Nicht das Ende einer feucht-fröhlichen Party spiegelt sich in dieser Küche einer Donaueschinger Wohnung wider, sondern das jahrelang angehäufte Chaos von Mietnomaden. Foto: Filipp

Der jahrelange Alptraum von Horst K. Statt sichere Altersvorsorge ein Sanierungsfall.

 Donaueschingen - Eine schöne Eigentumswohnung am Stadtrand, kurze Wege zur ärztlichen Versorgung und für Besorgungen des täglichen Bedarfs im Alter – ein Ehepaar aus einem Donaueschinger Teilort wollte gut vorbereitet auf diesen Lebensabschnitt sein. Das war vor 22 Jahren, es kam anders.

Mietnomaden machten ihnen einen Strich durch die Altersvorsorge.

Für Haus- und Wohnungseigentümer sind sie schlichtweg ein Alptraum und haben sie sich einmal eingenistet, ist es juristisch noch ein langer Weg, sie wieder vor die Tür zu setzten: Sie zahlen einfach nicht, verwüsten die Wohnung und wollen partout nicht raus.

Das Ehepaar hat diesen Horror erlebt – elf Jahre dauerte der Spuk – und zieht zermürbt die Konsequenzen. "Vielleicht werden wir die Wohnung in der Alemannenstraße verkaufen, es sind zu viele schlechte Erinnerungen, die für uns damit in Verbindung stehen," sagt der Eigentümer – nennen wir ihn Horst K. – da er nicht erkannt werden möchte und sich ein bisschen auch schämt für dieses Missgeschick, für das er wohl gar nichts kann.

Denn eigentlich hatte der Vormieter ihm den Nachfolger empfohlen. Und weil es bislang nie zu Problemen mit der Familie gekommen war, die Mietzahlungen immer pünktlich überwiesen wurden, was sollte also bei dem Nachmieter schief gehen.

Heute wäre Horst nun nicht unbedingt gefeiht gegen diese Fehleinschätzung aber durchaus kritischer und ließe sich wohl nicht von teurer Markengarderobe oder Wortgewandtheit blenden. Alleinstehend, ohne Anhang aber mit Kindern aus verschiedenen Beziehungen, das würde Horst heute schon genauer wissen wollen. "Ich hätte auch gleich stutzig werden müssen, weil die Miete immer bar bezahlt wurde", bedenkt er heute.

Gut 20 000 Euro Lehrgeld wird das Ehepaar aus dem Donaueschinger Teilort dafür zahlen müssen, wollten sie die Schäden nun sanieren.

Vor zwei Wochen konnten sie erstmals nach Jahren in die Wohnungm, mit dem Gerichtsvollzieher zusammen. "Mein Frau nusste sich übergeben. Bis zur Decke stapellte sich der Müll, in den Zimmern standen Kühlschränke mit verdorbenen Lebensmitteln. Der Gestank hängt noch heute in den 100 Quadratmetern.

Dabei hätte alles schon früher beendet sein können, denn 2005 hatte Horst eine Kündigung ausgesprochen. Der Betroffene zahlte und war juristisch damit kein säumiger Mieter mehr. Doch die Zuversicht hielt nicht lange.

2007 folgte ein weiteres Einschreiben, doch das wurde schon nicht mehr angenommen. Mietansprüche für Oktober 2006 dann im Januar darauf beglichen. Ein bekannter Kreislauf und die rechtliche Handhabe für eine Kündigung aus diesen Gründen damit nicht mehr gegeben.

Nachbarn beschweren sich über den Gestank

Vor gut einem Jahr eskalierte die Angelegenheit, als sich Nachbarn über den Gestank beschwerten und Angst vor Ratten äußerten. Doch der vom Gesundheitsamt beauftragte Kammerjäger wurde einfach nicht in die Wohnung gelassen. Alles blieb wie es war.

Der Eigentümer sieht sich enttäuscht von den Behörden, die doch eingreifen hätten müssen. "Man hat den Eindruck, dass Mieter bald mehr Rechte haben, wie Besitzer", sagt er beim Blick auf das hinterlassene Chaos, "das hätte alles nicht sein müssen".

Auch die Mietnebenkosten, die ja immer jährlich abgerechnet werden und für die der Vermieter in Vorkasse gegangen war, bleiben nun an dem Ehepaar hängen.

Zu holen wird beim Verursacher kaum etwas sein, befürchtet Horst. Aus der hinterlassenenen Post blitzen hie und da amtliche Schreiben auf, die auf anderweitige Forderungen hindeuten. "Das ist bitter, unser Traum vom sorgenfreien Lebensabend geplatzt," sagt der 63-Jährige und blickt etwas ratlos zum Fenster hinaus. Den Schaden kann er wohl abschreiben, zu holen ist da nichts mehr.

Wie Presesprecher Tobias Butsch von der Stadtverwaltung erklärt, gibt es für Fälle dieser Art keinerlei Statistiken, da es sich um zivilrechtliche Verfahren der Amtgerichte handle. In Donaueschingen seien derzeit 55 Menschen in der städtischen Langzeitunterkunft gemeldet. Anzunehmen ist, dass das Schicksal von Horst und seiner Frau kein Einzelfall ist und das Thema wohl auch in Donaeschingen angekommen sein dürfte.