Der Donaueschinger Hausarzt Clemens Willmann sucht einen Nachfolger für seine Praxis an der Karl­straße. Foto: Beathalter Foto: Schwarzwälder Bote

Praxisübernahme: Mediziner möchte seine Patienten endlich einem Nachfolger an Herz legen

Donaueschingen (wur). Der beliebte Donaueschinger Arzt möchte unter allen Umständen, dass seine Praxis an der Karlstraße erhalten bleibt. Anfragen und intensive Gespräche fruchteten in den vergangenen Wochen nicht. Jetzt schöpft Clemens Willmann Hoffnung. Um das Thema voranzutreiben, ist er bereit, seinen Urlaub zu unterbrechen.

Wenn ein Berufstätiger seinen wohlverdienten Urlaub unterbricht, muss das einen triftigen Grund haben. Ein Wasserrohrbruch im Keller, Unverhofftes im Familienkreis oder ein apokalyptisches Wetterchaos am Urlaubsort wären Varianten. Bei Clemens Willmann, niedergelassener Allgemeinmediziner in Donauschingen, wäre der Grund überaus erfreulicher. Der 68-jährige Arzt sucht seit geraumer Zeit einen Nachfolger für seine alteingesessene Praxis an der Karlstraße: In den vergangenen Monaten koppelt er diese Bemühungen mit einem ebenso großherzigen wie medienwirksamen Beiwerk. Willmann wäre sogar bereit, seine Praxis, in der er gut 3000 Patienten betreut, an einen Nachfolger nicht nur zu übergeben, sondern auch zu verschenken.

Dabei trifft sich dieses am Patientenwohl orientierte Ansinnen des "Hausarztes mit Leib und Seele" nicht unbedingt mit den Berufs- und Lebensperspektiven seiner jungen Berufskollegen. "Die Jungen sind stärker interessiert, in Gemeinschaftspraxen zu arbeiten", sagte Willmann am Montag auf Anfrage. Zudem sei Donaueschingen nicht der "Nabel der Welt", zitierte Willmann keineswegs die eigene Auffassung. Man sei zwar in 45 Minuten in Freiburg oder Stuttgart, doch als Lebensmittelpunkt seien Groß- oder Studentenstädte für junge Leute doch einfach attraktiver.

Attraktiv scheint jetzt aber die Aussicht auf ein Happy-End nach einem mehr als 40 Jahre währenden Berufsleben des Mediziners. "Ja, ich habe jetzt jemanden an der Hand", klang Willmann am Telefon überaus zuversichtlich. Auch wissend, dass in den vergangenen Monaten nach euphorischer Eingangsmoderation das eine oder andere Nachfolge-Pflänzlein verdorrte. Mit mehr als einem Dutzend Aspiranten hatte Clemens Willmann in den vergangenen Monaten Kontakt, in die nächste Phase intensiver Gespräche ging es in sieben bis acht Fällen: stets mit viel Herzblut, persönlichem Einsatz, Hoffen, Bangen und Enttäuschung verknüpft. Willmann will Mitte des Jahres aufhören. Dieser Entschluss steht fest, die Zeit drängt. Der Pensionär in spe ist deshalb bereit, in seinem noch bis Ende nächster Woche währenden Urlaub die Nachfolgeverhandlungen voranzutreiben. Das ehrt ihn. Denn schließlich geht es nicht um eine Störung der Abläufe in den eigenen vier Wänden, sondern um die medizinische Versorgung Tausender von Menschen auf der Baar.