Das Erbprinzenpaar hatte für die Musiktage einen Kompositionsauftrag an Florian Hecker vergeben. Foto: Strohmeier Foto: Schwarzwälder-Bote

Museum Biedermann und Fürstenberg Sammlungen engagieren sich mit eigenen Kompositionen bei Musiktagen

Von Karin Baur und Wilfried Strohmeier

Donaueschingen. Die Installationen in den Fürstenberg Sammlungen und im Museum Biedermann sind zwar kein offizieller Teil des SWR-Musiktageprogramms, doch sind sie Beweis für die freiwillige Beteiligung und die Förderung des Festivals durch Donaueschinger Mäzene.

Mit Fürstenberg Zeitgenössisch hat das Erbprinzenpaar einen Rahmen für junge Künstler geschaffen. Im wesentlichen ist zwar die Bildende Kunst vertreten, doch besinnen sich Christian und Jeannette zu Fürstenberg offensichtlich auch auf die Familientradition als Förderer der Musik – denn die Musiktage waren einst eine Gründung des Fürstenhauses.

War es nach Aussagen des Kurators Moritz Wesseler im vergangenen Jahr eher eine spontane Aktion, vergab das Erbprinzenpaar in diesem Jahr gezielt einen Kompositionsauftrag an Florian Hecker. Dieser sei schon seit längerem Wunschkandidat für solch ein Werk gewesen und in diesem Jahr klappte es. Am Samstagabend lud das Erbprinzenpaar in die Sammlungen ein. Es war ein Werk auf Computer, übertragen durch mehrere Lautsprecher.

Mehr benötigt der Komponist nicht – auch wenn er in der "Tradition" der Modernen Komponisten steht, wie sie einst in den Gründungsjahren der Musiktage vor rund 100 Jahren in Donaueschingen zu Gast waren.

Seine Komposition hatte einen leisen Start und er vermischte Töne, die an die Techno-Zeit der 1980er erinnerten und irgendwann schaltete beim Zuhörer das Kopfkino ein. Hört sich das nicht an wie ein wütender Bienenschwarz aus einer Comic-Verfilmung? Das tapsende Geräusch – ein Bär, der den wütenden Bienen gerade den Honig klaut? Nach dieser Sequenz wurden die Klänge wieder mystisch. Manchmal minimalistisch und ein paar Minuten später waberte der Klang zwischen den altehrwürdigen Mauern. Durch und durch ein Werk, in dem sich viel entdecken ließ.

Im Museum Biedermann indessen präsentierte sich der Musikdesign-Studenten Peter Breitenbach mit der Klanginstallation "Computermusik für Streichtrio". Scheinbar schwerelos schweben drei Streichinstrumente, ein Kontrabass und zwei Celli, um eine in der Mitte sich um sich selbst drehende Fahrradfelge. Dabei ist ein relativ angenehmer Ton zu hören, der an ein Summen erinnert und eine beruhigende Ausstrahlung hat.

Dieser verhältnismäßig monotone Klang steht in einem starken Kontrast zu den vielschichtigen Tönen, an die man im Zusammenhang mit Streichinstrumenten denkt. Vielmehr kommen beim Hören eher Gedanken an elektronisch erzeugte Töne auf. Das weckt die Neugier und reizt zum näheren Hinsehen. Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass zwischen den schwingenden Saiten der Instrumente und dem rotierenden Rad ein räumlicher Abstand besteht, die Klänge also berührungslos entstehen müssen. Es ist zwar ein leichter Luftzug zu spüren, aber der ist so schwach, dass dieser für die Schwingung der Saiten nicht in Frage kommt. Doch wie werden die Töne nun erzeugt?

Die computergesteuerte Fahrradfelge versetzt mithilfe von Magneten die Saiten der Streichinstrumente in eine dauerhafte Schwingung, die den zu hörenden Klang erzeugt. Da sich die Saiten durch die andauernde Schwingung hinsichtlich ihrer Spannung verändern, kommt es zu einer Veränderung des Klanges. Die wird umso deutlicher hörbar, je länger man sich Zeit zum Zuhören nimmt. Dabei kann ein Gefühl der Entspannung entstehen, vor allem wenn man dazu bereit ist, sich bewusst auf die Klanginstallation einzulassen. Hochkonzentriert kann man dabei die Zeit vergessen. Dieses Gefühl der Zeitlosigkeit, eine andere Wahrnehmung der Zeit, möchte der Künstler mit seiner Installation vermitteln.