Kommunales: Projekt durchläuft Genehmigungsverfahren / Brückenbauer nehmen Gestaltungswünsche auf

Vor gut einem Jahr war die Wolterdinger Bregbrücke plötzlich ein Politikum. Im Ortschaftsrat wurde öffentlich bekannt, was bislang kaum einer wusste. Die Brücke kann weder wirtschaftlich noch denkmalschutzgerecht saniert werden.

Donaueschingen-Wolterdingen (wur). Nur ein Neubau sei in der Lage, den Verkehr auf der Landesstraße zu bewältigen: vom Fußgänger über Radler, Auto bis hin zu schweren Lastwagen. Binnen zwei Jahren könne eine neue Brücke errichtet werden, hieß es seitens des Regierungspräsidiums (RP), Bei optimistischem Verlauf fasse man das Jahr 2021 für den Baustart ins Auge, hieß es im November 2018.

Heute scheint dieses Ziel außer Blick. "Rufen Sie mich an Ostern wieder an", fasst Leo Andlauer, Referatsleiter Brückenbau am RP Freiburg, ein kurzes Gespräch über den Fortschritt des Projektes zusammen.

Dabei gehört das Brückenprojekt wegen seiner Verbindung mit einer Veränderung der bestehenden Landesstraße zu jenen Vorhaben, die einem Planfeststellungsverfahren unterworfen sind. Wegen der zu erwartenden Eingriffe in den Raum ist hier ein mehrstufiges Verfahren vorgesehen. Das Regierungspräsidium als zuständige Planfeststellungsbehörde sammelt Stellungnahmen ein und versucht im Entscheid über das Vorhaben alle Interessen zu berücksichtigen.

Das Planfeststellungsverfahren läuft derzeit. Es sei, so Andlauer, vergleichbar mit einem Bauvorhaben mit dem roten Punkt. Nur aufwändiger, weil öffentliche und private Belange zu berücksichtigen seien. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Vor Ausgang des Verfahrens würde es keinen Sinn machen, mit konkreten Planungen zu beginnen. "Das wäre auch dem Steuerzahler nicht zu vermitteln", fügt der Leitende Baudirektor hinzu. Zudem stellt sich neben dem Planfeststellungsverfahren eine zweite Hürde auf. Noch nicht abgeschlossen ist die Flussgebietskartierung. Hier arbeiten die Stadt Donaueschingen und das Denkmalamt mit. Auch die Wasserbauer im Landratsamt seien mit eingebunden. Immerhin wisse man, dass der Baugrund nach eingehenden Untersuchungen kampfmittelfrei sei.

Durch die Situation vor Ort ist der Standort der rund 2,8 Millionen Euro teuren Brücke relativ deutlich definiert. Klar ist auch, die Erfordernisse aus dem Hochwasserschutz eingeschlossen, dass es für die architekturhistorisch bedeutsame und Ortsbild prägende Bregbrücke auch als reiner Fußgängerübergang keine Zukunft gibt. Das 1912/13 in damals hochmoderner Eisenbetontechnik errichtete, 98 000 Reichsmark teure und gänzlich aus der Gemeindekasse finanzierte Bauwerk repräsentierte den Bürgerstolz. Form und Funktion verbanden sich insbesondere in den implizierten Jugendstilelementen zu einer Offenheit für den Zeitgeist.

Die Brückenfiguren auf den Seitenwänden sind es, die sowohl den wehmütigen Blick auf die Besonderheit der Brücke lenken, als auch deren maroden Zustand offenkundig machen. Wie das gesamte Bauwerk sind die Figuren von der aggressiven Chlor-Metall-Verbindung Chlorid zersetzt und teilweise von einer Schutzhülle überzogen. Würden die kompletten Seitenwände auf diese Weise geschützt, wäre der besondere Ensemblecharakter verloren.

Bliebe also, die neue, deutlich breitere und außenspiegelverträglichere Brücke nicht auf die reine Funktion zu beschränken. Das sieht auch der Chef der Brückenbauer im RP. Die Stelen der alten Brücke würden sich auch in der Planung der neuen Bregquerung wiederfinden, scheint ein im vergangenen Jahr im Gemeinderat mehrfach geäußerter Gestaltungswunsch Gehör zu finden.

Einen neuen Stand hat übrigens auch nicht die Stadt Donaueschngen. "Derzeit ist nicht abzusehen, ob ein Erhalt der Brücke sicherheitstechnisch und verkehrstechnisch möglich ist", sagte Sprecherin Beatrix Grüninger auf Nachfrage.

Es war eine denkwürdige Sitzung des Ortschaftsrats Wolterdingen: Ende Oktober 2018 verkündete ein Mitarbeiter des Regierungspräsidiums (RP) einer baff erstaunten Öffentlichkeit, die Bregbrücke lasse sich unter wirtschaftlichen Vorzeichen nicht instandsetzen. Auch das Landesdenkmalamt habe keine Möglichkeit einer denkmalschutzgerechten Sanierung gesehen und dem Abrissantrag des Landes stattgegeben. Das war im August 2017. Mehr als ein Jahr vor der genannten Sitzung. Man habe die Bevölkerung nicht verunsichern wollen und erst mit einer Lösung mit "Hand und Fuß" in die Öffentlichkeit gehen wollen, begründete der damalige Ortvorsteher Reinhard Müller die mit dem Gremium abgestimmte Vorgehensweise. Gleichwohl seien Stadt und Ortschaftsrat stets über Stand und Planungen des Neubauprojektes informiert gewesen, bestätigte später das RP.