Seit 105 Jahren erinnert der Diana-Brunnen am Postplatz an die Besuche des deutschen Kaisers Wilhelm II. in Donaueschingen. Gestaltet wurde der Brunnen von Wilhelm Sauer. Foto: Limberger-Andris Foto: Schwarzwälder-Bote

Diana-Brunnen erinnert seit 105 Jahren an die 14 Besuche des deutschen Kaisers in Donaueschingen

Von Stefan Limberger-Andris

 

Donaueschingen. Der Diana-Brunnen, eines der städtebaulich prägenden Elemente Donaueschingens, erinnert seit 105 Jahren an die Besuche des deutschen Kaisers Wilhelm II. in Donaueschingen.

Der Brunnen ist eines der prägenden Elemente des "Gebiet an der Stadtkirche". Dieses Gebiet zwischen Schützenbrücke und St. Johann wird ab 2013 saniert. Der Diana-Brunnen, der eine "kaiserliche" Entstehungsgeschichte hat, wird dabei eine städtebauliche Schlüsselrolle spielen.

14 Mal zwischen 1900 und 1913 weilte Wilhelm II. auf Einladungen vom Max Egon II. Fürst zu Fürstenberg in Donaueschingen. Meist waren es mehrere Tage, an denen sich der deutsche Kaiser der Jagd in fürstlichen Wäldern widmete. Zum vierten Aufenthalt der Kaiserfamilie, Wilhelm II. hatte Kaiserin Auguste Viktoria und Prinzessin Viktoria Luise mitgebracht, kam Max Egon II. der Gedanke, dem Herrscher einen Brunnen zu stiften.

Der Bildhauer Wilhelm Sauer erhielt den Auftrag. Da zwei verschiedene Entwürfe eines zunächst angedachten Hubertus-Denkmals mit Hirsch nicht zusagten, beschäftigten sich Kaiser und Fürst bei einem weiteren Besuch Wilhelm II. vom 14. bis 17. November 1905 erneut mit dem Brunnen. In flüchtigen Strichen skizzierte das deutsche Staatsoberhaupt mit Blaustift eine Diana auf einem Brunnensockel, der von zwei Delphinen gestützt wird. Mit Rotstift notierte Max Egon II. stolz, dass der Entwurf vom Kaiser stammte.

Der erste Gestaltungsvorschlag zur Göttin der Jagd missfiel. Optisch nicht leicht genug erschien dem Fürsten die Diana, die Wilhelm Sauer abgeliefert hatte, das Brunnenbecken zu klein. Im Mai 1806 gefiel schließlich ein zweiter Entwurf, lediglich Hirsch-, Fuchs- und Wildschweinköpfe sollten weggelassen werden. Wilhelm Sauer inspizierte den Standort für den Brunnen am Postplatz schließlich höchst persönlich, schlug vor, das Gelände um 80 Zentimeter aufzufüllen, damit der Brunnen über drei Stufen erreicht werden könne.

Im Sommer 1907 war das Denkmal schließlich fertig, am 5. November sollte die Diana aus der Gießerei nach Donaueschingen überführt werden. Max Egon II. legte den 15. Dezember 1907 als Datum fest, den Brunnen nach seiner Rückkehr aus dem böhmischen Lana einzuweihen. Auf große Feierlichkeiten verzichtete das Fürstenhaus, weil Friedrich I. Großherzog von Baden am 29. September 1907 verstorben war. Zur Einweihung waren neben dem Künstler auch Donaueschingens Bürgermeister Hermann Fischer, Stadträte, Vertreter des Landes sowie staatlicher und fürstlicher Behörden gekommen

Mehrere Monate später, am 8. Mai 1808, rollte um 14 Uhr der Sonderzug des Kaisers in den Bahnhof Donaueschingen ein. Wilhelm II. und Auguste Viktoria brachten Prinz August Wilhelm zur Brunnenbesichtigung mit. Die Stadtkapelle spielte auf, Bürgermeister Hermann Fischer und Stadträte hatten sich eingefunden. Wilhelm Sauer erhielt am Abend beim Schlossempfang für seine Leistung vom Kaiser den "Roten-Adler-Orden IV. Klasse".

Über den gegossenen Auerhahn-Kopf auf der Rückseite des Denkmalsockels gibt es übrigens eine besondere Geschichte. Wilhelm Sauer bestellte im April 1907 in der fürstlichen Kanzlei einen frisch geschossenen Auerhahn. Naturgetreu wollte er die Augen und Rosen (rote Hautstellen) am Wasserspeier abbilden. Kanzleirat August Schulte wies entnervt darauf hin, dass Auerhähne während der Balz im August geschossen werden. Letztlich wurde der Künstlerwunsch erfüllt, obgleich Wilhelm Sauer dann doch zum Schluss kam, dass das Tier wegen eines Kopfschusses für sein Anliegen unbrauchbar sei.

u Wilhelm Sauer

Der Bildhauer Wilhelm Sauer wurde am 23. September 1865 in Adelshofen geboren und starb am 20. März 1929 in Durlach. Als gelernter Schreiner arbeitete er zunächst als Holzbildhauer. An der Akademie Karlsruhe schrieb er sich bei Hermann Volz als Schüler ein und studierte zehn Jahre lang bis 1896 bei ihm. Es folgten ab 1903 Studienreisen nach Paris und ins italienische Rom. Dort arbeitete er bei Joseph von Kopf. Als Lehrer an der Malerinnenschule in Karlsruhe war er ab 1909 Lehrer für Modellieren.

Künstlerisch verewigte sich Wilhelm Sauer außer durch den Donaueschinger Diana-Brunnen unter anderem in Bräunlingen: Dort stellte er 1909 Friedrich I. Großherzog von Baden in einer Büste dar. Überhaupt arbeitete er viel für den deutschen Adel: In Gondelsheim fertigte er Bauplastiken am Schloss der Grafen Douglas an, in Karlsruhe den Siegfriedbrunnen, die Büsten der Vierungspfeiler in der Großherzoglichen Grabkapelle sowie Bauplastiken an der Johannes- und der Christuskirche. Im Stadtgarten findet sich eine Skulptur, eine Kindergruppe mit Ziegenbock. In Offenburg schließlich ist ein Denkmal für die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 auf dem Marktplatz erhalten, das am 4. Juni 1893 enthüllt wurde. Und in Schopfheim findet sich ein Denkmal für Friedrich I. sowie die Gefallenen des deutsch-französischen Krieges 1870/71 bei der evangelischen Stadtkirche.