Bekommt Donaueschingen bald einen Citymanager? Foto: Simon

Zeichen stehen auf Versöhnung: Gewerbeverein, Politik und Verwaltung in Aufbruchstimmung.

Donaueschingen - Die Zeiten ändern sich: Noch im April des vergangenen Jahres hatte der Wirtschaftsförderer Theo Kneer bekanntgegeben, dass es in naher Zukunft keinen Citymanager in Donaueschingen geben werde.

Ein enger Zusammenschluss aus Stadt, Gewerbeverein und Industrie- und Handelskammer arbeite daran, den bestehenden Handel zu stärken und die Stadt für neue Händler attraktiv zu machen. Doch dann kam die Schließung von Zweisam-Mode und weiteren Geschäften, das Verkehrskonzept und ein Gewerbeverein, der der Stadtverwaltung mangelnde Kommunikation vorwarf.

Nun stehen die Zeichen auf Versöhnung. So fand im März zum ersten Mal seit Oktober 2007 eine Sitzung des Arbeitskreises Stadtmarketing statt. Dieser wurde in den 1990er-Jahren ins Leben gerufen. Das Ziel: gemeinsame Aktivitäten der Stadt und des Gewerbevereins zur Attraktivitätssteigerung und Vermarktung der Innenstadt. Vier Monate später wollen sich Verwaltung, Gemeinderat und Gewerbeverein nun auf einen zukunftsweisenden Weg machen. Donaueschingen soll einen Citymanager erhalten.

Als Impuls wurde ein Blick nach Nagold geworfen, wo der damalige Oberbürgermeister Rainer Prewo bereits 2003 einen Citymanager installiert hatte. Angela Nisch, selbst zehn Jahre Citymanagerin in Nagold, berichtete in der Sitzung von den Erfahrungen und den Vorzügen, die ein Citymanagement mit sich bringt. Nagold gilt als Erfolgmodell und Paradebeispiel für den Aufbau und die Etablierung eines erfolgreichen Citymanagements auf der Grundlage enger Zusammenarbeit zwischen Stadt und Einzelhandel.

Von der Gestaltung des öffentlichen Raumes über Öffnungszeiten und Service bis hin zu SOS – Sauberkeit, Ordnung und Sicherheit – spielen laut Nisch eine Vielzahl von Punkten eine wichtige Rolle. Gefragt wären alle: Verwaltung, Politik und auch die Gewerbetreibenden, wobei hier nicht nur der Einzelhandel, sondern auch Handwerker, Dienstleister und Gastronome berücksichtigt werden sollten. Ebenso könnten Institutionen wie Kirchen und Kindergärten sowie Ärzte eingebunden werden.

Und warum ist ihrer Meinung nach ein Citymanagement notwendig? "Es braucht eine kommunikative Schnittstelle, denn oft knallen hier Welten aufeinander", erklärt Nisch. Verwaltung und Einzelhandel würden oft nicht die selbe Sprache sprechen. Mit einer entsprechenden Kommunikation könnte beispielsweise verhindert werden, dass zwei Tage vor dem verkausoffenen Sonntag in der Fußgängerzone eine Baustelle eingerichtet wird.

Gleichzeitig bremste sie auch die Erwartungen. Der Erfolg des Citymanagements sei schwer zu messen. Viele würde in der Person eine eierlegende Wollmilchsau sehen. "Es wird viel aufgebauscht und die Erwartung geweckt, dass alles besser wird und dann alle auf einer Insel der Glückseligkeit sind", erklärt die Expertin. So bräuchte ein Citymanager Vorschusslorbeeren und vor allem auch Zeit, um wirken zu können.

Natürlich gibt es so etwas nicht umsonst: In Nagold wurde im Finanzbereich nach paritätischem Prizinzp gestartet. Für jeden Euro, den der Gewerbeverein eingebracht hat, kam auch ein Euro von der Stadt. So kamen jährlich 80.000 Euro zusammen. Mittlerweile sei aber erkannt worden, dass von den Gewerbetreibenden auch viel zusätzlicher Einsatz verlangt werde, so dass die Stadt ihren Beitrag auf 80.000 Euro erhöht habe und der Gewerbeverein weiterhin 40.000 Euro besteure.

Und genau das liebe Geld könnte die nun herrschende Aufbruchsstimmung in Donaueschingen zunichte machen. Denn aktuell könnte der Gewerbeverein nach eigenen Angaben nur 10.000 Euro pro Jahr besteuern. "Wir können uns nicht alles leisten. Es wird nicht so sein, dass der Gewerbeverein 10.000 Euro zahlt und wir 70.000 Euro", sagte CDU-Fraktionssprecher Konrad Hall. Der Gewerbeverein müsste seine Mitglieder überzeugen und womöglich neue suchen. Eine weitere Möglichkeit: "Wir haben auch große Betriebe, die sich vielleicht finanziell beteiligen möchten", sagt FDP/FW-Stadtrat Niko Reith. Schließlich sei eine attraktive und vor allem belebte Innenstadt auch ein Standortvorteil, der bei der Mitarbeitersuche helfen könnte. "Wir sollten uns an der Verkörperung und der Begeisterung orientieren und nicht an den Bedenken."

Die Intiative sei von Seiten des Gewerbevereins gekommen, so Grünen-Frkationssprecher Michael Blaurock: "Jetzt sollte nicht gezögert oder wieder zurückgezogen werden. Wir sollten einen Grundsatzbeschluss treffen, und dann stellen wir uns den Problemen." Das Manko sei in der Vergangenheit das Verhältnis zum Handel gewesen. "Und dieses Verhältnis braucht eine Erneuerung."

Reichlich Potenzial, die schönen Seiten der Stadt hervorzuheben, machen die Stadträte auch aus: "Obwohl sich der Vorstand des Gewerbevereins sehr viel Mühe gibt, tun wir uns sehr schwer, unsere schöne und tolle Stadt auch positiv darzustellen", sagt GUB-Stadtrat Franz Wild. Es brauche neue und frische Gedanken, um gegen die depressive Grundstimmung anzukämpfen. "Das Konzept passt genau für Donaueschingen und wir haben für einen Citymanager sicher Arbeit ohne Ende." Und auch SPD-Stadträtin Martina Wiemer sieht "sehr viel Potenzial", das durch eine Zusammenarbeit ausgebaut werden könnte. "Wichtig ist, dass wir ein Ziel haben und eine Sprache sprechen."

Und der Gewerbeverein? "Wir sollten schnell weitermachen und uns nicht mit Regularien aufhalten", sagt Pattrick Schmoll, der gemeinsam mit Gerhard Werb den Gewerbeverein führt. Die Fronten zwischen den Einzelhändlern und der Stadt wären zwar durch zwei Maßnahmen des Verkehrskonzeptes verhärtet, aber: "Wir müssen wieder zueinander finden."

Bereits am Mittwoch gab es auf der Seite der Einzelhändler die ersten Gespräche. Christian Köster, der die Kulinarische Einkaufsnacht für den Gewerbeverein organisiert, war in der Innenstadt unterwegs. "Wir werden bei der Kulinarischen Einkaufsnacht fünf neue Läden dabei haben", erklärt er. Im direkten Gespräch habe sich der eine oder andere noch zur Teilnahme entschieden – auch wenn er bislang nicht Mitglied im Gewerbeverein gewesen war. Und natürlich war bei diesen Gesprächen auch die Stadtmarketingsitzung und der Citymanager Thema.