Ein Bild, das die Patienten und Helfer eines so genannten Vereins-Lazaretts in Donaueschingen zeigt. Im heutigen Biedermann-Museum trafen sich die Offiziere, welche in Donaueschingen zur Genesung waren wie in einer Art Club. Fotos: Sammlung Hönle Foto: Schwarzwälder-Bote

Junge Männer ziehen freudig in den Krieg / Am 3. Oktober 1913 neue Kaserne bezogen / IV. und letzter Teil

Von Wilfried Strohmeier

Donaueschingen. Im städtischen Archiv ist ein Album mit über 110 aufgelisteten Toten aus Donaueschingen vorhanden. Einige waren Kinder der Stadt, andere waren hier in der Kaserne stationiert.

Das bürgerliche Donaueschingen wurde vom Ersten Weltkrieg erfasst und war bis zu einem gewissen Grad auch kriegsbegeistert, vor allem die jungen Männer. Zeugnis davon geben die Abiturientenkarten ab, die zu damaliger Zeit jedes Jahr vom Abschlussjahrgang des Fürstenberg-Gymnasiums aufgelegt wurden. Willi Hönle hat in seiner Sammlung einige dieser seltenen Zeitdokumente gesammelt und sich mit der Zeit beschäftigt. Diese Postkarten zeigen verschiedene Motive von Soldaten, wie sie freudig in den Krieg ziehen. Man war zu Beginn auch davon überzeugt, dass der Krieg nicht allzulange dauern wird und die Abiturienten witterten eine schnelle Chance auf Karriere, erzählt er.

Altes Kasernenareal im Gebiet Linsenösch

Donaueschingen war um die Jahrhunderwende die westlichste Garnison im Südwesten, es schloss sich bis zum Rhein so etwas wie eine entmilitarisierte Zone an. Stationiert waren hier zunächst rund 500 Mann in der Kaserne, die sich um 1900 jedoch noch an anderer Stelle als heute befand. Das Kasernenareal erstreckte sich ungefähr von der Lehenstraße, über das heutige Gebiet der Realschule und dem Bereich Linsenösch bis zum Hindenburgring. Hier waren Exerzierplatz, Mannschaftsunterkünfte und sonst alles, was eine Kaserne so benötigt. Um 1910 begann man damit, die Gebäude der heutigen Kaserne zu errichten. Als erstes waren die beiden großen Häuser entlang des Hindenburgrings, Ecke Villinger Straße dran.

Während des Ersten Weltkriegs baute man weiter, jedoch nicht mehr mit der großen Intensität. Es fehlten sowohl Handwerker als auch das Baumaterial. Am 4. Oktober 1913 wurde der Neubau feierlich bezogen. Zu diesem Anlass gab es einen Appell vor dem Rathaus, damals stand noch der Kaiserbrunnen auf dem Platz, auf dem heute der Musikantenbrunnen die Fläche ziert.

In der Stadtchronik ist folgendes nachzulesen: "Donaueschingen war gerade wenige Monate Garnisonsstandort (und Sitz eines Standortkommandos), als die hier einliegenden Truppen am 6. August 2014 in den Krieg zogen: 26 Offiziere, 1054 Unteroffiziere und Mannschaften, 58 Reit- und Zugpferde sowie 23 Fahrzeuge. Die verwaiste Garnison wurde erst im Februar 1915 durch das 1. Ersatz-Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 112 wieder belegt. Das aktive Regiment kehrte erst am 7. Januar 1919 nach Donaueschingen zurück. Dessen Bilanz zwar erschütternd: 93 Offizier, 281 Unteroffiziere und 2662 Mannschaften hatten auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs ihr Leben gelassen."

Im städtischen Archiv bewahrt Raimund Adamczyk ein Album auf, in dem über 110 Männer verzeichnet sind, die auf den Schlachtfeldern blieben. Jeder von ihnen mit Bild, kurzer Vita und wo sie ihren "Heldentod" erlitten. Jeder von ihnen ein Einzelschicksal, jeder von ihnen Bruder und Sohn oder Vater. Druckten die Zeitung zu Beginn des Krieges noch Verlustlisten der Gefallenen, hörte dies bald auf. Es wäre zu demoralisierend gewesen für die Deutsche Bevölkerung.

Männer, die das Feldlazarett überlebten, wurden zur Genesung in so genannte Vereins-Lazarette geschickt. Diese wurden meist vom Roten Kreuz und von Frauenvereinen betrieben – auch in Donaueschingen. Hier gab es eines im so genannten Karlshof, dies ist das Gebäude zwischen heutigem Möbelhaus Häring und der Firma Kempter in der Josefstraße, im Bahnhofshotel war eines, bis 1915 in der Festhalle und in der Volksschule – der heutigen Feurstein-Schule. In den Festräumen des Fürstenberg Museums (heute Museum Biedermann) war ein Soldatenheim eingerichtet. Dort war der soziale Treffpunkt der Soldaten mit Lesesaal.

Die Versorgungslage der Bevölkerung war teilweise katastrophal. Dies war ein Grund, warum der Fürst das Gelände vor dem Schloss zum Kartoffelacker umpflügen ließ. Im Kriegsjahr 1915 wurden laut Zeitzeugenberichten 150 Zentner Kartoffeln geerntet. Auch unterstütze der Fürst die Armee mit Rohmaterial. An der nördlichen Fassade des Schlosses gab es ein Kupferdach. Dies ließ er herunterreißen und abdecken, später ließ er ein Blechdach montieren. Der Krieg schritt voran und mit ihm auch die Technik. Es kamen die ersten Fliegerstaffeln, später auch Panzer. Das Gemetzel auf den Schlachtfeldern Europas bekam eine ungeahnte Eigendynamik.

Mehrere Fliegerangriffe auf Donaueschingen

Zu Kriegsende bilanzierte man in Donaueschingen mehrere Fliegerangriffe, darunter ein größerer vom 12. Oktober 1916, bei dem mehrere Häuser beschädigt wurden. Nach Ende des Krieges ging es Schlag auf Schlag. Am 9. November 1918 kam es zur Gründung eines Soldatenrats, der offiziell die Macht übernahm, Baden wurde am 14. November Republik und am 5. Januar 1919 wurde in ganz Baden, so auch in Donaueschingen, Wahlen zu verfassungsgebenden Nationalversammlung auf Reichsebene abgehalten, die Weimarer Republik entstand. Der Adel war entmachtet.

Dies war der vierte und letzte Teil unserer Reihe, die Donaueschingen in Verbindung mit dem Fürstenhaus Fürstenberg und dem Ersten Weltkrieg zum Thema hatte.