Austritt: Nach seiner Frau Doris kritisiert auch er heftig die Entwicklung der Partei
Donaueschingen (jak). Es war ein wirklich harter Schritt für Joachim Senger, doch am Ende die letzte Konsequenz, die dem Grüninger noch geblieben ist: der Austritt aus der Partei, in der er von Beginn an Mitglied war und die er im Kreis aufgebaut hat. Doch in jüngster Zeit hatte es zwischen dem Ehepaar Senger und vor allem dem rechten Flügel der AfD immer wieder Ärger gegeben. Nicht zuletzt war Doris Senger, amtierende Landtagsabgeordnete – einst der AfD und mittlerweile aus der Fraktion ausgetreten – bei der Nominierungsversammlung abgesägt worden.
"Ich habe mich ab April 2013 gerne und aus Überzeugung für die Ziele der neugegründeten Partei eingesetzt und viel Zeit und Geld investiert", sagt Senger. Im Juni 2013 gründeten er und seine Frau mit zwölf anderen Personen den AfD-Kreisverband Schwarzwald-Baar. Er habe diesen bis Februar 2018 sehr erfolgreich geführt und mit 109 Mitgliedern abgegeben.
Doch warum nun der Bruch? Was Joachim Senger nach eigenen Angaben seit geraumer Zeit zunehmend stört, ist, dass fast jeder, der durch die Wahlen in den Landtag oder Bundestag einziehen konnte, den größten Teil seiner Zeit darauf verschwendet, den anderen das Wasser abzugraben. "Hier kämpft fast Jeder gegen Jeden und leider oftmals auch mit unfairen Mitteln", sagt Senger. Politik für den Bürger werde nicht gemacht. Macht verführe, und manch einer oder eine sei dieser Verführung erlegen. Senger spricht sogar von Geldgier.
Sachliche Kritik zu üben, das sei die Rolle einer Oppositionspartei. Sengers Meinung nach sollte man dies aber in einem gemäßigten Tonfall machen und nicht verbissen und zynisch, und schon gar nicht arrogant, das stünde niemandem gut zu Gesicht. "Wenn sich einfache, schlichte Gemüter mit einem Rentenmodell befassen, ist das sehr ehrenwert. Wenn sie aber ein von anderen entwickeltes Rentenmodell als das ihre ausgeben – nun ja, dann ist das eben so", erklärt der Grüninger. Ob dies der AfD nütze, sei fraglich.
Doch Senger ist sich sicher: Den Bürgern jedenfalls sei dies zuwider. Er teilt kräftig aus: "Und ob empathielose Pseudointellektuelle mit der Unterstützung fragwürdiger Figuren auf der untersten Parteiebene einen Kreisverband auf Dauer erfolgreich führen können, bleibt abzuwarten." Er wolle auf keinen Fall mit jenen "Wichtigtuern", die mit "unsäglichem und häufig unqualifiziertem Geschrei" beim Bundesparteitag in Kalkar an die Öffentlichkeit getreten seien, in einem Atemzug genannt werden. "Dafür setze ich meinen guten Ruf, insbesondere beruflich, nicht mehr aufs Spiel." Seine Hoffnungen, dass Jörg Meuthen den Kurs der Partei nachhaltig ändern könnte, kann er nicht mehr erkennen. Aus seiner Sicht sei die vielfach herbeigeredete Spaltung der Partei längst eingetreten.