophenvorsorge", so Pauly. Es handele sich auch deshalb um ein besonderes Projekt, weil es Auswirkungen auf Generationen habe: "Es wird sehr lange Bestand haben und ein zentrales Bauteil sein."
Härte: Wird schließlich das Wasser aus dem neuen Tiefbrunnen in die Aufbereitung der Gutterquelle eingespeist, bringt es einen leicht anderen Härtegrad mit sich. Da die Gutterquelle allerdings momentan durch sogenannte Härtefilter sogar härter gemacht werden muss, hat man die Hoffnung, zukünftig darauf verzichten zu können. Die Filter nutzen sich ab und müssen von Zeit zu Zeit ersetzt werden.
Bohrung: Los ging es am Montag, 30. September. Dann geht es mit dem Rotary-Bohrverfahren auf eine Tiefe von 91,6 Meter. Mit einem Gestänge schneidet sich der Drehbohrmeißel immer weiter in die Tiefe. Das soll etwa drei bis vier Wochen Zeit in Anspruch nehmen. Das anfallende Bohrmaterial wird mit einem Gemisch aus Wasser und Luft nach oben befördert und dort gesammelt. Sind die Bohrarbeiten beendet, finden noch Pumpversuche statt, um das Schüttungsziel von 50 Litern pro Sekunde zu erreichen.
Auswirkungen: Bei den Pumpversuchen wird auch beobachtet, ob und wie sich das auf die anderen Quellen im Stadtbereich auswirkt. Davon gibt es einige, wie etwa die Donauquelle oder auch jene der Fürstenberg-Brauerei.