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Podiumsdiskussion eröffnet den Veranstaltungsreigen. "OrchesterRetter" planen für Sonntag Aktionen.

Donaueschingen - Längst bevor die ersten Konzerte zu den Donaueschinger Musiktagen heute erklingen, eröffnete gestern eine Podiumsdiskussion den Veranstaltungsreigen. Auch die Freunde des SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, die "OrchesterRetter", werden dieser Tage aktiv sein und kündigen ihre Proteste an. Ziel dieses Unterstützerkreises ist es, das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg mit Hilfe einer Stiftung des öffentlichen Rechts zu retten. Der Freiburger Staatsrechtler Schoch hat dazu ein Modell erarbeitet, das er nun auch bei den Donaueschinger Musiktagen vorstellen wird. Diese Informationsveranstaltung findet am Sonntag um 13 Uhr auf der Empore des Bartók Saals der Donauhallen statt.

Anschließend treffen sich die Unterstützer des SWR Sinfonieorchesters um 13.30 Uhr vor den Donauhallen, um in dieser Zeit durch ihre Präsenz auf die Notwendigkeit der Rettung des Orchesters aufmerksam zu machen. Um 16 Uhr wird man gemeinsam zur Baar- Sporthalle gehen, um dann dort, am Schauplatz des Abschlusskonzerts, bis 17 Uhr durch Präsenz für die Rettung zu kämpfen.

Neue Musik benötige Anstifter, Stifter und Förderer, die durch ihr finanzielles Engagement erst ein Klima der Kreativität ermöglichen, so die einleitende These der Moderatoren Meret Forster und Stefan Fricke im Podium im Strawinsky Saal gestern mit Theo Geißler, Journalist und Verleger, Gabriele Forberg-Schneider (Vorsitzende der Forberg-Schneider-Stiftung), Roland Diry vom Ensemble Modern sowie Michael Roßnagl (Ernst von Siemens Musikstiftung). Roßnagl skizzierte den Kreislauf, da man ohne engagierte Musiker, die begeistert sind, ja auch nicht "anstiften" könne und somit einen Prozess der Erneuerbarkeit anstoße. Für Gabriele Forberg-Schneider als Politologin muss man die Neue Musik auch nicht unbedingt verstehen müssen. "Ich habe auch nicht hören gelernt", konstatiert sie unumwunden.

"Ich mag die Arbeit die dahinter steckt und die Förderung hilft anderen, die etwa wie diese Musiker sich in Experimente begeben und somit neue wie reizvolle Formen, mitunter auch mit anarchischen Tendenzen der Darstellung, entwickeln".

Theo Geißler betonte, dass die Neue Musik deshalb auch auf eine Förderungsebene gehoben werden müsse, wie etwa Gentechnik. Auch deshalb um einer Verrohung der Sinne entgegenzuwirken, da sich die Bildungspolitik in Richtung technokratischer Verwertbarkeit ohne Übungsspielräume entwickle.

Geißler bedauerte, dass Kulturpolitik eine doch sehr schwache Stimme habe und somit auch nicht die die "Zukunfstwerkstatt Neue Musik" eine entsprechende Akzeptanz, um womöglich wie Parteieh eines Tages 690 000 Euro von der Quandt-Familie (BMW) als Spende zu erhalten. Fusionen sind für ihn jedenfalls kontraproduktiv. ohne den konventionellen Orchestern die Bedeutung abzusprechen.

In der Rolle des Protagonisten unterstrich Roland Diry, was vor allem die rund 50 Ensemble und 120 Kulturorchester in Deutschland auch an Impulsen in die Gesellschaft hinein geben.

Den musikalischen Rahmen boten das Solo von Enno Poppe " Holz solo" für Klarinette und Francesco Filidei mit "Finito ogni gesto" für Flöte, Klarinette, Horn, Schlagzeug, Violine und Violoncello und Jorge E. López mit "Gonzales the Eartheater, op. 9" für Wagnertuba solo und vier Instrumente.