Er sei zur Teilnahme an der Drückjagd gezwungen worden, behauptet Sebastian Back. Zudem erhebt er Vorwürfe gegen die Jagdpraktiken auf der Länge und die Rechtfertigungen von Fürstenberg-Forst-Betriebsleiter Jens Borchers (rechts). Das Bild zeigt die Einweisung der Jäger vor der umstrittenen Jagd auf der Länge. Foto: Beathalter

Sebastian Back platzt Kragen: "Aus meiner Sicht wird so etwas ganz schnell zur Hetzjagd, und die ist verboten."

Donaueschingen/Hüfingen/Bräunlingen/Blumberg - Sebastian Back aus Blumberg ist Jäger aus Leidenschaft. Doch die ist ihm nach der Drückjagd im Längewald vergangen. Man habe ihn zur Teilnahme gezwungen, behauptet Back.

Seit 14 Jahren ist der 39-Jährige fast täglich in seinem Wald unterwegs. Viel Zeit investiert er dabei in Aufgaben, die mit der Pacht eines Gebietes einhergehen: Verbiss-Schutz und Wildschadensverhütung. Kommt es in seinem Revier zu einem Wildunfall, wird er auch einmal nachts um drei aus dem Bett geklingelt. "Mir ist quasi jedes Reh bekannt", meint Back, "Ich habe einen guten Überblick, wie viel es hier von allem gibt." Er liebt es, draußen in seinem Wald unterwegs zu sein. Und natürlich ist er auch ein Verfechter der Jagd: "Für mich ist die Jagd nicht bösartig. Wenn man sie richtig ausübt."

Jäger: "Aus meiner Sicht wird so etwas ganz schnell zur Hetzjagd, und die ist verboten."

Doch damit hätten viele Jagdmethoden, die heutzutage in seinen Nachbarrevieren angewendet würden, nichts mehr zu tun, meint Back. Schon seit einiger Zeit fühlt er sich immer wieder ungerecht behandelt. Bisher habe er darüber Stillschweigen bewahrt, aber nach den Vorkommnissen im Rahmen der revierübergreifenden Drückjagd vom 10. Oktober sei damit Schluss. "Man muss still sein, dann hat man seine Ruhe", sagt Back, "aber das wollte ich jetzt einfach nicht mehr."

Der Grund dafür? Als Pächter eines Waldgebietes auf der Länge wurde auch der Hobbyjäger von Fürstenberg Forst per Mail-Verteiler zu der Drückjagd eingeladen. Doch Back gefiel die Methodik von Anfang an nicht: Dass 250 Jäger, die an dem Tag auf die Pirsch gehen sollten, empfand er als völlig übertrieben. Noch viel mehr störte er sich an der Zahl der Hunde, die das Wild durch den Wald treiben sollten: 60 habe das Forstamt zu diesem Zeitpunkt bereits zusammen gehabt, erinnert sich Back. 150 weitere Hundeführer hätten die Teilnehmer noch akquirieren sollen, "um eine erfolgreiche Jagd zu gewährleisten". Für Back problematisch: "Aus meiner Sicht wird so etwas ganz schnell zur Hetzjagd, und die ist verboten."

Selber bei Drückjagd noch nie geschossen

Aus Erfahrung wisse er zudem, dass die Regel, nur zu schießen, wenn sich alle vier Hufe des Rehwilds auf dem Boden befinden, in rund 95 Prozent der Fälle bei Drückjagden nicht eingehalten werde: "Das ist auf solch einer Veranstaltung so gut wie unmöglich. Das Wild wird ja getrieben, und da bleibt es eigentlich nie stehen." Deshalb habe er auf einer Drückjagd noch nie geschossen.

All diese Bedenken äußerte der Hobbyjäger in seiner Absage an das Forstamt. "Daraufhin erreichte mich eine Mail, in der sie sich für meine Einschätzung bedankten und so weiter." Wirklich ernst genommen habe er sich nicht gefühlt, doch damit hätte Back leben können. Mit dem, was dann folgte, hatte er dagegen nicht gerechnet: "Ein paar Tage später erhielt ich eine Nachricht aus dem Rathaus in Blumberg. Man sagte mir, ich sei vertraglich dazu verpflichtet, an der Drückjagd teilzunehmen." In seinem Vertrag habe er die entsprechende Vereinbarung noch einmal nachgelesen, so Back: "Dort stand lediglich, dass ich an einer revierübergreifenden Jagd pro Jahr teilnehmen müsste, nicht an welcher." Er wollte dieser Pflicht bei einer kleineren Veranstaltung nachkommen.

