Um im Ernstfall jeden Handgriff perfekt zu beherrschen, übt die Feuerwehr Grüningen regelmäßig. Unser Bild zeigt die Probe vor zwei Jahren, bei der ein Dachstuhlbrand im Dreifamilienhaus mit Personenrettung angenommen wurde. Archivfoto: Hauger Foto: Schwarzwälder Bote

Blaulicht: Abteilung braucht dringend zehn neue Kameraden, sonst ist Ende 2019 Schluss / Aktion gestartet

117 Jahre gibt es die Grüninger Feuerwehr. Doch 2019 ist das Schicksalsjahr der Abteilung, denn sie zählt nur noch zehn Aktive.

Donaueschingen-Grüningen (jak). Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern eine Sekunde vor zwölf: Seit Jahren kämpft die Abteilung mit Mitgliederschwund, doch nun ist die kritische Größe erreicht, wo es nicht mehr weiter geht. Denn mit nunmehr noch zehn Aktiven erfüllt die Grüninger Abteilung nicht mehr die gesetzlichen Voraussetzungen für die Einsatzbereitschaft einer Feuerwehrabteilung. Kampflos wollen das die zehn verbleibenden Feuerwehrmänner in Grüningen nicht hinnehmen, und so haben sie eine Rettungsaktion gestartet.

Handzettel machen den Ernst der Lage deutlich

Überall im Ort werden aktuell Handzettel verteilt: "Deine Feuerwehr muss schließen! Rette deine Retter. Du bist unsere letzte Chance", ist darauf in großen Buchstaben zu lesen. Dramatisiert wird die Situation dabei nicht. "Es ist schon so gemeint", erklärt Daniel Brandi, der bis vor zweieinhalb Jahren die Grüninger Abteilung geführt hat.

Klipp und klar formuliert er, was nötig ist, damit die Grüninger Feuerwehrgeschichte über ihr 117-jähriges Bestehen fortgesetzt werden kann. "Wenn wir nicht bis Ende des Jahres mindestens zehn neue Mitglieder finden, dann müssen wir die Abteilung leider schließen", erklärt Brandi.

Dabei gab es in Grüningen auch einmal andere Zeiten: "Wir waren eine junge Mannschaft, die sehr gut ausgebildet war", blickt Brandi zurück. Doch junge Leute ziehen weg, gehen studieren und gründen irgendwoanders ihre Familien. Die Jugendfeuerwehr, die 1994 gegründet wurde, sorgte für Nachwuchs. "Sonst hätten wir das Problem schon viel früher gehabt", sagt Brandi. Doch 2016 musste die Jugendarbeit eingestellt werden. "Es ist sehr schwierig in so einem kleinen Dorf", blickt der ehemalige Abteilungskommandant zurück. Die Zahl der Kinder habe von Jahrgang zu Jahrgang extrem geschwankt, mal waren es mehr, dann aber nur noch zwei. Schweren Herzens entschieden sich die Verantwortlichen, dass es irgendwann einfach keinen Sinn mehr macht.

Die Jugendfeuerwehr zuzumachen ist die eine Sache, doch eine ganze Abteilung zu schließen, etwas ganz anderes. "Unser ganzer Fokus liegt nun auf der Rettung der Feuerwehrabteilung", erklärt Brandi. Schon zu seiner Amtszeit gab es diverse Versuche, neue Mitglieder zu gewinnen. Gebracht hat es wenig, so dass Brandi vor zweieinhalb Jahren frustriert von seinem Posten als Abteilungskommandant zurückgetreten ist und das Amt an seinen Nachfolger Frank Erndle übergeben hat. Doch beim allerletzten Rettungsversuch steht nun die ganze Abteilung Schulter an Schulter. Allein schaffen sie es allerdings nicht, nun ist die Grüninger Bevölkerung gefragt.

