Damit gelingen die Aufnahmen aus der Luft: Mit dieser DJI Mavic Pro-Drohne bereichert Murat Durul seine Videos, die er auf der Plattform YouTube veröffentlicht. Foto: Schwarzwälder Bote

Internet: Murat Durul produziert hochwertige Videos / YouTuber zeigt Schönheit der Region

Wenn Murat Durul und seine Freundin Bettina Nock wandern gehen, dann ist die Kamera stets mit dabei.

Donaueschingen (guy). Nun ist das erst mal nicht ungewöhnlich. Immerhin nehmen viele auf Ausflügen einen Foto-Apparat mit oder haben das Smartphone dabei, um Aufnahmen zu machen.

Bei Murat Durul sieht das allerdings etwas anders aus: Die Kamera liefert eine hochwertige Bildqualität. Meistens ist sie dabei noch auf eine Halterung mit einem sogenannten Gimbal montiert. Dadurch werden ruhige Bildfahrten möglich, wie in professionellen Filmen. Das funktioniert über eine kardanische Aufhängung. Mittels kleiner Elektromotoren bleibt das Bild der Kamera stets horizontal. Einer Neigung der Umgebung wird nicht nachgegeben. Außerdem mit im Rucksack: eine Drohne, mit der Aufnahmen aus der Luft gemacht werden können. Was daraus schließlich entsteht, sind hochwertige Filme, die Durul auf seinem YouTube-Kanal "Murat vloggt" veröffentlicht. Rund 20 000 Euro hat er im Laufe der Jahre bereits in dieses Hobby investiert.

Aber wie kam es überhaupt dazu? "Bevor ich vor etwa zweieinhalb Jahren mit meiner Partnerin zusammen gekommen bin, war ich sehr übergewichtig", sagt Durul. Er habe dann begonnen, sich sportlich zu betätigen: Fahrrad fahren und vor allem das Wandern hatten es ihm angetan. "Ich habe mich dann im Vorfeld über bestimmte Routen informiert", sagt er. Das macht er auch über YouTube-Videos. Was ihm dabei auffällt: "Was dort erzählt wurde, war immer sehr gut. Nur die Qualität war immer sehr gering." Das wollte er ändern.

Ohnehin schon mit großem Interesse an Video und Film, will Durul die Schönheit der Region so festhalten, dass sie begeistert. Und es gelingt. Eigentlich bekannte Orte werden so eingefangen, dass sie in anderer Weise wirken. Da fragen dann auch mal die Kollegen von Durul nach: "Wow, wo war das denn?" Umso erstaunter sind sie dann, wenn sie erfahren, dass das Video direkt in der Nachbarschaft entstanden ist. "Ein Paar hat mir auch schon erzählt, dass sie meine Videos immer anschauen, bevor sie sich zum Schlafen legen", erklärt der YouTuber. Die Schönheit der Aufnahmen und die beruhigende Stimme von Durul sorgen dafür. Entsprechende Rückmeldungen sind für eine Freude und natürlich auch eine Bestätigung für die Arbeit. So war das Paar etwa auch in Österreich unterwegs, als dort das Schneechaos ausbrach: "Wir wussten nicht, ob wir es rechtzeitig zum Arbeitsbeginn wieder nach Hause schaffen würden", berichtet Durul. Als es dann doch gelingt, wird er im Betrieb angesprochen: "Gott sei Dank habt ihr es da rausgeschafft." In Donaueschingen ruft ihm einer auf der Straße hinterher: "Regisseur."

"Manche Leute denken, man stellt sich kurz mal mit der Kamera irgendwohin, filmt ein paar Minuten und das war's dann." In Wirklichkeit stecken dahinter viel Zeit und Einsatz. Teilweise verbringt Durul mehrere Stunden mit der Auswahl einer passenden Musik. Dass Bild und Ton eine Harmonie eingehen. Da ist er Perfektionist. Das Schneiden der Filme nimmt etwa acht bis neun Stunden in Anspruch. "Daraus werden dann etwa sieben bis zehn Minuten Film." Über allem steht allerdings ganz groß der Spaß an der Sache.

Was die Nutzung der Technik betrifft, die hat Durul sich selbst beigebracht: Über das Lesen entsprechender Fachartikel, andere YouTuber, oder schlicht: ausprobieren. "Ich dachte eigentlich immer, ich bin nicht kreativ", gibt er sich bescheiden.

Sind Durul und Nock mal nicht auf einer Wandertour, dann gibt es eben Videos, in denen Durul Technik-Tipps anbietet. Die kommen auch anderen YouTubern zugute. "Es ist kein Wettbewerb unter Youtubern. Man arbeitet zusammen", erklärt der Filmemacher. Teilen, kommentieren, liken – das gehört mit dazu. Und es entstehen dadurch sogar Gemeinschaften. Daher will er auch in Donaueschingen ein YouTuber-Treffen ins Leben rufen.

Ein großer Traum sei allerdings ein eigener Kurzfilm: "Ich will da eine Video-Sequenz mit eigener kleinen Handlung machen, etwa im Wald." Dabei soll dann auch im technischen Bereich alles herausgeholt werden. Gedreht wird bei Durul immer in 4K. Das ist eine Auflösung, vier mal höher als Full HD, womit eine Videoauflösung von 1920 mal 1080 Pixeln gemeint ist. Auch soll es eine größere Tour bis nach Freiburg geben, in der alle Ortschaften auf dem Weg auch Eingang in das Video finden sollen.

Auf seinem YouTube-Kanal sind mittlerweile mehr als 150 Videos zu finden. Für sein Publikum versucht er mindestens ein bis zwei davon in der Woche hochzuladen. Sie werden schließlich von mehreren tausend Zuschauern gesehen. Nach dem Urlaub habe sich auch ein Hotel bei ihm für die tollen Aufnahmen bedankt.

Was dabei ein wenig in Mitleidenschaft gezogen ist: der Kinobesuch. "Ich schaue mir einen Film an und beurteile dann den Schnitt." Durul versucht, sich dann immer auch ein wenig kreativ beeinflussen zu lassen. "Wichtig ist mir aber die persönliche Note. Dass man merkt: Es war von mir", erklärt er. Die Entwicklung gehöre für einen YouTuber eben immer mit dazu: "YouTube bedeutet Arbeit. Selbst aktiv sein, sich permanent weiterentwickeln." Schön, dass man als Zuschauer mit dabei sein kann.

Wenn Murat Durul mit der Drohne Aufnahmen macht, fliegt stets ein rechtlicher Hintergrund mit. Eine Drohne darf nicht über jedem Gebiet und über jeder Veranstaltung fliegen.

Wie und wo ist gesetzlich geregelt. "Ich fliege nicht über Menschenmassen", sagt Durul. Auch im Bereich der Mediclin-Kliniken sei das verboten, hier befinde sich eine Flugschneise für den Hubschrauber. Durul nutzt eine App, die ihm zeigt, an welchen Stellen er in die Luft gehen kann. Außerdem hat er eine Drohnenversicherung abgeschlossen auf bis zu drei Millionen Euro. Sie kostet ihn 100 Euro im Jahr.