"Aber die Stadt behauptete, ich müsse unbedingt bei der Drückjagd von Fürstenberg Forst mitmachen", erzählt er. "Durch die Blume" sei ihm mit Konsequenzen gedroht worden. Da diese auch seinen Vorpächter und guten Bekannten getroffen hätten, habe er diesem zuliebe schließlich nachgegeben. Und weil ihm von vielen geraten worden sei, Ruhe zu geben.

Also war er dabei, als 250 Jäger den Längewald aufmischten. "Aber nur, um Ärger zu vermeiden. Geschossen habe ich kein einziges Mal", betont Back. Denn die Veranstaltung habe in seinen Augen auch gar keine Rechtfertigung gehabt. "Jens Borchers von Fürstenberg Forst spricht dauernd von einem übermäßigen Verbiss, der den Wald bedrohe und von viel zu hohen Reh- und Sikawild-Beständen. Aber ich frage mich ehrlich gesagt, wo die sein sollen, wenn auf einer Jagd mit so vielen Schützen gerade einmal 30 Sikas und zehn Rehe geschossen werden."

Vorgabe nicht zu erfüllen

In seinem Revier weise jedenfalls kein einziger Baum Verbiss auf, was ihm durch ein Forstgutachten des Kreisforstamts bestätigt worden sei. Im Gegenteil sei es für ihn fast unmöglich, die Vorgabe zu erfüllen, im laufenden Jahr 18 Rehe zu schießen: "Bis jetzt habe ich vier. Wo soll ich die Tiere denn hernehmen, wenn sie nicht da sind?"

Dass die Lage in den anderen Revieren auf der Länge auf dramatische Weise anders aussieht, wagt der Jäger zu bezweifeln. Seine These: "Ich denke, das Forstamt scheut schlicht die Kosten der Schutzmaßnahmen gegen Verbiss."

Die grünen Tupex-Rohre seien beispielsweise sehr wirksam und verwesen nach Ablauf von 25 Jahren automatisch. Aber ein Teil kostet rund vier Euro. Die sparen sich auf ihrer Fläche bestimmt mehrere hunderttausend Euro pro Jahr."

Will Fürstenberg Forst in Sachen Baumschutz Kosten sparen?

Auf Backs Aussage, dass er die Anzahl der Hunde übertrieben gefunden habe, erklärt Borchers, dass die Länge rund 3100 Hektar Wald umfasse und man deshalb etwa 300 Hunde benötige. Die übliche Faustregel schlage einen Hund pro zehn Hektar Wald vor.

Borchers bezweifelt, dass im Revier des Blumberger Hobbyjägers kein einziger Baum Verbiss aufweise: "Wenn dies so sein sollte, beglückwünsche ich Herrn Back und seine Jagdverpächter. Persönlich vorstellen kann ich mir es nicht." In dem von ihnen betreuten Gebiet sei die Situation inzwischen dramatisch. Insbesondere das Sikawild richte große Schäden an.

Back äußert die Vermutung, Fürstenberg Forst scheue schlicht die Kosten der Maßnahmen, die zum Schutz des Waldes vor Verbiss notwendig seien. Der Betriebsleiter erläutert, welche Mittel das Forstamt einsetzt: "Vor allem Verbissschutzmittel zum Schutz der Terminalknospe, aber auch mechanische Einzelschutzmaßnahmen wie zum Beispiel Gitter."

Diese Anschaffungen seien jedoch alle extrem teuer und schädigten teilweise sogar die Umwelt. "Die beste Maßnahme ist die Herbeiführung waldangepasster Wildstände, wofür wir werben", betont Borchers. Gegen Schälschäden gebe es leider keinen wirksamen und bezahlbaren Schutz.