"Die Bürger haben es nun in der Hand"

"Die Bürger haben es nun in der Hand, wie es mit der Feuerwehrabteilung weitergeht", sagt Brandi. Damit auch jeder versteht, wie sich die Feuerwehrmänner aktuell fühlen, schildern sie es sehr eindrücklich mit ihrem letzten Rettungsaufruf: "Stell dir vor, du gehst im Wasser unter und rundherum stehen nur Gaffer und keiner hilft. Was für ein Gefühl der Ohnmacht! Genauso fühlen wir uns gerade. Jeder, der die nötigen Voraussetzungen für den Dienst erfüllt und nun wegschaut statt zu handeln, der macht sich mitschuldig am Untergang der Feuerwehr Grüningen."

Zwar ist jede Kommune verpflichtet, eine Feuerwehr zu unterhalten – ob es nun wie in der Region als Freiwillige Feuerwehr ist oder wenn sich niemand mehr findet als Pflichtfeuerwehr. Ohne eigene Abteilung würde im Ernstfall die Wolterdinger Abteilung oder die Stadtwehr nach Grüningen ausrücken. Wieso braucht es dann überhaupt eine eigene Abteilung?

Im Notfall zählen oft Sekunden. Da hat die Grüninger Abteilung natürlich schon Vorteile bei der Anfahrt, denn sie sind vor Ort. "Wir sind einige Minuten früher am Einsatzort wie auswärtige Kräfte", so Brandi. Doch das allein ist es nicht: "Wir kennen uns in Grüningen aus. Wir wissen wo Hydranten und Wasserstellen sind und wir kennen Gebäude und Gelände aus vielen Übungen", erklärt Brandi. Natürlich würden auch die Kollegen aus Donaueschingen oder Wolterdingen im Fall eines Einsatzes die Hydranten oder Wasserstellen finden, aber die Ortskenntnis sei eben nicht vorhanden.

"Meist kennen wir die Leute ja auch persönlich", erklärt Brandi. Und das kann im Ernstfall entscheidend sein. Wenn es beispielsweise irgendwo brennt, sei meist bekannt, wie viele Personen im Haus leben und wer davon gebrechlich ist. "Wir kennen potenzielle Gefahrenstellen und wissen oft wo gefährliche Güter gelagert werden."

Ein bis zwei Termine im Monat stehen an

Und was erwartet nun diejenigen, die sich zur Rettung der Grüninger Abteilung melden? Erst einmal die Grundausbildung und vielleicht noch die Weiterbildung zum Atemschutzträger. "Das sind vielleicht so drei Jahre. Aber von uns gibt es jegliche Unterstützung", erklärt Brandi. Danach ist das Engagement nicht mehr ganz so zeitintensiv. "Wir proben einmal im Monat und dann vielleicht noch einen weiteren Termin." Ehrenämter in Vereinen oder das Mitwirken dort seien da oft zeitintensiver.

Unter diesem Titel hat die Grüninger Feuerwehr ihren allerletzten Hilferuf gestellt, um ihre Abteilung doch noch zu retten. Bis Ende des Jahres müssen zehn neue Mitglieder gefunden werden, sonst wird die 117-jährige Geschichte der Grüninger Wehr beendet. Mitmachen kann jeder Grüninger und jede Grüningerin ab 17 Jahren. Einzige Voraussetzung: Die Bewerber müssen körperlich fit sein. Wer Interesse hat, kann sich beim Grüninger Abteilungskommandanten Frank Erndle mit einer E-Mail an die Adresse frank-erndle@kabelbw.de melden oder einfach eines der bekannten Mitglieder der Grüninger Feuerwehr ansprechen.

Unter diesem Titel hat die Grüninger Feuerwehr ihren allerletzten Hilferuf gestellt, um ihre Abteilung doch noch zu retten. Bis Ende des Jahres müssen zehn neue Mitglieder gefunden werden, sonst wird die 117-jährige Geschichte der Grüninger Wehr beendet. Mitmachen kann jeder Grüninger und jede Grüningerin ab 17 Jahren. Einzige Voraussetzung: Die Bewerber müssen körperlich fit sein. Wer Interesse hat, kann sich beim Grüninger Abteilungskommandanten Frank Erndle mit einer E-Mail an die Adresse frank-erndle@kabelbw.de melden oder einfach eines der bekannten Mitglieder der Grüninger Feuerwehr ansprechen.