Auch die Linde in Donaueschingen leidet unter der aktuellen Situation. Foto: Schedler

Musikliebhaber und Touristen bleiben aus. Hotels befinden sich in schwieriger Lage.

Donaueschingen - Normalerweise wäre die Stadt vom 15. bis zum 18. Oktober voll gewesen mit besonderen Klanginstallationen, neuartiger Musik und nicht zuletzt mit vielen Musikliebhabern und Touristen. Doch dieses Jahr ist wegen Corona alles anders.

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Jedes Jahr kommen sonst um die 10.000 Besucher aus mehr als 15 Ländern nach Donaueschingen, um die Atmosphäre der Musiktage zu erleben. Davon profitierten auch die Gastronomen und Hoteliers in den vorherigen Jahren, weil die Touristen in vielen Hotels der Stadt übernachteten und die Restaurants im Städtedreieck besuchten. Doch dieses Jahr fiel die Kulturveranstaltung dem Coronavirus zum Opfer.

Das Bräustüble Donaueschingen ist prädestiniert für die gutbürgerliche deutsche Küche – deshalb haben in den vergangenen Jahren auch viele Teilnehmer der Musiktage dort gegessen, so Swen Kutruff. "Natürlich waren nicht alle Jahre gleich stark, aber die Musiktage brachten immer gute Umsätze in die Kasse", sagt der Inhaber. Deshalb sei die Absage auch "ein bisschen schade".

Doch der Gastronom versteht die Entscheidung: "Wenn man Verantwortung trägt, ist es schwierig, Entscheidungen zu treffen – egal wie." Schließlich sei die Gesundheit wichtiger als alles andere. Zwar sei der Zeitpunkt der Absage knapp gewesen, so Kutruff, aber er habe noch nicht extra dafür eingekauft, "also konnte ich noch gut auf die Absage reagieren". Kutruff habe von der Absage der Musiktage aus der Zeitung erfahren. Außerdem habe er bereits einige andere Reservierungen vorliegen. Der Gastronom versuche es positiv zu sehen, denn: "Jetzt habe ich einen Tag mehr frei, das ist auch nicht schlecht."

"Schade um jeden Gast weniger"

Jule Sauser vom Öschberghof betont: "Es ist schade um jeden Gast weniger, der wegen der aktuellen Corona-Situation nicht kommen kann." Zwar haben manche Besucher ihre Reservierung storniert, aber der Öschberghof mit seinen 217 Zimmern sei gerade gut belegt – etwa durch den Golfplatz oder die Pool-Landschaft. Sauser vermutet aber, dass die Hotels in der Donaueschinger Innenstadt einen höheren Verlust erfahren – "die sind auch einfach näher". Der Öschberghof könne die Entscheidung der abgesagten Musiktage nachvollziehen, denn gerade jetzt spitze sich die Situation wieder zu: "Die Absage war das einzig Richtige." Denn die Sicherheit für Gäste und Mitarbeiter genieße im jetzigen Moment Priorität. "Wir wünschen uns wahrscheinlich – wie alle – die Rückkehr zur Normalität", so Sauser. Dazu beigetragen habe die Aufhebung des Beherbergungsverbotes, welches vorsah, dass Hotelbetriebe keine Gäste aufnehmen durften, die aus einer Region kommen, welche mehr als 50 Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner verzeichnet. Sie betont: "Das vom Verwaltungsgericht aufgehobene Beherbergungsverbot lässt die Hotellerie in der kritischen Lage erst mal aufatmen."

Viele buchen für das kommende Jahr

Für die Linde in Donaueschingen sei die aktuelle Situation aufgrund des Coronavirus schwierig. "Ich denke, die abgesagten Musiktage sind für alle Hotels eine zusätzliche finanzielle Herausforderung", sagt Istvan Toth. Die Absage sei schade, denn das Hotel mit 28 Zimmern sei wegen den Musiktagen komplett ausgebucht gewesen. Zudem sei es schade um die Musik, denn die Gäste haben sich schließlich darauf gefreut, so Toth. Die meisten Besucher haben fristgerecht abgesagt, dennoch seien vier eigentliche Teilnehmer sowie weitere Durchreisegäste trotzdem angereist, um in der Stadt etwas Urlaub zu machen. Doch Toth sei positiv gestimmt. Denn es haben ihm zufolge bereits alle, die dieses Jahr ein Zimmer reserviert hatten, für kommendes Jahr gebucht: "Dann hat das Hotel wenigstens nächstes Jahr volle Zimmer", hofft Toth – vorausgesetzt, die Corona-Situation lasse dies zu.

Auch das Restaurant und Hotel "Die Burg" in Aasen sind betroffen von den abgesagten Musiktagen. "In den vergangenen Jahren waren viele Teilnehmer der Musiktage bei uns in den zwölf Zimmern des Hauses zu Gast", erklärt das Team um Niklas und Jason Grom. Dieses Jahr habe es trotz Corona ebenfalls viele Buchungen gegeben. "Natürlich ist das traurig, aber man muss die Entscheidung verstehen." Denn es gebe immer zwei Sichtweisen: "die unternehmerische Sicht und die des logischen Menschenverstandes". Die Durchführung der Musiktage in der jetzigen Situation wäre riskant gewesen, denn die Gesundheit habe oberste Priorität, so die Inhaber. "Die meisten Teilnehmenden der Musiktage haben fristgerecht storniert. Das bedeutet für uns leere Betten und leider einen finanziellen Verlust", erklären die Betreiber. Trotzdem seien vereinzelt Gäste angereist, um sich etwa die Sehenswürdigkeiten rund um die Stadt anzusehen: "Die Region hier ist ja auch ohne Musiktage sehenswert", sagen die Mitarbeiter um die Geschwister Grom.

Infos über die Musiktage

Die Donaueschinger Musiktage sind das älteste und traditionsreichste Festival für neue Musik weltweit. Im Jahr 1921 wurden sie unter fürstlicher Protektion gegründet und auch heute stehen sie für alle neuen experimentellen Formen auf dem Gebiet aktueller Musik und Klangkunst. Teil der Musiktage sind unter anderem Uraufführungen, Klanginstallationen, Diskussionen sowie verschiedene Workshops. Namhafte Musiker treten im Rahmen der Veranstaltung häufig auf – wie zum Beispiel das Klangforum Wien oder das Ensemble Intercontemporain.