Bärbel Gegg bietet im Reisebüro Southern Cross gegenwärtig zumindest beim Inventar hohen Schmunzelwert.Fotos: Wursthorn Foto: Schwarzwälder Bote

Pandemie: Reisebüros arbeiten in der Coronakrise / Statt Einnahmen stehen Rückbuchungen ins Haus

Eine globale Reisewarnung rückt die Aussichten auf eine Traumreise ins Ungewisse. Gleichwohl haben die Reisebüros Beschäftigung. Sie ist anderer Art, als man es sich dort vor der Corona-Krise vorgestellt hätte.

Donaueschingen (wur). "Wir haben keine Umsätze. Das geht wohl allen so", sagt Heike Luhmann von der Donaueschinger REisewelt. Ob USA-Trip oder Städtereise in Deutschland: Alle Reisen werden storniert. Das wirft ein weiteres Problem auf. Während die Kunden ihre Kosten erstattet bekommen, holen sich die Reiseveranstalter in den Reisebüros die bereits überwiesenen Provisionen zurück. Bedauerlich findet das Luhmann. "Immerhin haben wir die Leistung ja erbracht." Das gesamte vierköpfige Team ist in Kurzarbeit.

Den Tag verbringt sie im Wesentlichen am Telefon. Das Team ist zu zweit, die Tür würde geöffnet, doch momentan komme kaum jemand persönlich vorbei. Verschieben, erklären, beruhigen: Diese Gespräche mit verunsicherten Kunden sind für sie eine Selbstverständlichkeit.

Für die Sommersaison hegt sie zwar die Hoffnung, dass es in die europäischen Nachbarländer gehen könnte. Gleichwohl ist sie sich sicher, dass die Reisebranche die letzte sein dürfte, wenn es um die Aufhebung der Coronaverordnungen geht. Vielleicht bringe das Reisen nach Corona Veränderungen. Urlauber achten vielleicht mehr aufs Gesamtpaket. Bei der sicheren Rückkehr seinen Pauschalreisende zuletzt gegenüber Individualreisenden im Vorteil gewesen. Und vielleicht erlebten auch der Autourlaub und der Urlaub im eigenen Land eine Renaissance.

Auskünfte geben und Fragen beantworten: Das mache doch das Wesentliche eines Reisebüros aus, findet Esther Todt, die das Reiseland Donaueschingen leitet. Vom Viererteam sind zwei in Kurzarbeit, die Verbliebenen klären per E-Mail oder Telefon über Stornierungen, Umbuchungen oder die allgemeine Situation auf. Weil der Hauptteil der Buchungen, auch wegen der Ermäßigungen, schon im vergangenen Jahr erfolgten, stehe der Kunde bei Absagen vor drei Möglichkeiten: Ob es aber die Umbuchungen sind, die Umwandlung in ein Reiseguthaben oder Stornierungen, die von den verhinderten Urlaubern bevorzugt werden, lasse sich nicht sagen. Genauso unmöglich lasse sich ein Ende der Krise vorhersagen. Eins aber scheint für Esther Todt gewiss. Nach der Krise werde man sich kaum mehr dicht gedrängte Menschenmassen à la Ballermann vorstellen können.

Weniger Fernreisen. Stattdessen Reisen mit Bahn oder Auto: Davon geht auch Bärbel Gegg für die Zeiten nach Corona aus. "Und Nachhaltigkeit wird eine größere Rolle spielen", sagt sie. Gegg leitet das Reisebüro Southern Cross. Auch sie setzt sich momentan im Wesentlichen mit Stornierungen und Umbuchungen auseinander. Neubuchungen stagnieren, Anfragen für 2021 fallen gering aus. Im Sommer, das werde gemunkelt, könnte bei Urlaubsreisen etwas gehen. Momentan hangle sich die Branche von Monat zu Monat. Alternativeinnahmen seien nicht möglich. "Wir können ja schließlich keinen Lieferservice aufmachen." "90 Prozent Kümmern, zehn Prozent Geld verdienen", schätzt Gegg momentan die Anteile. Was nach der Krise bleiben werde, sei die Wertschätzung dafür, was die Reisebüros beim Beraten leisten. Das bringe die Kunden hoffentlich ins Reisebüro, in dem es nicht automatisch teurer sei als bei einer Internetbuchung.

Schlecht laufen die Geschäfte auch bei den von den Yesin Boyraz geführten Boyraz Reisen. Die kleine Firma hat sich auf Türkei-Reisen spezialisiert. "Bis zum 22.Mai darf niemand in die Türkei ein- und ausreisen", weiß Ehemann Askin Boyraz. Etliche Türken aus der Region säßen gegenwärtig in der Türkei fest, ältere Türken könnten nicht in ihr Heimatland reisen. Weil das Büro nicht den Hauptjob ausmache, sei die Situation nicht ganz so schlimm. Anderen kleinen Büros drohe jedoch die Pleite.

Die Krise auf dem Urlaubsmarkt setzt Reisebüros zu. Ein kleines in Donaueschingen musste aufgeben. 30 Jahre hat Hua Zhang die Menschen in die Sonne geschickt, jetzt musste er sein auf China-Reisen spezialisierte Büro Datang schließen. "Ich bin pleite. Das ging rasend schnell", sagt er, allerdings ohne großes Bedauern.

Er hätte den Betrieb noch ein paar Jahre geführt, doch nun sei es eben anders gekommen.

Sie enthalten einen dringenden Appell des Auswärtigen Amts (AA) und werden nur dann ausgesprochen, wenn aufgrund einer akuten Gefahr für Leib und Leben vor Reisen in ein Land oder in eine bestimmte Region eines Landes gewarnt werden muss. Deutsche, die in diesem Land leben, werden gegebenenfalls zur Ausreise aufgefordert. Seit 17. April besteht eine weltweite Reisewarnung. Sie bezieht sich auf nicht notwendige touristische Reisen. Auslandsreisende, so schreibt das AA, müssen mit weiter zunehmenden drastischen Einschränkungen im Reiseverkehr, mit Quarantänemaßnahmen und Einschränkungen des öffentlichen Lebens rechnen. (wur)