Sara Atzmon hat den Holocaust überlebt. Sie wurde als Zwölfjährige aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen befreit. In ihren Vorträgen schildert sie schonungslos die schlimmen Zustände, die sie erlebt hat. Foto: Stratenschulte Foto: Schwarzwälder Bote

Exkursion: Oberstufenkurs des FG besuchen Veranstaltung mit der Holocaust-Überlebenden Sara Atzmon

Der Geschichte-Oberstufenkurs des Fürstenberg-Gymnasiums besuchte in Lübeck eine Abendveranstaltung mit der Holocaust-Überlebenden Sara Atzmon.

Donaueschingen. Das Zeitzeugengespräch war Teil einer mehrtägigen Exkursion in die altehrwürdige Hansestadt und Heimat dreier Nobelpreisträger.

Für Kurslehrerin Frauke Jürgensen war die Fahrt in ihre Heimatregion eine Herzensangelegenheit. "In Lübeck bündelt sich so viel Geschichte", erklärte sie mit Blick auf das Reiseziel. So besichtigten die Donaueschinger Jugendlichen in Lübeck das berühmte Holstentor ebenso wie das prächtige Rathaus der Hansestadt. Zum Besuch des Willy-Brandt-Hauses hatte Schülerin Madlin Rösch eine Kurzpräsentation vorbereitet. Die wechselvolle deutsch-deutsche Geschichte bis 1989 ist in diesem Jahr auch Schwerpunktthema der Abiturprüfung in Baden-Württemberg. Neben Willy Brandt ließ sich die Schülergruppe bei der Wahl ihrer Besuchspunkte auch von den beiden anderen Lübecker Nobelpreisträgern Thomas Mann und Günter Grass leiten.

Höhepunkt der Exkursion war der Besuch einer Abendveranstaltung mit der Holocaust-Überlebenden Sara Atzmon, die bei Kriegsende 1945 als Zwölfjährige aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen befreit wurde. In Timmendorfer Strand begrüßte Bürgermeisterin Hatice Kara neben den Jugendlichen des örtlichen Ostsee-Gymnasiums auch die Donaueschinger Schülergruppe, die den weiten Weg aus dem Süden der Republik für diese Veranstaltung auf sich genommen habe.

Erschütternd für die Zuhörer waren Atzmons schonungslose Darstellung der schrecklichen Zustände, die sie zunächst im Ghetto im KZ erlebt habe. Die Selektionsprozesse, bei denen die Lagerinsassen nackt an den Ärzten vorbeigehen mussten, habe sie als besonders entwürdigend empfunden, schildert die Holocaust-Überlebende. "Unfassbar war, wie Sara Atzmon berichtete, dass man die Lagerinsassen zu Kannibalen machte, indem man auch Menschenfleisch zur Zubereitung des Essens verwertete", sagt Geschichtslehrerin Frauke Jürgensen.

Gefragt, ob sie Hass empfinde, antwortete Atzmon, sie habe erlebt, wohin Hass führt, sie sei motiviert, ihre Erlebnisse zu schildern, damit ihre Zuhörer in der Zukunft Botschafter werden könnten, die dafür Verantwortung übernehmen würden, dass so etwas nie wieder passiere und Menschen sich mit Toleranz begegneten.

Der Donaueschinger Geschichtskurs zeigte sich nach der Veranstaltung tief bewegt. Kursschüler Maxim Koluzganov knüpft an eine der vergangenen Studienfahrten seiner Klassenstufe an, die nach Prag, Krakau und Auschwitz führte. "Mein Bild vom Holocaust hat sich so noch erweitert", sagte er. Die Jugendlichen sind sich einig, dass es etwas ganz anderes sei, Darstellungen aus erster Hand zu bekommen, als nur in Sachbüchern darüber zu lesen.

Die 1933 im ungarischen Hahdunanas geborene Sara Atzmon wanderte nach ihrer Befreiung nach Israel aus. Bis Kriegsende hatte sie durch den Holocaust zahlreiche Verwandte verloren, darunter ihren Vater und drei Brüder.