Wirtschaft: Mehreinnahmen am Donaueschinger Flugplatz durch neues Brandschutzkonzept möglich
"Die meisten haben gegroundet", beschreibt Wolfgang Schubert in der Fliegersprache den Zustand, den man derzeit auch auf dem Flugplatz Donaueschingen antrifft. Personal und Flieger bleiben am Boden, berichtet der Flugleiter und registriert im Tower einen trüben Fernblick und sehr wenige Flugbewegungen.
Donaueschingen (wur). 50 bis 100 Flieger sind es an guten Tagen und davon etwa zehn Geschäftsflüge. An sonnigen Wochenenden, wenn die Privatpiloten starten, kann die Zahl auch dreistellig werden.
Dabei sind es vor allem die Landegebühren der Geschäftsflieger, die dem Flugplatz mittelfristig in die schwarzen Zahlen verhelfen sollen. Um die war es zuletzt nicht besonders bestellt, blickt Flughafengeschäftsführer Eckhart Pauly auf die vergangenen Monate zurück. Auch wenn die genauen Zahlen des Vorjahrs zuerst im Gemeinderat besprochen werden, spricht er von einem guten Jahr, in dem Kosten auch eingespart wurden.
Bis Ende März ließ sich das auch von 2020 sagen. Doch dann kam Corona und damit verbunden ein Einbruch von 60 Prozent der Flugbewegungen im April und geringen Zuwächsen im Mai, die bei weitem noch nicht den Normalzustand abgebildet haben. Insbesondere fehlten die Schweizer Piloten und die Geschäftsflieger, die nicht ins Ausland starten konnten. "Die starten auch bei schlechtem Wetter" fügt Pauly an.
Gleichwohl geht es darum, mehr Einnahmen zu generieren. Dies soll demnächst mit einer erweiterten Brandschutzlizenz gelingen. Flugzeuge sind in verschiedene Kategorien eingeteilt, denen ein bestimmte Brandschutzausstattung an den Flugplätzen und Flughäfen zugeordnet ist. Das Gewicht der Maschine, Rumpflänge, Treibstoffzuladung, maximale Zahl der Passagiere oder die Nutzungsform sind Kriterien der Einteilung. Flugzeuge, aber auch Hubschrauber mit der jeweiligen Kategorieeinteilung können nur dort landen, wo ein Flugplatz über die erforderliche Ausstattung verfügt.
Dabei steuern höhere Landegebühren zur Finanzausstattung des Flugplatzes bei, der in die Lage kommen soll, mit den Einnahmen mehr als nur die Zuschussabdeckung zu gewährleisten. Mehr Flugbewegungen im gewerblichen und privaten Bereich brächten zudem einen Zugewinn für die regionale Wirtschaft. Es wäre durchaus nicht nur von zeitlichem Vorteil, wenn größere Firmenflieger nicht mehr in Stuttgart landen und abheben müssten, sagt Pauly. Wenn der Flugplatz Donaueschingen von Kategorie zwei auf Kategorie drei gestuft wird, führt dieses schärfere Brandschutzkonzept zu einer engeren Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Donaueschingen. Denn zum Sicherheitsstandard bei Flugzeugen der Kategorie drei gehört es, dass die Feuerwehr deren Starts und Landungen begleitet. "Sie muss dann bei jedem Flugzeug dieser Kategorie vor Ort sein", erläutert Pauly. Sollte die Feuerwehr wegen eines Einsatzes verhindert sein, müsste der Pilot einen anderen Flugplatz ansteuern. Abgerechnet wird diese Dienstleistung über die Gebührenordnung.
"Das funktioniert wie eine Brandsicherheitswache", ergänzt Feuerwehr-Gesamtkommandant Gerd Wimmer. Der verbesserte Sicherheitsservice sei finanziell neutral und mache weder die Stadt noch die Feuerwehr reicher. "Ich denke aber, das ist sowohl für die Stadt als auch für die Wirtschaft ein Zugewinn", sagt Wimmer. Aufs Rollfeld des Flugplatzes fahren wird die Abteilung Stadt im Bedarfsfall mit einem Löschfahrzeug LF 16.
Das LF 16 wird am Wochenende bei einer Übung eingesetzt. Vermutlich am Samstag landet ein Kategorie-drei-Flugzeug. Mit einem Ausbilder gehen die Teilnehmer die Abläufe durch und lassen sich mögliche Gefahrensituationen erklären. Zudem wird die bestehende Brandschutzausstattung von der Wehr übernommen. Dazu gehört auch ein etwas älteres Löschfahrzeug. "Wir werden dann noch einen Monat üben und dann kann es losgehen", skizziert Wimmer.
Langfristig erwartet Pauly, der diese Tätigkeit im vergangenen Sommer als Nachfolger von Michael Schlereth übernommen hat, eine weitere Einnahmenentwicklung. In den vier komplett vermieteten Hallen sind derzeit bis zu 30 Flugzeuge untergestellt, eine Halle nutzt die Bundespolizei. Mit den Mieteinnahmen werden derzeit Kreditverpflichtungen und Abschreibungen bedient. Langfristig ist dies ebenfalls eine Einnahmequelle.
Der Flugplatz Donaueschingen-Villingen hat sich seit Inbetriebnahme 1959 zu einem bedeutsamen Flugplatz in Südbaden entwickelt. Zuletzt wurden konstant zwischen 25 000 und 30 000 Flugbewegungen pro Jahr gezählt. Bedeutsam war dabei die Einführung des Instrumentenflugverfahrens. Bereits in der Bilanz 2018 standen höhere Einnahmen trotz einer geringeren Zahl an Flugbewegungen. In den vergangenen Jahren erzielte der Flugplatz einen leichten Gewinnanstieg. Positiv auf die Bilanz dürfte sich auch eine im vergangenen Jahr gemachte Einschätzung auswirken: Die Landebahn ist weniger sanierungsbedürftig als zuvor angenommen.