Die Firma AP&S will 2020 stärker in Technik investieren. Das Bild zeigt Mitarbeiter im hauseigenen Labor, dem "Demo Center". Foto: Nico Pudimat/AP&S Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Industrie lässt sich nicht verunsichern / Beschäftigungstand wird gehalten / Wachstum möglich

Mit welchen wirtschaftlichen Erwartungen starten die Unternehmen ins Jahr 2020, wo liegen die mitunter internationalen Herausforderungen, wo die eigene Stärken?

Donaueschingen (wur).

IMS Gear: Mit vorsichtigem Optimismus startet Donaueschingens größter Arbeitgeber ins neue Jahr. "Wir fahren dabei weiterhin auf Sicht", sagte Vorstand Wolfgang Weber. Einerseits befinde sich die weltweite Automobilindustrie in einer Phase großen technologischen Umbruchs in einem unsicheren, unter anderem durch Handelskonflikte geprägten Umfeld.

Andererseits sei IMS Gear, was die eigene Produktpalette anbelangt, die sich auf Getriebe und Antriebskomponenten im Bereich Lenken und Bremsen sowie elektrische Verstellantriebe für Komfortfeatures konzentriert, weitestgehend unabhängig davon, ob ein Fahrzeug von Verbrennungsmotoren, per Hybrid-Technik oder rein elektrisch angetrieben wird. Zudem bleibt die individuelle Mobilität mit dem Auto ein weltweiter Trend.

"Das wird dafür sorgen, dass der Markt tendenziell weiter wächst", so Weber. Insofern rechnet das Unternehmen für 2020 mit einem im Vergleich zum Vorjahr leicht gesteigerten Umsatz. "Wir behalten die Kostenseite im Blick", führte der Vorstand weiter aus. Einen Umbruch in den Bereichen Investition, Produktion und Personal werde es aber nicht geben.

Straub-Verpackungen: Die konjunkturellen Aussichten für 2020 sind laut Geschäftsführer Steffen Würth aufgrund der weitverbreiteten Einsatzbereiche von Wellpappverpackungen, vor allem auch im Konsum, nicht negativ und nicht zwingend direkt abhängig von den belasteten Schlüsselindustrien Automotive und Maschinenbau. Geopolitisch blieben allerdings die gleichen Problempunkte bestehen wie im Jahr 2019: Trump, weltweite Handelskriege, Brexit, Russlandsanktionen und mehr. National biete dem Unternehmen ein sich veränderndes Umweltbewusstsein Herausforderungen und Chancen, besonders in Bezug auf die diversen Verbote für Plastik.

Die Firma selbst unterliege einem umfangreichen organisatorischen Wandel, der Menschen und Prozesse betrifft. Auch das Umdenken der Menschen besonders im Konsum bringe Änderungen mit sich. Wellpappe zeige sich als ökologisch maximal zu vereinbarendes Produkt und als wesentlicher Teil der Kreislaufwirtschaft und damit als beste Alternative.

2020 stehe auf der Vorhabenseite die vollständige Inbetriebnahme des Logistikzentrums in Bräunlingen, die Optimierung der Technik durch fortlaufende Investitionen und die Personaldecke leicht über 600 zu deckeln. Der Branchenverband plant ein Mengenwachstum in der Wellpappe um ein Prozent. "Straub plant deutlich darüber", so Steffen Würth.

AP&S: "Im Dezember 2019 hatten wir den auftragsstärksten Monat", sagte AP&S-Geschäftsführerin Alexandra Laufer-Müller. Deshalb konnte der Spezialist für Entwicklung und Bau von Nassprozessanlagen mit einem guten Auftragsbestand ins Jahr 2020 starten. "Wir erwarten ein Jahr des Übergangs", so Laufer-Müller weiter. Internationale Handelskonflikte, politische Spannungen und eine daraus eventuell resultierende Konjunkturabkühlung gelten als große Herausforderung für 2020. Im Bereich der Digitalisierung habe sich AP&S früh gut aufstellt.

2019 hat AP&S einen Reinraum, eine neue große Produktionhalle und ein Anwendungslabor mit eigenen Maschinen geschaffen. "2020 werden wir wieder stärker in Technologie investieren", so die Geschäftsführerin. Der Schwerpunkt liege auf der Entwicklung eines neuen Maschinentyps, der 2020 auf den Markt kommen werde.

Sick Stegmann: "Die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen waren 2019 auch für den SICK-Konzern herausfordernd und werden im neuen Jahr unwägbar bleiben", sagte Bernd Cordes, Senior Vice President der GmbH. Dank einer breiten Branchenaufstellung blickt der Sensorhersteller zuversichtlich in das neue Jahr.

In Donaueschingen entwickelt und produziert das Unternehmen Sensoren, die Industrie 4.0 möglich machen. Fahrerlose Transportsysteme oder Roboteranwendungen benötigen Drehgeber. Durch neue Datenschnittstellen bereitet Sick wichtige Informationen für die Digitalisierung auf, die Kunden helfen, Mehrwert für die Effizienz ihrer Prozesse zu generieren. Darüber hinaus habe die Firma ihr Angebot an Sensoren für hydraulische Antriebe erheblich erweitert und möchte somit in 2020 seine Unabhängigkeit gegenüber Marktschwankungen verstärken.

Sick investiere jährlich etwa zwölf Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Daran werde man auch 2020 festhalten. Am Standort Donaueschingen werde die Mitarbeiterzahl auf dem Niveau von 454 gehalten.

"Die Unsicherheit der Unternehmen in der Region wächst", stellt Birgit Hakenjos-Boyd fest. Die Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg meint, die wachsende Unsicherheit lasse die Planungen vorsichtiger werden. So reduzierten sich vor allem Erwartungen und Investitionsbereitschaft. Gründe für die Verunsicherung sind laut Einschätzung der IHK vor allen Dingen internationale Konflikte, die Handel und Export schwächen, und der Strukturwandel in der Automobilwirtschaft. Die Zulieferer bräuchten jetzt Klarheit, um auf den Strukturwandel reagieren zu können.