An Heiligabend gehören Eltern zu ihren Kindern: Martina Holwegler von der gleichnamigen Metzgerei denkt nicht daran, am 24. Dezember das Geschäft zu öffnen – obwohl der Gesetzgeber das möglich gemacht hat. Foto: Niederberger

Angestellte haben Recht auf freien Sonntag. Auch Bäckereien geschlossen. Viele können Hype nicht nachvollziehen.

Donaueschingen - Wirtschaftswissenschaftler wissen: "Jedes Angebot schafft sich seine Nachfrage selbst." Der Lehrsatz geht auf den französischen Ökonom und Geschäftsmann Jean-Baptiste Say (1767 bis 1832) zurück, und danach wäre es durchaus sinnvoll, an Heiligabend, der dieses Jahr auf einen Sonntag fällt, seinen Kunden die Gelegenheit zum Einkauf zu bieten. Zumal in Baden-Württemberg gilt, dass Händler selbst entscheiden können, ob sie ihre Türen am 24. Dezember öffnen wollen.

Diese Sonderregelung besteht für Läden, in denen vor allem Lebens- und Genussmittel angeboten werden. Dazu gehören auch Tannenbaum-Verkaufsstellen, Bäckereien und Blumenläden. Eine Umfrage bei Donaueschinger Lebensmittelgeschäften zeigt: Die Türen bleiben geschlossen, bei Real und den Krachenfels-Bäckereien ist noch keine Entscheidung gefallen.

Auch bei Aldi und Lidl bleiben die Pforten geschlossen

Aldi und Lidl waren die beiden ersten Discounter, die schon im Oktober angekündigt haben, am 24. Dezember nicht zu öffnen "Für Aldi als traditionsbewusstes Familienunternehmen ist es eine Selbstverständlichkeit, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein stressfreies Weihnachtsfest im Kreis ihrer Familien und Freunde zu ermöglichen", so Peter Wübben, Geschäftsführer Kommunikation von Aldi Süd, in einer Pressemitteilung. Ganz ähnlich formulieren es die Zentralen aller Discounter und Vollsortimenter, die in Donaueschingen eine Filiale betreiben. Auch Nahkauf bleibt zu. Nur bei Real wissen die Mitarbeiter noch nicht, ob sie vor der Bescherung zum Dienst antreten müssen. "Eine Entscheidung steht noch aus", sagt Ilka-Nadine Mielke, Pressesprecherin von Real am Stammsitz in Mönchengladbach.

Auch die Donaueschinger Metzgereien (Lehmann, Martin, Holwegler) bleiben zu. Martina Holwegler sagt, dass ihre Angestellten das Recht auf einen freien Sonntag hätten. Das sei auch der Grund, sonntags keinen Partyservice anzubieten. Wer die ganze Woche durch hart arbeite, müsse sich am Sonntag erholen können. Und an Heiligabend gehöre vormittags der Weihnachtsbaum geschmückt. So sei das in Deutschland gute Tradition. Sie kann den Hype, der derzeit um die Einkaufsmöglichkeit am 24. Dezember gemacht werde, überhaupt nicht nachvollziehen.

Martina Holwegler: Mitarbeiter haben Anspruch auf Erholung

Geschlossen bleiben auch alle Bäckereien. Friedebert Gleichauf meint, dass es sich für einen Betrieb mit frischer Ware nicht lohne, nur für ein paar Stunden zu öffnen. Das rechne sich nur für Bäckereien, die mit fertig angelieferten Teiglingen arbeiteten. Ob die Filialen der Krachenfels-Kette mit Sitz in Mönchweiler an Heiligabend besetzt sein werden, stehe noch nicht fest, heißt es aus der Zentrale.