Ein Bagger setzt einen Baum, der im Zuge der Arbeiten am Donauursprung ausgerissen werden musste, im Gewässer wieder ein – nur ein Beispiel für die ökologische Nachhaltigkeit am Standort. Foto: Singler

Umgestaltung des Donauursprungs seit Juli. Regierungspräsidium recycelt Steine und Bäume an anderer Stelle.

Donaueschingen - Nachhaltig und im Sinne der Natur: Genau so soll auf der prominenten Baustelle am Donauursprung in Donaueschingen gearbeitet werden.

 

Das zeigt sich bei einem Vor-Ort-Rundgang etwa an einem Berg von Steinen, der im Zuge der Maßnahmen ausgehoben wurde. Anstatt die Brocken einfach zu entsorgen, sollen sie künftig in anderer Form wiederverwendet werden.

"Totholz ist ökologisch wertvoll"

Auch ein alter Baum wird nicht einfach aussortiert: "Der Baum stand mitten in der Fläche und musste an dieser Stelle ohnehin ausgerissen werden. Im unteren Bereich setzt sich ein Loch nach oben hin fort, das von Fledermäusen besiedelt werden kann. Zwar sieht der Baum tot aus, aber vielleicht erholt er sich wieder", erzählt Oliver Stenzel, Technischer Direktor des Regierungspräsidiums Freiburg (RP). Daher sei die Entscheidung getroffen worden, das Gewächs nicht verschwinden zu lassen, sondern zu versetzen. So haben viele Bäume, die den Bauarbeiten am Donauursprung zum Opfer fallen, an nahezu selber Stelle weiter eine Zukunft. "Totholz ist kein störendes Element, sondern ökologisch wertvoll", betont Stenzel. Eingesetzt werden die Bäume dann etwa im Wasser, in dem sich das Holz nach und nach zersetzt und sich sogar Tiere wie Frösche oder Fische ansiedeln.

"Ziel ist es, auf der Baustelle so wenig Material wie möglich wegzutransportieren. Und auf der anderen Seite so wenig wie nötig herzuschaffen", sagt Oliver Stenzel. "Das Material- und Bodenmanagement ist wichtig. Damit können wir nachhaltig arbeiten." Aktuell wird unter anderem eine Schwerlastbrücke gebaut. Diese sei notwendig, da auf der Verbindung in Richtung Kläranlage regelmäßig schwere Fahrzeuge unterwegs seien. "Zuerst war eine Erdbaufirma mit Bodenarbeiten beschäftigt, mittlerweile hat die Brückenbaufirma übernommen", erklärt der Technische Direktor des RP. Je nach Witterung werden die Arbeiten für die neue Schwerlastbrücke bis in den Frühsommer 2021 andauern.

Später öffentliche Zugänge geplant

Was bereits getan ist? In erster Linie viele Erdarbeiten. "Der Bereich rund um den Donauursprung herum soll mehr Naturraum werden als früher", erklärt Oliver Stenzel. Priorität bei Arbeiten an Gewässern habe ihm zufolge der Hochwasserschutz sowie die Berücksichtigung der Infrastruktur – dazu zählen Wege, Straßen und Leitungen. In manchen Bereichen sind später öffentliche Zugänge geplant, wie er verrät – beispielsweise mit Stegen oder anderen Möglichkeiten, Aussicht und Ruhe zu genießen. Andere Bereiche dagegen – darunter die Kiesinseln – sollen Ruhebereiche sein, damit die dort lebenden Tiere geschützt sind. Weit verbreitet im Bereich des Donauursprungs ist laut Stenzel der empfindliche Flussregenpfeifer.

Quasi direkt neben der Baustelle ist mit dem vierspurigen Ausbau der Bundesstraße 27 ein weiteres Großprojekt im Gange. Überschneidungen gibt es laut Oliver Stenzel nicht: "Wir sind zwar nah beisammen, aber kommen gut aneinander vorbei." Um Besuchern am Donauursprung künftig die erwünschte Ruhe zu ermöglichen, ist zwischen der Breg und der B 27 ein Sicht- und Lärmschutz errichtet worden. "Auf dieser Erhöhung ist auch eine Aussichtsplattform denkbar, da gibt es viele Nutzungsmöglichkeiten", so Stenzel. Ebenfalls überlegt werde, gemeinsam mit der Stadt Donaueschingen ein Infocenter einzurichten. Dort könne sowohl über Brigach und Breg, als auch den Donauradweg oder historische Hintergründe informiert werden.

Rund vier Millionen Euro kostet die Revitalisierung des Donauursprungs bei Donaueschingen. Der Spatenstich erfolgte im Juli. Das Projekt des am Regierungspräsidium Freiburg angesiedelten Landesbetriebs Gewässer am Zusammenfluss von Brigach und Breg ist eine der größten Renaturierungs-Maßnahmen in Baden-Württemberg. Im Zuge dessen wird die Donau um 300 Meter verlängert. Laut des Technischen Direktors Oliver Stenzel liegen die Arbeiten im Zeitplan. Im ersten Schritt wurden die bestehenden Gebäude des Tierheims sowie des Hundeplatzes abgerissen und umgesiedelt. Das Bauvorhaben ist in zwei Abschnitte eingeteilt. Notwendige Arbeiten im Gewässer müssen besonders berücksichtigt werden, so Stenzel: "Zum Schutz der Tiere ist das nur von Juni bis September möglich." Die Sport- und Reitanlagen in unmittelbarer Nähe sind von den Maßnahmen ausgenommen. Lediglich die Diskusanlage muss etwas verschoben werden. Weitere Schwerpunkte beim Projekt am Donauursprung sind unter anderem die Anströmung und der Zufluss. Stenzel: "Es muss auch darauf geachtet werden, dass Fische verschiedene Lebensbereiche haben und in ihrer Entwicklung unterschiedlich viel Platz brauchen.