Die Breisgau-S-Bahn verbindet Villingen, Donaueschingen, Löffingen, Titisse-Neustadt und Freiburg und den Kaiserstuhl. Nun können Fahrgäste auf der gesamten Strecke reisen, ohne einmal umsteigen zu müssen. Foto: Bächle

Freiburg und die Baar rücken näher. Vorteile für Wirtschaft, Tourismus und Freizeit.

Donaueschingen - Die Breisgau-S-Bahn ist seit Sonntag in Betrieb. Nicht nur die Strecke zwischen Villingen und dem Kaiserstuhl ist nun für Reisende ohne Hindernisse zu bewältigen, auch die Bahnhöfe sind entlang der Strecke barrierefrei.

Mit dem Auto nach Freiburg: Das bedeutet erst einmal die überlastete B31. Dann Freiburg selbst, wo alles getan wird, dem Autofahrer das Leben möglichst unangenehm zu gestalten. Und dann auch noch die Suche nach einem teuren Parkplatz. Im Stadion des SC Freiburg muss der Fahrer aufs Bier verzichten und auf dem Weihnachtsmarkt ist Kinderpunsch angesagt. Und wer vom Einkaufen so richtig geschlaucht ist, muss sich wieder über die Bundesstraße zurückquälen.

Das Kontrastprogramm: Enge Schwarzwaldtäler und die weite Landschaft der Bahn mit dem Blick aus dem Zugfenster genießen. Könnte die Höllentalbahn eine Alternative sein? Die Verantwortlichen – und das sind viele, denn neben der Bahn, dem Bund und dem Land, sind auch drei Landkreise an dem Projekt Breisgau-S-Bahn beteiligt – sind sich gewiss, dass sie eine attraktive Alternative zum Individualverkehr geschaffen haben.

Denn seit Sonntag heißt es: Auf der Baar einsteigen und in Freiburg oder gar am Kaiserstuhl wieder aussteigen. Früher mussten Fahrgäste zwischen Villingen und Breisach viermal umsteigen. Doch diese lästige Störung der Bahnfahrt gehört nun der Vergangenheit an. Anstatt, dass sich die Fahrgäste bewegen müssen, werden in Titisee und Gottenheim, wo die Kaiserstuhlbahn aus Endingen hinzustößt, die Züge zusammen und wieder auseinandergeführt – das bedeutet täglich 120-mal ein anspruchsvolles Flügeln und Kuppeln und für das Personal eine Herausforderung.

Größtes ÖPNV-Projekt in Baden-Württemberg fertiggestellt

Mit der Breisgau-S-Bahn ist nicht nur das größte ÖPNV-Projekt in Baden-Württemberg fertiggestellt und die komplette Ost-West-Achse elektrifiziert, sondern es ist seit Sonntag auch ein neuer Fahrplan gültig. Es gilt der Stundentakt, auch in Bachheim und in Unadingen halten die Züge nun jede Stunde. Darüber hinaus ist auf der östlichen Höllentalbahn eine Ausweitung des Angebotes in den Tagesrandzeiten vorgesehen.

Gleichzeitig gilt nun auf der Strecke Barrierefreiheit. Denn die Bahnhöfe und Bahnsteige wurden entsprechend ausgebaut, so dass sie für Rollstühle, Kinderwagen und Rollatoren kein Hindernis mehr bieten. Das Gleiche gilt auch für die Züge – 24 neue wurden angeschafft. In ihnen soll nicht nur genügend Platz für die Beine sein, sondern auch für Fahrräder. Und es gibt Klimaanlagen, Steckdosen, Videokameras und WLAN.

Zeitgleich gibt es auch durch das Nahverkehrskonzept des Schwarzwald-Baar-Kreises auf der Südbaar Änderungen. Hier soll es bessere Taktungen und Routen geben.

Donaueschingen. Im Rahmen der Inbetriebnahme der Strecke äußerten sich die Mitwirkenden. Hier die Stimmen:

Thorsten Krenz, Konzernbevollmächtigter der DB AG für Baden-Württemberg: "Für eine flächendeckende, umweltfreundliche Mobilität ist der Ausbau der Schieneninfrastruktur im Regionalverkehr der Lösungsansatz, wie hier in der Region Freiburg und im Schwarzwald."

Winfried Hermann, Landesverkehrsminister: "Die Breisgau-S-Bahn ist derzeit das größte ÖPNV-Bauprojekt im Land. In Südbaden entsteht ein besonders attraktives Angebot zum Umstieg vom Auto auf den klimaschonenden und umweltfreundlichen öffentlichen Nahverkehr."

Verbindet die Baar mit Freiburg und dem Kaiserstuhl

Sven Hinterseh, Landrat Schwarzwald-Baar-Kreis: "Für den Schwarzwald-Baar-Kreis ist die neue östliche Höllentalbahn ein großer Meilenstein für die Region. Durch die Weiterentwicklung des regionalen Nahverkehrs können wir die Attraktivität der Region sowohl als Lebensmittelpunkt als auch als Wirtschaftsstandort enorm steigern."

Steffen Bilger, Parlamentarischer Staatssekretär: "Mit dieser attraktiven, neuen Ost-West-Verbindung auf der Breisgau-S-Bahn machen wir den öffentlichen Personennahverkehr im Großraum Freiburg und in der gesamten Region zukunftsfähiger und moderner."

Erik Pauly, OB Donaueschingen: "Der Ausbau der Breisgau-S-Bahn bedeutet für uns in der gesamten Region Nachhaltigkeit, Zukunftsfähigkeit und Umweltschutz zugleich."

Dorothea Störr-Ritter, Landrätin Breisgau-Hochschwarzwald: "Mit so einem Projekt lohnt es sich, im ländlichen Raum zu leben und wir haben eine wunderbare Verbindung in die Stadt, und die Städter haben eine aufs Land."

Hanno Hurth, Landrat Emmendingen: "Die Breisgau-S-Bahn ist das größte und interessanteste Klimaschutzprojekt der Region. Und sie stärkt den ländlichen Raum, denn Siedlungsentwicklung geschieht entlang der Schiene."

Die Breisgau-S-Bahn besteht aus den Strecken Breisacher Bahn und der Höllentalbahn West und Ost und verbindet die Baar mit Freiburg und dem Kaiserstuhl.

Daten

Länge der kompletten Strecke: 120 Kilometer

Kosten: 335 Millionen Euro. Davon entfallen 102 Millionen Euro auf die Höllentalbahn Ost und 135 Millionen auf die Breisacher Bahn.

Bauabschnitt Höllentalbahn Ost: Länge 38 Kilometer, Bauzeit 18 Monate

Baustelle Breisacher Bahn: Länge 23 Kilometer, Bauzeit elf Monate. 75 Kilometer neue Oberleitung auf der Höllentalbahnstrecke West/Ost verbaut, 23 Kilometer Oberleitung auf der Breisacher Bahn erneuert.

Ausbaumaßnahmen bei fünf Tunneln, Tieferlegung der Gleisanlagen um bis zu 70 Zentimeter, um im Tunnel die neue Oberleitung einbauen zu können. Rund 400 neue Oberleitungsmasten im Bereich Höllentalbahn Ost, rund 350 neue Oberleitungsmasten auf der Breisacher Bahn. Erneuerung der kompletten Leit- und Sicherungstechnik mit dem neuen elektronischen Stellwerk in Freiburg-Wiehre. Von dort wird der gesamte Zugverkehr auf der Höllentalbahn und der Breisacher Bahn gesteuert.

Sie ist die steilste Hauptbahnstrecke in Deutschland, auf der westlichen Höllentalbahn mit bis zu 57 Promille Steigung.