Gerd Vetter (von links), Gernot Hengstler, Gabriele Gaiser, Heinz Messner und Gerd Gaiser freuen sich über den Hagelflieger in Donaueschingen. Foto: Kleinert Foto: Schwarzwälder-Bote

Schwarzwald Gebiet mit häufigem Hagelfall / 24 000 Euro pro Monat müssen investiert werden / Mit Cessna 421 in die Gewitterwolke

Von Martin Kleinert

Schwarzwald-Baar. Es klingt durchaus etwas beängstigend. Die Region Schwarzwald steht auf einem weltweiten Ranking zur Hagelhäufigkeit mitten in den Top Ten.

In den vergangenen Jahren sind die Piloten des Donaueschinger Hagelabwehr-Vereins über 60 Einsätze geflogen mit dem Ziel, schwere Schäden durch die Eiskörner zu verhindern. In den Sommermonaten Mai bis Juli stehen sie mit Silberjodid bei Fuß, um bei sich auftürmenden Gewitterwolken schnellstmöglich mittendrin zu sein, genauer im Aufwind der Unwetterzelle.

"Man muss fachlich versierte Berufspilotin sein, um solche Einsätze fliegen zu können", erzählt die Pilotin Julia Zimmermann aus Steinenbronn und ergänzt mit einer beeindruckenden Gelassenheit: "Normalerweise versprühen wir das Silberjodid-Aceton-Gemisch unter der Gewitterwolke. Sollte es aber passieren, dass man mit seinem Flieger direkt in die Wolke gelangt, muss man detaillierte Kenntnisse haben, um den schnellsten Weg aus der doch etwas ruckeligen Gefahrenzone zu kennen."

Zimmermann, die im Alltag europaweite Businessflüge steuert, kann sich ab der kommenden Woche auf Unterstützung bei eben jenen Aktionen freuen.

Der Reutlinger Verein zur Hagelabwehr hat sich mit einer Cessna 421 eine neue Maschine zugelegt, die auf dem Donaueschinger Flugplatz stationiert sein wird. "Die Baar-Stadt ist aufgrund der Nähe zu den hagelbedrohten Gebieten rund um Villingen-Schwenningen und neckarabwärts bis Tübingen die optimale Basis für das Flugzeug", sagt der Vorsitzende des hiesigen Vereins, Heinz Messner.

Stärkere Gewitter ziehen meist von Süden in Richtung Nord-Ost über den Schwarzwald, verdichten sich dort und entladen sich mit verheerenden Folgen an den Randgebieten. Erst vor einem Jahr hat die Stadt Reutlingen einen Milliardenschaden aufgrund von Hagel erlitten. Dies war auch die Initialzündung zur Gründung des dortigen Vereins, dem die Reutlinger CDU-Stadträtin Gabriele Gaiser im Ehrenamt vorsteht. Die Gründung der Organisation fußt auf Eigeninitiative von besorgten Bürgern.

Auch im Schwarzwald-Baar-Kreis und der Tuttlinger Region beklagen die Hagelflieger die fehlende Unterstützung durch die Politik. Neben den 3100 Mitgliedern des eingetragenen Vereins zur Hagelabwehr in den Landkreisen Schwarzwald-Baar und Tuttlingen zählen nur 13 Städte und Gemeinden des Gebiets zu den Geldgebern. Sage und schreibe 24000 Euro muss pro Monat in einen solchen Flieger investiert werden. Dies kann die Organisation momentan noch schultern.

Darüber hinaus wird allerdings Geld benötigt, um wissenschaftliche Untersuchungen zu starten, die die zahlreichen Kritiker umstimmen sollen. In Bayern sind im Auftrag verschiedener Parteien erste Ergebnisse dargestellt, die die Wirksamkeit des Verfahrens beweisen und laute Stimmen von Umweltschützern besänftigen.