Jahrelang hat Konrad Hall nicht nur im Kinder- und Jugendmuseum die das Getriebe gedreht, sondern auch in der Kommunalpolitik. Bei der nächstens Kommunawahl tritt der CDU-Stadtrat, der 25 Jahre im Gemeinderat saß und seit 20 Jahren Fraktionssprecher ist, nicht nicht mehr an. Das Kinder- und Jugendmuseum wird er weiterhin als Vorsitzender führen. Archiv-Foto: Jakober Foto: Schwarzwälder Bote

Ära: CDU-Fraktionssprecher hört als Gemeinderat auf / 25 Jahre lang prägte er mit seinen Ideen die Stadt

Konrad Hall wird nicht mehr bei der Kommunalwahl antreten. "Ich werde in der nächsten Legislaturperiode nicht mehr dabei sein", sagt der CDU-Fraktionssprecher, der 20 Jahre die Christdemokraten im Donaueschinger Gemeinderat angeführt hatte. 25 Jahre saß er im Gemeinderat.

Donaueschingen (jak). "Ich höre ungern auf, aber man soll aufhören, solange es noch weh tut", sagt Hall. Die Stadt liege ihm am Herzen und über die Jahrzehnte hinweg habe er stets versucht gemeinsam mit Mitstreitern – sei es nun in der eigenen Fraktion, im gesamten Gemeinderat oder in der Verwaltung – die Stadt zu gestalten. Nie dürfe man den Blick auf das Gesamte verlieren.

Zum Beispiel beim Verkehrskonzept: Auch wenn es nun Kritik gibt und es in manchen Punkten nicht ganz so funktioniere, wie gedacht, müsse doch das Ziel verfolgt werden, die Innenstadt attraktiv zu gestalten. Schließlich sei die Innenstadt zu schade, um sie schnellstmöglich mit dem Auto zu durchqueren. Die Umgestaltung sei mit dem Residenzbereich gelungen. Dieser eigne sich auch hervorragend als Startpunkt für weitere Projekte. So müsse nun endlich auch die Sanierung der südlichen Innenstadt begonnen werden.

"Mein Ziel war nie der Kompromiss, sondern immer der Konsens."

Und worauf ist der CDU-Stadtrat in den vergangenen 25 Jahren besonders stolz? "Wie wir gemeinsam die Kindergarten- und die Schullandschaft gestaltet haben", sagt Hall. Auch die Donauhallen seien ein sehr gelungenes Projekt. Auch wenn man im Vorfeld viele Punkte intensiv diskutiert und um die bestmögliche Lösung gerungen habe. "Mein Ziel war nie der Kompromiss, sondern immer der Konsens", sagt der CDU-Fraktionssprecher. Durchaus selbstkritisch schreibt er sich auch zu, doch auch gelegentlich für die am politischen Prozess Beteiligten ein "anstrengender Fraktionssprecher" gewesen zu sein – und dann habe er noch eine "große Fraktion" im Rücken gehabt. Da dürfe man schon das eine oder andere auch mal deutlich ansprechen. "Auch wenn ich mich oft mit der Verwaltung gekabbelt habe, es ging immer um die Sache", so Hall. Die 25 Jahre Gemeinderatsarbeit hätten immer viel Spaß gemacht, die Kollegen aller Fraktionen würden ausnahmslos respektvoll miteinander umgehen.

Doch nach 25 Jahren sei es auch einmal an der Zeit, Abschied zu nehmen: "Sicher hat ein anderer auch gute Ideen und bringt die Stadt voran", sagt Hall. Doch dass er nicht mehr bei der Kommunalwahl antritt, heiße nicht, dass er der Stadt den Rücken zukehre. Schließlich gibt es ja noch sein Herzensprojekt: das Kinder- und Jugendmuseum, dass er weiterhin als Vorsitzender führen möchte. Und das nächste Projekt steht auch schon an: Konrad Hall möchte ein Haus in Donaueschingen bauen. "Der Rest der Zeit, die dann noch übrig bleibt, wird sich sicher auch ganz schnell füllen."

