Tierheimleiterin Nadine Vögel (links) mit Cora und Ulrike Hitschler aus Villingen mit Dexter. Mit beiden schwierigen Hunden wurden Prüfungen abgelegt und sie können sich nun ordentlich verhalten. Fotos: Lendle Foto: Schwarzwälder Bote

Engagement: Ulrike Hitschler kümmert sich sechsmal pro Woche um schwierige Vierbeiner

Sprichwörtlich auf den Hund gekommen ist Ulrike Hitschler aus Villingen vor gut acht Jahren.

Donaueschingen. Eine Arbeitskollegin nahm sie mit ins Kreistierheim Donaueschingen und machte sie mit der Hündin Thyra bekannt, mit der sie regelmäßig spazieren ging. Der Umgang mit dem nicht einfachen Tier hat Ulrike Hitschler von Anfang an begeistert und fortan teilten die beiden Frauen sich Thyra zum Ausführen. "Ab diesem Zeitpunkt habe ich meine Liebe zu Hunden entdeckt, die bis heute ungebrochen anhält", bekennt Ulrike Hitschler. Allerdings suchte sie von Anfang an die anspruchsvolle Herausforderung mit schwierigen Vierbeinern – Gassi gehen in Schlender-Laune ist nicht ihr Ding.

Das Engagement: Ein ganzes Jahr lang fuhr Ulrike Hitschler regelmäßig nach Donaueschingen und besuchte zweimal in der Woche mit Thyra die Hundeschule. "Der Umgang mit verhaltensauffälligen Hunden hat mich derart interessiert, dass ich mich zu Hause und mit Unterstützung der neuen Tierheimleiterin Nadine Vögel in die Materie anhand von Büchern und Fachliteratur hineingelesen habe", erzählt Ulrike Hitschler. Von ihrem Mann Clemens wurde sie in jeder Hinsicht in ihrer neuen Leidenschaft unterstützt. "Zusammen mit den Erkenntnissen und Erfahrungen aus den Hundeschulen sowie mit unterschiedlichen Trainingsmöglichkeiten habe ich gelernt, dass jeder einzelne Hund eine auf ihn speziell zugeschnittene Ausbildung benötigt, in der er das Vertrauen zu einem Menschen aufbauen kann", berichtet Hitschler. Der ständige Kontakt zu ein- und derselben Person sowie die wiederkehrenden strukturierten Abläufe gäben einem Hund die nötige Sicherheit. Eine Arbeitskollegin hat Thyra inzwischen adoptiert und mit nach Hause genommen. Doch im Tierheim leben einige als schwierig eingestufte Hunde, die allerdings meistens durch negative Erlebnisse mit ihren Besitzern zu Problemhunden geworden sind. Sie landen dann meist im Heim, was für viele Vierbeiner eine gute Option ist.

Spike: Ihr Engagement im Tierheim hat Ulrike Hitschler fortgesetzt. Ihr Wissensdurst nach dem richtigen Umgang mit problematischen Hunden wurde immer größer. So machte sie Bekanntschaft mit Spike, einem fünfjährigen, hippeligen und schnell aufgeputschten Dobermann-Mix, der kaum sozialisiert aufgewachsen war und später aus Zeitmangel im Tierheim landete. "Der Wechsel zu uns ins Tierheim war für Spike eine gute Lösung", sagt Nadine Vögel. Die Annäherung an Spike war problemlos, und man konnte schnell einen Bezug zu ihm aufbauen.

Doch dann begann für Spike die schwierige Zeit der Umweltgewöhnung mit allem, was eine moderne Umwelt heute zu bieten hat. Sein Problem waren dabei die männlichen Artgenossen. Der Hund wurde kurzfristig vermittelt. Nach einem Beißvorgang kam Spike wieder ins Tierheim zurück und erhielt die Auflage, künftig einen Maulkorb zu tragen. "Ich war froh, dass er wieder zurück war, denn dort hat er sich nicht sicher gefühlt", weiß Ulrike Hitschler, die sich dem 35 Kilogramm schweren Kraftpaket mit allem Ehrgeiz widmete.

