Lamin Drammeh muss wahrscheinlich gehen. Personalleiterin des Arbeitgebers fassungslos.

Donaueschingen - Heike Langenbacher ist verzweifelt. Die Personalleiterin der Firma B und B Thermo-Technik steht vor einer scheinbar ausweglosen Situation: Bei einem ihrer Schützlinge, dem Geflüchteten Lamin Drammeh aus Gambia, steht die Abschiebung vor der Tür. Und das obwohl er seit fünf Jahren in Deutschland lebt und seit drei Jahren unbefristet in der Firma angestellt ist. Schon im Frühsommer berichtete der Schwarzwälder Bote über den jungen Mann, der mit seinem Lohn sogar Deutschkurse bezahlte, um sich noch schneller zu integrieren.

"Bis jetzt haben wir uns mit befristeten Arbeitserlaubnissen von Monat zu Monat gehangelt", berichtet Langenbacher. Im Gegenzug habe Drammeh bei der Überprüfung seiner Identität kooperieren und sämtliche Papiere und Zeugnisse an die Behörden weitergeben müssen. Das könnte ihm nun zum Verhängnis werden, denn in wenigen Wochen soll in Karlsruhe geprüft werden, ob er tatsächlich aus Gambia stammt. Bestätigt sich seine Identität, wird er provisorische Papiere erhalten. "Und dann ist er weg", sagt Langenbacher.

Für den jungen Mann sei das eine extrem belastende Situation: "Es macht ihn richtig krank." Schwierige Zeiten, nicht nur für den Geflüchteten, sondern auch für das Unternehmen: Neben Drammeh beschäftigt es noch zwei weitere Gambier, denen ein ähnliches Schicksal droht. Alle drei seien wahre Muster-Mitarbeiter, so Langenbacher: "Sie sind pünktlich, fleißig und freundlich." Zudem besetzten sie Plätze, auf die es sonst keine Bewerber gebe. Sollten die Gambier also abgeschoben werden, könne die Firma die Stellen höchstwahrscheinlich nicht mehr besetzen, was wiederum die Produktion einschränken werde. Langenbacher ist ratlos: "Die drei sind bei uns unbefristet angestellt, liegen dem Staat nicht auf der Tasche und sind durch den Fußballverein auch in der Freizeit gut integriert." Eine Frage drängt sich der Personalleiterin da unweigerlich auf: "Was will Vater Staat eigentlich noch?"

Eine letzte Chance erhofft sie sich von einer Podiumsdiskussion in Villingen, zu der auch andere Firmen, die mit dieser Problematik zu kämpfen haben, kommen. Sie wollen die Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam machen. "Zum einen möchte ich natürlich unsere bisherigen Erfahrungen weitergeben", erklärt Langenbacher, "und vielleicht hat jemand ja einen Ratschlag, wie wir Lamin doch noch helfen können." Sie fühlt sich verantwortlich, denn der junge Mann vertraut ihr. Gleichzeitig weiß sie nicht, was sie ihm noch raten soll. Die Lage scheint aussichtslos.

Umso stärker appelliert die Personalleiterin an die Politik, die Gesetzeslage für Menschen wie Drammeh zu ändern. "Geflüchtete, die sich gut integriert haben, ihr eigenes Geld verdienen und von der Firma gebraucht werden, dürfen nicht abgeschoben werden. Dafür setzen wir uns ein. Es muss ein Gesetz auf den Weg gebracht werden, damit nicht nur Fachkräfte nach Deutschland kommen dürfen, sondern auch Menschen, die einfache Arbeiten verrichten. Wir brauchen Zuwanderung."