Er macht´s und stellt klar, dass Streitereien nicht zur Fasnet passen: Michael Schlatter (rechts) wurde zum neuen Oberhansel der Narrenzunft "Frohsinn" gewählt. Obergretle Sabine Spies gratulierte und ist hochzufrieden. Hinten, Frohsinn-Intimus und Wahlleiter Wolfgang Preyer. Foto: Hahnel

Narrenzunft "Frohsinn" setzt weiterhin auf einen Modernisierungskurs. Beschränkung auf Umzüge genügt nicht.

Donaueschingen - Weiterhin auf einen Modernisierungskurs in den kommenden beiden Jahren setzt Frohsinn-Zunftmeister Michael Lehmann.

Im vergangenen April war Michael Lehmann mit einem überwältigenden Ergebnis im Zunftmeisteramt bestätigt worden. Damit verbunden auch die vorausgegangene jahrelange Arbeit der Entscheidungsträger, in denen die Zunft inhaltliche, personelle sowie zukunftsorientierte Neuerungen erfahren habe, resümiert der 40-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung.

Die Zunft komme nach und nach im 21. Jahrhundert an. Und dies sei auch dringend notwendig mit Blick auf die gesellschaftliche Entwicklung. Etliche, den närrischen Nachwuchs ansprechende Vereine hätten sich in der Vergangenheit gegründet – Nachwuchs, der dem Frohsinn dadurch verloren geht. Gelungen sei die Modernisierung der närrischen Veranstaltungen, die gerade auch die junge Klientel besser anspreche, ohne den traditionellen Grundgedanken zu vernachlässigen.

In den vergangenen Jahren sei es gelungen, die Führungsstrukturen des Frohsinn personell zu verjüngen, erläutert Michael Lehmann. Im närrischen Selbstverständnis der Hansel und Gretle müsse sich künftig allerdings noch mehr bewegen. Die Narretei auf die Beteiligung an den Umzügen zu beschränken, genüge kaum. Das Strählen in den Gaststätten etwa sei ebenso bedeutsam. Auch das Beklagen der zu Ende gehenden Fasnet dienstags durch die Plääri könne nicht dauerhaft das Privileg einiger weniger bleiben. Der Frohsinn müsse zu den närrischen Wurzeln zurückkehren und dabei sämtliche Mitglieder in die Gestaltung der Zukunft einbinden.

Die Basis einer derartigen Entwicklung sei gelegt. Der Frohsinn stehe finanziell hervorragend da, erläutert Michael Lehmann. Die Zunft finanziere sich durch Beteiligung an jährlich wiederkehrenden Festen und Ereignissen, wie etwa am Gregori-Fest, am Polo-Turnier und am Herbstfest, sowie durch Mitgliedsbeiträge Spenden und Abzeichenverkauf. Die Erhöhung des Mitgliedbeitrags von 28 auf 42 Euro jährlich sei auch unter dem Blickwinkel zu verstehen, dass die Zunft mit den Gesamteinnahmen die komplette Fasnet finanziere, also etwa Hallenmieten oder rechtliche Auflagen bei Umzügen zu bestreiten habe. Verpflichtende Arbeitseinsätze der Mitglieder seien im Frohsinn deshalb ein Fremdwort. Das Zunftmuseum erwirtschafte zwei Jahre nach der Eröffnung einen Jahresüberschuss. Dies zeige doch wie erfolgreich die Zunftführung agiere.

Michael Lehmann weiß um den schwierigen Wandel der Strukturen im Frohsinn. Seit 2009 geht er diesen Weg als Nachfolger von Martin Wullich konsequent, erntete selbst Lob seines Vorgängers – teils aber auch Gegenwind. Den verspüre er durch einige wenige, die sich den sich ändernden Verhältnissen offenbar nicht anzupassen verstünden oder wollten, mutmaßt Michael Lehmann. Dass etwa das "Bonetti-Chörle" dem Frohsinn den Rücken kehrt, bedauere er.

Der Zunftmeister sieht darin allerdings das äußere Zeichen, dass die Gruppe ihr Engagement nicht mehr richtig gewürdigt sah. Beim jüngsten Gaudi-Musikabend etwa habe deren Auftritt seiner Einschätzung nach das Publikum nicht mehr vollumfänglich erreicht, denkt Michael Lehmann laut nach. Wenn verdiente Zunft-Familien nach seiner Wiederwahl im April ausgetreten seien, offenbar weil sie dadurch gegen die Veränderungen im Frohsinn ein Zeichen setzen wollen, dann nehme er dies zu Kenntnis.

An seinen Ideen, wie der Frohsinn vorangebracht werden kann, ändere sich dadurch allerdings nichts. Dass mit dem selbstbestimmten Austritt natürlich auch der Ausschluss an Teilnahmen von Frohsinn-Umzügen und -veranstaltungen verbunden sei, liege in der Natur der Sache.

Michael Schlatter machte als neu ins Amt gewählter Oberhansel der Narrenzunft Frohsinn am gestrigen Abend klar, dass die vereinsinternen Differenzen geglättet werden müssten. Im Zuge der außerordentlichen Versammlung der Hansel- und Gretle-Gruppe unterstrich Schlatter: "Mich als Oberhansel gibt´s nur im Team und friedlich; weil ich nicht streiten kann und es nicht will. Streit passt nicht zur Fasnet."

Schlatter erhielt in geheimer Abstimmung 67 von 73 Stimmen.