Jule Hessemann hat einfach gehandelt: Die Verantwortlichen des Tennisclubs hatten zwei Jahre lang vergebens nach einem Nachfolger für Frank Büchler gesucht, der nach 18 Jahren das Amt als Kassierer niederlegen wollte. Jetzt hat sie sich bereit erklärt, einzuspringen. Foto: Reichart Foto: Schwarzwälder Bote

Vereine: Tennisclub vor dem Aus gerettet

Wenn nicht ihr, dann eben wir: So lautet offenbar das Motto für engagierte junge Leute beim Tennisclub Wolterdingen.

Donaueschingen-Wolterdingen. Wie berichtet, hat sich die 15 Jahre alte Jule Hessemann bereit erklärt, als stellvertrtende Kassenverwalterin beim Kassierer Frank Büchler das Amt zu erlernen, um gegebenenfalls bei Erreichen der Volljährigkeit selbst den Posten zu übernehmen.

Es hört sich vielleicht etwas theatralisch an, aber wenn das junge Mädchen nicht beherzt die Initiative ergriffen hätte, wäre der Paukenschlag wohl perfekt gewesen – und der Verein wäre ganz ohne Kassierer dagestanden, was eventuell zur Vereinsauflösung geführt hätte. Erst ungläubig und sprachlos, aber dann auch dankbar war der Vorsitzende des Tennisclubs, Armin Strobel.

Doch was waren Jule Hessemanns Beweggründe, sich so für den Verein einzusetzen? Ihr wurde der Tennissport quasi in die Wiege gelegt. "Mein Vater Dirk und auch mein Großvater Bernhard – er war langjähriger Vorsitzender und ist noch aktiv bei den Herren 70 – spielen Tennis. Und seit ich denken kann, war ich auch bei Vereinsveranstaltungen immer mit dabei", sagt die 15-Jährige. Sie habe nur gute Erinnerungen an diese Zeit.

Und gerade diese Zeit mit den verschiedensten Vereinsturnieren vermisse sie. Es sei schade darum, denn diese Turniere würden auch die Kameradschaft unter den Mitgliedern stärken. Sie selbst betreibt seit etwa sechs Jahren den weißen Sport und möchte den "auch weiterhin in ihrem Heimatort" ausüben. Sie gehört zur zweiten Bezirksliga-Juniorinnen-Mannschaft, die aktuell als Vize-Meister die Runde abschließen konnte.

"Wenn die mittlere Mitgliederschicht nicht vorausgehen will, machen wir Jugendliche dies eben", sagt die selbstbewusste Gymnasiastin. Ihr Vater sah ihre Entscheidung, bei Kassierer Frank Büchler in die Lehre zu gehen, anfangs als etwas übereilt an, denn dies bringe schon eine gewisse Verantwortung mit sich. "Doch es ist auch gut, wenn die Jugend etwas bewirken will, hoffentlich ziehen auch alle mit", fügte er an.

Jule Hessemnann hofft, dass das Interesse am Tennis bei den jungen Leuten steigt, denn die Ausbildung durch die Tennisschule Samurai sei gut. Und sie möchte sich auch mit ihren Mitstreiterinnen gerne mit einbringen, um mit diversen Aktionen den Verein finanziell zu unterstützen.

Doch nicht nur Tennis gehören zu ihrem Hobbys. Ihr Vater Dirk bemerkt schmunzelnd, dass sie auch das Umland unterstützt: So ist sie aktive Fußballerin bei den B-Juniorinnen in Pfohren, und nachdem sie den DFB-Juniorcoach-Schein in der Tasche hat, trainiert sie eine Fußball-Bambini-Gruppe in Grüningen. Und weil es so schön ist andere zu unterstützen, gibt die sprachbegabte Jule – sie lernt Französisch, Spanisch und Englisch – auch noch Nachhilfe in letztgenannter Sprache.

Mit dem 18-jährigen Beisitzer Tim Büchler sind es schon zwei junge Leute, die im Vorstand mitreden. Und sie spinnen ihre Gedanken weiter: "Wenn es dann wieder gilt, den Schriftführerposten zu wählen, hätten wir Jungen auch schon eine Nachfolge auf Lager", fügt Jule Hessemann lächelnd an.

Für den Wolterdinger Tennisclub übernimmt seit zwei Jahren auf wohl qualitativ hohem Niveau, wie man hört, die Tennisschule Samurai in Donaueschingen das Ganzjahrestraining. Interessierte Kinder-und Jugendliche, die sich für das Angebot des Tennisclubs interessieren, können sich bei Jugendleiterin Tünde Krummhaar unter der Telefonnummer 07705 / 91 91 18, oder beim Vorsitzenden Armin Strobel, Mobiltelefon 0172/ 7 42 97 53, melden.