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An mehreren Bienenständen wird Amerikanische Faulbrut festgestellt. Veterinäramt richtet Sperrzone ein.

Donaueschingen - Die Imker auf der Baar sind höchst beunruhigt. Die Amerikanische Faulbrut ist im Territorium des Bezirksvereins Donaueschingen angekommen.

An mehreren Bienenständen in Aufen und Umgebung wurde der Ausbruch der Tierseuche festgestellt. Um die Ausbruchszonen herum hat das Kreisveterinäramt eine Sperrzone eingerichtet. Ziel ist es, dass sich die bakterielle Infektionskrankheit nicht weiter ausbreitet.

Die Krankheit: Die Amerikanische Faulbrut ist in ganz Europa verbreitet. Sie befällt die Brut der Bienenvölker. Die Larven nehmen die Sporen mit der Nahrung auf und sterben größtenteils Das Volk wird geringer und zu schwach, um zu überwintern. Erwachsene Bienen können nicht erkranken, verbreiten die Sporen aber im Haarkleid oder als Ammenbienen über das Futter. Latent seien Bienenvölker immer mit Faulbrut befallen. Doch die Putz- und Selbstheilungskräfte der Bienenvölker reichten dagegen aus, sagte Wolfgang Dietsche, der den Bezirksverein bis Mitte März 25 Jahre lang leitete. Erst wenn dieses Gleichgewicht kippt, bricht die Krankheit aus.

Die Gefahren: "Für den Mensch ist der Erreger ungefährlich", sagte Kristina Diffring seitens des Landratsamtes. Honig, der mit Sporen belastet ist, kann unbedenklich verzehrt werden. Dabei überleben die Sporen im Honig besonders gut. Im Importhonig aus größeren Abfüllbetrieben liege deshalb auch eine mögliche Infektionsursache.

Der Auslöser: Vor ein paar Wochen hat ein Imker bei einer Routinekontrolle seiner Völker sogenanne "klinische" Veränderungen bemerkt. Dazu gehören ein lückenhaftes Brutnest, löchrige Zelldecken oder ein charakteristischer Leimgeruch. Der Imker informierte den Bienensachverständigen und das Kreisveterinäramt. Genommene Proben wurden im Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) analysiert. Am 15. April das Ergebnis: Ein Seuchenfall liegt vor.

Der Sperrbezirk: Ein gesetzlich festgelegter Radius hat einen Mindestradius von einem Kilometer. Im Zentrum des Sperrbezirks liegen Aufen und Grüningen. Die Grenze verläuft im Norden bei Beckhofen und im Süden auf Höhe der Kurklinik Sonnhalde. Betroffen sind nach aktuellem Stand sieben Imker mit etwa 50 Völkern.Diese werden akuell untersucht. Nicht gemeldete Bienenvölker müssen nachgemeldet und ebenfalls beprobt werden, so Diffring. Im Sperrbezirk unterliegt die Bienenzucht Einschränkungen. Bewegliche Bienenstände müssen am Standort stehen bleiben. Bienen, Waben, Futter, Honig, oder benutzte Gerätschaften dürfen nicht entfernt werden. Zusätzliche Bienenvölker dürfen nicht in den Sperrbezirk gebracht werden.

Die Entseuchung: Klinisch erkrankte Bienenvölker, die sich voraussichtlich nicht erholen werden, werden samt Brut, Waben und Rähmchen verbrannt. Dietsche taxiert bei dieser radikalen Variante einen Schaden von 1500 bis 2000 Euro je Volk, den entgangenen Honigverkauf eingeschlossen. Bienenvölker, die nur mit Sporen befallen sind, können im Kunstschwarmverfahren saniert werden. Die Brut wird getötet, die Bienenkästen werden gereinigt und desinfiziert und die Flugbienen werden künstlich dazu angehalten, um ihre Königin herum ein neues Bienenvolk aufzubauen. Imker, die vorschriftsmäßig vorgehen, können mit einer finanziellen Entschädigung aus der Tierseuchenkasse rechnen. Den Zeitpunkt des Seuchenausbruchs hält Dietsche für Glück im Unglück. Ab Mai bleibe genügend Zeit, überwinterungsfähige Wirtschaftsvölker aufzubauen. Früh genug sei der April, um Wanderimker davor zu warnen, ihre Bienenstände zur Rapsblüte auf die Baar zu transportieren, ergänzt David Ilg, der neue Chef der Bezirksimker.

Die Aufhebung: Im Schwarzwald-Baar-Kreis gab es 2009 und 2015 einen Sperrbezirk, ein im Herbst 2018 im Kreis Tuttlingen eingerichteter Sperrbezirk besteht weiter. Eine Aufhebung unterliegt diversen Bedingungen. Alle befallenen Bienenvölker müssen nach amtlich beaufsichtigter Entseuchung abgetötet oder behandelt worden sein. Innerhalb von zwei bis neun Monaten müssen zwei Nachuntersuchungen das Ergebnis bestätigen. David Ilg, der neue Chef der Bezirksimker sieht das skeptisch. Außerhalb der organisierten Imker gebe es den einen oder anderen Imker, der sich vermutlich nicht dem Prozedere unterziehen möchte. Zusätzlich seien wilde Bienenvölker in der freien Natur nicht in der Rechnung.