Die Prüfungen: Im Jahr 2015 hat sich Ulrike Hitschler für den DOQ-Test vorbereitet. Mit der Dog-Owners-Qualifikation können Hundehalter ihr Wissen rund um den Hund in einem bundesweit einheitlichen Test unter Beweis stellen, er gilt als Hundeführerschein. "In der Prüfung wurde viel theoretisches Wissen geprüft. Doch ich wollte noch einen zusätzlichen Nachweis, der mich für den Umgang mit gefährlich eingestuften Hunden berechtigt. Mir bereitet es Freude zu sehen, wie man mit entsprechenden Fachkenntnissen gute Erfolge beim Hund erzielen kann".

Mit einer zertifizierten Tierärztin bereitete sie sich für die weitere Qualifizierung zum "Führen und Halten gefährlicher Hunde" vor und fuhr zur Prüfungsabnahme nach Frankfurt. "Für diese Zusatzausbildung, die sich von einem normalen Hundetraining nochmals unterscheidet, war viel Theorie-Lernen notwendig", erzählt Ulrike Hitschler, die auch diese Prüfung mit Bravour meisterte.

Cora: Mit dieser Hündin, einem Cattle Dog, begann Ulrike Hitschler, ihre Kenntnisse umzusetzen. Cora hat Menschen gefetzt, jedoch nicht gebissen. Einmal wöchentlich trainierte sie Cora mit der Hundetherapeutin Jennifer Gambietz aus Engen und legte dann die DOQ-Prüfung ab. Die Hündin hat den Wesenstest beim Veterinäramt bestanden und sucht jetzt ein Zuhause. Inzwischen darf sie auch mit ungeübten Gassi-Gehern raus.

Ulrike Hitschler: Die Hundefreundin hat ihren Tagesablauf total umgestellt. Ihr Beruf erlaubt es, sich vormittags im Tierheim zu engagieren. Seit 2015 kommt sie sechs Mal pro Woche und widmet sich neben dem Schäfermix Dexter, mit dem sie auch den DOQ-Hundeführerschein ablegte, wieder Spike, der am längsten von allen Hunden im Donaueschinger Tierheim lebt, und der ihr sehr ans Herz gewachsen ist. "Fünfmal pro Woche gehe ich nacheinander mit beiden spazieren und einmal mit beiden zugleich", erzählt sie. Am Sonntag begleitet sie sogar öfter ihr Ehemann, der dann auch einen Hund ausführt. Ein beachtliches ehrenamtliches Engagement, das für das Tierheim natürlich ein absoluter Glücksfall ist. "Wir gehen jeden Tag in eine andere Richtung, auch in die Stadt. Das hält mich körperlich und geistig fit, denn ich muss stets vorausschauend Handeln. Das ist recht anstrengend, weil ich ständig verschiedene Situationen einschätzen muss. Dazu gehören leider auch Begegnungen mit uneinsichtigen Hundehaltern. Doch Spike und ich kennen uns in- und auswendig, das hilft."

Der energiegeladene Spike freut sich tierisch, wenn Ulrike Hitschler kommt. Für ihn ist das Heim ein gutes Zuhause geworden, in dem er bleiben wird. "Ich habe ihn auch schon mit heim genommen, doch wegen unseren beiden Katzen funktioniert das überhaupt nicht. Aber er war schon zweimal mit uns in Urlaub und hat sich immer tadellos benommen". Ulrike Hitschler war in all den Jahren nie krank und ist immer pünktlich und zuverlässig zu ihren Problemhunden gekommen. "Das Tierheim gehört zu meinem Leben, ich möchte keinen Tag hier missen", gibt sie zu.

Für Nadine Vögel ist Ulrike Hitschler eine wertvolle Hilfe, gerade beim Umgang und Ausführen von schwierigen Hunden. "Sie ist ungeheuer engagiert und bei vielen Gelegenheiten wie dem Tag der offenen Tür, Weihnachten oder bei der Spendensammlung für unseren Neubau stets zur Stelle", freut sich die Leiterin, die allerdings noch mehr Unterstützung zum Ausführen von schwierigen Hunden brauchen könnte.