Niko Reith (FDP). Foto: sb

Niko Reith: "Das Ergebnis tut richtig weh". Thorsten Frei: "Es war ein schwieriger Wahlkampf."

Donaueschingen - Die Wähler haben entschieden – für die Parteien und die Verantwortlichen Zeit, sich über das Ergebnis und die künftige Regierung Gedanken zu machen.

Während die einen die rot-grüne Landesregierung als deutlich abgewählt sehen, feiern andere das beste Wahlergebnis in ihrer Geschichte. Verluste werden analysiert, Gespräche geführt: Es herrscht die Aufbruchs- oder auch Katerstimmung nach der Wahl.

Der Wahlkampfmanager:

Die vergangenen zehn Monate stand Thorsten Frei an der Seite von CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf und zeichnete sich für dessen Wahlkampf verantwortlich. Und nun? Nicht nur auf Landesebene müssen die Christdemokraten herbe Verluste einfahren, auch im eigenen Wahlkreis konnte Wolf weniger Wähler als bei den beiden letzten Wahlen überzeugen. Eine alles-entscheidende Ursache hat Frei bislang nicht entdeckt. Zwar hatte Finanzminister Wolfgang Schäuble bei seinem Besuch in Donaueschingen noch kritisiert, dass Uneinigkeit in einer Partei beim Wähler selten gut ankommt, diesen Grund will der Wahlkampfmanager aber nicht gelten lassen: Vor drei Wochen gab es die erste Umfrage, in der die Grünen vor der CDU lagen. "Da kann das Papier von Wolf und Klöckner noch gar nicht eingeflossen sein, weil es nicht bekannt war", sagt Frei und nimmt Bezug auf das Papier, mit dem sich Wolf mit seiner rheinland-pfälzischen Kollegin Julia Klöckner von der Kanzlerin distanziert hatte.

Fehler im Wahlkampf: Nein. Kleinere Fehler: Ja, aber die sind menschlich. Antwort soll eine tiefgehende, ehrliche und umfassende Analyse geben. Grundsätzlich sei es ein schwieriger Wahlkampf gewesen. Erstmals musste die CDU aus der Opposition heraus in den Wahlkampf ziehen. Hinzu kam die besonderes Situation: Landesthemen, auf die die Kampagne der Christdemokraten ausgelegt war, zogen weniger. Bildungs-, Sicherheits-, oder Verkehrspolitik gerieten neben der Flüchtlingsdebatte in den Hintergrund. Auch wenn der Wahlkampf sich als Herausforderung gestaltet hat, Frei bereut nicht, die Aufgabe übernommen zu haben. "Das hätte nicht meinem Typus entsprochen." Nachdem er zehn Monate sein Abgeordnetenmandat und den Wahlkampf – "das sind eigentlich zwei Fulltime-Jobs" – unter einen Hut gebracht hat, will er sich verstärkt der Arbeit in Berlin widmen und natürlich seiner Familie.

Enttäuschung bei der FDP:

Obwohl er viel Zuspruch und Aufmunterung erfahren hat, tut das Wahlergebnis richtig weh. 136 Stimmen haben Niko Reith gefehlt, um seine Arbeit im Landtag als FDP-Abgeordneter fortsetzen zu können. "Ich habe die Arbeit einfach gern gemacht, das war mein Ding und ich hatte ein gutes Gefühl dabei", sagt Reith.

Schmerzlich ist auch die Tatsache, dass in seiner eigenen Stadt viele Wähler einen Kandidaten aus Heidelberg dem örtlichen Abgeordneten vorgezogen haben. "Ich habe die Situation in Donaueschingen auch etwas falsch eingeschätzt. Ich hätte nie gedacht, dass jeder fünfte die AfD wählt." Vor allem auch durch die Tatsache, dass Reith die Donaueschinger Notunterkunft im Landtag wiederholt thematisiert hat. Nie hätte er das Thema populistisch genutzt, immer betont, dass die Stadt Flüchtlinge aufnehmen kann, aber auch die Belastungsgrenze der Stadt berücksichtig werden muss.

Der neue Abgeordnete:

Vor neuen Aufgaben steht Lars Patrick Berg, der den Wahlkreis 55 für die AfD vertreten wird. "Wir werden uns in dieser Woche zusammensetzen – alle Abgeordneten der Partei und klären, wie wir die Fraktion organisieren wollen", sagt der 50-Jährige, der AfD-Pressesprecher im Land ist.

Neben dem Einarbeiten in die Themen will sich Berg auch auf Wohnungssuche begeben. Denn er möchte sich einen Zweitwohnsitz in dem Wahlkreis zulegen, für den er zukünftig verantwortlich ist. Wo das sein wird, weiß er noch nicht. "Ich bin ein Freund des ländlichen Raums", so Berg. Allerdings wäre es auch praktisch, wenn ein Bahnhof in der Nähe ist.

Politisch möchte er "ideologiefrei an die Sache" herangehen. Durch persönliche Begegnungen möchte er die Menschen überzeugen. "Ich bin kein Wutbürger und auch kein Schreihals", beschreibt sich Berg und hofft, dass ihn die Menschen in seinem Wahlkreis nicht nur über die Partei wahrnehmen, sondern auch als "Menschen und Abgeordneten".