Über Wasser eine Poolnudel, unter Wasser ein Lautsprecher. So hört man ganz andere Klänge, wenn man untertaucht. Fotos: Sigwart Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: So innovativ sind die Musiktage 2020 / Klanginstallation im Schwimmbad

Baarsporthalle, Donauhallen und das Art-Plus sind bekannte Orte, an denen die Musiktage zu finden sind. Doch im Schwimmbad? Auch dort taucht das Musiktagepublikum einfach ab.

Donaueschingen (jak). Es ist schon etwas ungewöhnlich, für den Besuch der Musiktage seine Badesache einzupacken. Oben in der Rehaklinik Sonnhalde ist eine besondere Veranstaltung geboten: Klangkunst im Schwimmbad. Der Zutritt ist nur in Badesachen erlaubt.

Mit Badesachen und Handtuch ausgerüstet geht es also ins Schwimmbad. Schon der Eintritt ist anders. Schwimmbad – das ist irgendwie verbunden mit lärmenden Kindern, die ins Wasser springen, mit einem Plätschern, Spritzen und einer ganz anderen Geräuschkulisse als hier. Denn ein Trompeter läuft langsam ums Becken und spielt. Nicht melodisch, scheinbar ohne Plan, doch sein Blick zur Uhr zeigt, dass die Choreografie bestens einstudiert ist. Manchmal schaut er auch einfach nur aus dem Fenster und genießt das Panorama.

Das eigentliche Klangerlebnis gibt es aber nur, wenn man mit den Ohren unter Wasser taucht. Aber scheinbar gehört eine Poolnudel zur Grundausstattung, um sich entspannt im Becken treiben zu lassen. Die erste Erkenntnis: Mit dem Kopf unter Wasser ist mehr zu hören, als beim Betreten des Schwimmbades. Doch wo kommen die Klänge eigentlich her? Überall im Becken treiben Poolnudeln, an denen Lautsprecher befestigt sind. Angst vor einem Stromschlag muss man nicht haben, es sind spezielle Unterwasserlautsprecher.

Hinein ins Wasser und erst einmal abtauchen: Doch was sind es für Klänge? Schwer zu sagen. Seehundlaute, die einen irgendwie daran erinnern, dass gleich ein Hai auftauchen könnte. Die entsprechende Titelmelodie fehlt allerdings. Viele elektronische Sounds. Eine Discomelodie, merkwürdig gedämpft. Instrumente. Aber auch ein trockenes Kratzen, das unter Wasser wirklich verwirrend ist.

Aus dem Augenwinkel ist eine Bewegung zu erkennen. Vor dem Fenster läuft eine Frau mit weitem, klinikgelbem Kapuzenpullover vorbei. Ein Gong unter Wasser. Sie war es. Den Kopf aus dem Wasser. Ein neugieriger Blick hinaus zum Panoramfenster. Jetzt sitzt sie auf einer Schaukel, schwingt und schlägt auf ihr Musikinstrument. Die Töne werden über Mikrofon übertragen und erklingen im Schwimmbad.

"Man muss sich einfach auf die Musik einlassen"

Auch im Schwimmbad liegen die unterschiedlichsten Instrumente bereit, die teils über der Wasseroberfläche, teils unterhalb gespielt werden. Eine Aufführung des Werkes Neglou von Kirsten Reese dauert 29 Minuten. Man kann es auch ein zweites Mal anhören. Hat man es dann verstanden? Wenn nicht, war es zumindest eine interessante Erfahrung. Und im Schwimmbad war man auch mal wieder.

Ihr ganz persönliches Musiktageexperiment wagten vier Kinder im Alter von elf bis 14 Jahren und stürzten sich am Samstag ins Musiktage-Getümmel, um uns über ihre Erfahrungen zu berichten. "Neuartige Musik oder Lärm im Konzert?", die Musik, die man während der Musiktage bei sämtlichen Installationen und in den Donauhallen hören kann, ist häufig ziemlich schräg. "Musik klingt nicht immer schön", erklärt Kulturamtsleiterin Kerstin Rüllke. "Doch macht es sie gerade wegen der Disharmonien interessant."

Diese Erfahrung machten dann auch die Jugendlichen –"es wird bei den Konzerten und Installationen nämlich nicht nur mit hörbaren Effekten gearbeitet, sondern auch mit visuellen. Das Konzert, an dessen Probe wir dabei sein durften, war zum Beispiel so ausgerichtet, dass die Musiker an verschiedenen Ecken im Saal angefangen haben zu spielen, um dann später zur Bühne vorzulaufen." "Diese Musik ist nicht jedermanns Sache, doch ist es auf alle Fälle interessant, was sich die Künstler zur Darstellung ihres Stückes einfallen lassen. Ich denke, man muss sich einfach auf die Musik einlassen, dann kann man auch Gefallen oder zumindest Akzeptanz für diese Musik entwickeln", lautet beispielsweise das Fazit der 14-jährigen Lou Awe, Schülerin am Fürstenberg-Gymnasium.