Schon mit seiner Haushaltsrede macht Hall klar, dass er nicht mehr antreten werde. Denn mit diversen Anträgen hat er quasi sein politisches Vermächtnis jetzt schon auf den Weg gebracht und auch deutliche Aufgaben für die Zukunft formuliert. Immer wieder wird im Gemeinderat diskutiert: Gibt es Förderprogramme? Sollen Projekte auch ohne Zuschüsse realisiert werden? Und gibt es gar Programme, die die Stadt noch nicht entdeckt oder angezapft hat. Hier will Hall zukünftig mehr Transparenz: "Wir bitten einmal jährlich um einen Bericht, welche Förderprogramme bei EU, Bund und Land für unsere Stadt relevant sind, welche Förderanträge gestellt wurden und wo wir erfolgreich waren und wo wir leer ausgegangen sind", sagte der Fraktionssprecher in seiner Rede.

Außerdem soll auch die Wirtschaftsförderung stärker in den Blick rücken. "Wir bitten jährlich um einen Bericht, welche Aktivitäten im Bereich Wirtschaftsförderung geplant sind, welche umgesetzt wurden und wie die Strategie den Randbedingungen angepasst wird."

Im Bereich der Bildungslandschaft präsentiert der CDU-Fraktionssprecher in seiner Haushaltsrede gleich zwei neue Ideen: "Nachdem sich die Bedarfe in den Schulen, mit der Digitalisierung, der Schulsozialarbeit und anderem immer mehr verändern, beantragen wir, im kommenden Frühjahr über die Verteilung der Sachkostenbeiträge zwischen Stadt und Schulen neu zu beraten", formuliert Konrad Hall. Und auch der untere Bereich des Konversionsareals, der ja durchaus noch viel Raum für Ideen liefert, inspiriert Hall für einen weiteren Antrag.

Ein Zentrum für Existenzgründer auf dem Konversionsareal

Mit Blick auf das vielfältige Bildungsangebot der Stadt stelle sich die Frage, was noch benötigt werde. "Mit Blick auf die tollen Unternehmen in unserer Stadt, wie zum Beispiel IMS Gear, die immer auf der Suche nach gut ausgebildeten Mitarbeitern sind und auch Kooperationen suchen, möchten wir einen Vorschlag machen: Wir sollten in dem vorderen Teil des Konversionsareals ein Existenzgründerzentrum zusammen mit verschiedenen Partnern auf die Beine stellen, einen sogenannten ›Inkubator‹." Auch dieses Thema sollte im kommenden Jahr noch ausführlich diskutiert werden.

Im Bereich Städtebau und Stadtentwicklung präsentiert Hall gleich vier Anträge: Für das Parkdeck hinter dem Rathaus sollten Ladesäulen für E-Autos geprüft werden, da diese im Moment vom Land gefördert werden. Bei der Detailplanung für die Sanierung der südlichen Kernstadt soll mit dem neuen Gemeinderat wieder eine Zukunftswerkstatt mit Beteiligung von Bürgern, Händlern, Unternehmern, Gastronomen und anderen veranstaltet werden. Um die Standortattraktivität zu steigern, müssten die Planungen für weitere Gewerbeflächen in Donaueschingen mit Hochdruck voran treiben werden. Und über die städtebauliche Entwicklung des Bereichs der jetzigen Realschule, der im Jahr 2022/23 frei werden wird, sollte der Gemeinderat sich im kommenden Jahr erste Gedanken machen. "Wir erhalten da eine wunderbare innerstädtische Entwicklungsfläche", sagt Hall. Doch der Blick richtet sich auch auf die Ortsteile. Dort sollte die Entwicklung von Projekten für Mehrgenerationenwohnen, altersgerechtes Wohnen und betreutes Wohnen in den Ortsteilen unterstützt werden.

Im Bereich Kultur richtet sich der Blick schon auf den 100. Geburtstag der Musiktage, der im Jahre 2021 gefeiert wird. Dauerhaft sollten Musikinstallationen von der Donauhalle beginnend bis zur Donauquelle das ganze Jahr die Musiktage präsent halten.

Und so wird der Gemeinderat in seiner neuen Konstellation nach der Kommunalwahl im Mai sicher noch das ein oder andere Mal über eine Idee von Konrad Hall sprechen.

Große Wechsel im Gemeinderat: 2016 wurde der Haushalt noch mit Claudia Jarsumbek (GUB), Michael Blaurock (Grüne), OB Erik Pauly, Wolfgang Karrer (SPD), Markus Kuttruff (FDP/FW) und Konrad Hall (CDU) verabschiedet. Jarsumbek und Karrer sind mittlerweile aus dem Rat ausgeschieden, Kuttruff hat die Rolle des Fraktionssprechers an Bertolt Wagner übergeben und Hall hört zum Ende der Legislaturperiode auf. Blaurock wird wieder antreten.