Die Steine des Anstoßes fliegen raus: Der Gemeinderat hat am Dienstagabend das Bauamt per Beschluss angewiesen, die eben erst verlegten groben Steine (vorne) wieder zu entfernen und an der Stelle zwischen Fürstenbergstraße und Plattenbelag an der Stadtkirche einheitlich den geschnittenen Stein zu verwenden, den hier ein Bauarbeiter in einem schmalen Streifen verlegt. Foto: Vollmer

Mehrheit im Gemeinderat setzt nun doch auf geschnittene Pflastersteine. OB Pauly gereizt angesichts starrer Haltung.

Donaueschingen - "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?" An diesen von Konrad Adenauer geprägten Satz haben sich offenbar 21 der 31 stimmberechtigten Gemeinderäte am Dienstagabend erinnert, als sie die erst am 9. Dezember beschlossene einjährige Testphase kippten, um endlich Ruhe in die nicht abebbende Steindebatte im Residenzbereich zu bringen.

Der Fehler ist längst erkannt, eine Lösung zu einem für die Ratsmehrheit akzeptablen Preis von 530.000 Euro zu haben. Auch wenn der Beschluss in Bezug auf die Gemeindeordnung auf wackeligen Füßen steht, weil er in Bezug auf den Dezemberbeschluss auf keinen neuen Erkenntnissen basiert, und auch die Finanzierung offen ist, will die Ratsmehrheit nun den für Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer besser geeigneten geschnittenen Stein auf dem parkseitigen Gehweg von der Schützenbrücke bis zur Stadtkirche nach den Musiktagen verlegen lassen.

Entzündet hatte sich die erneute Debatte um den Gehweg an einem optischen Makel an anderer Stelle: oben an der Stadtkirche beim Zugang zur Donauquelle. Hier hatten sich die Räte vor der Sitzung getroffen und das hier verlegte Sammelsurium kritisiert. Ständig wechselndes Material "ist nicht schön", meinten anfangs die FDP/FW-Stadträte Markus Kuttruff und Niko Reith. Das sei so auch nicht beschlossen worden, legte FDP/FW-Sprecher Markus Kuttruff nach. Diese Ansicht unterstützte auch SPD-Sprecher Wolfgang Karrer.

Dem widersprach Stadtbaumeister Heinz Bunse. Er habe den früher gefassten Beschluss genau so aufgefasst: Um den Rollstuhlfahrern einen beschwerdefreien Zugang zum Lift zu bieten, soll der geschnittene und damit leicht befahrbare Stein verlegt werden - auf einer Breite von 1,40 Meter. Das sei so aber nicht gewünscht worden, konterten Räte aus allen Fraktionen. Und schnell wurde klar, dass die groben Steine wieder raus müssen, am besten sofort. Das geht mangels Steinen aber nicht.

"Die müssen erst bestellt werden. Das bedeutet eine wochenlange Verzögerung", stellte Bunse unmissverständlich klar. "Sie sind der Souverän", schaltete sich Bürgermeister Bernhard Kaiser ein. "Wir machen, was Sie sagen, aber überlegen Sie sich doch, was wir hier marketingmäßig machen zu Beginn der Tourismussaison!"

Auch OB Erik Pauly war vom "Zick-Zack-Kurs" wenig angetan und reagierte an seinem 45. Geburtstag nun schon ein wenig gereizt angesichts der starren Haltung der Räte, die inzwischen auch eine sofortige Korrektur des Belages auf dem Gehweg Schützenbrücke-Stadtkirche forderten. "Wenn Sie den Antrag stellen, müssen Sie uns auch einen Finanzierungsvorschlag liefern", forderte Pauly von der FDP-Fraktion. Der Haushalt biete für derartige Dinge nämlich keinen Spielraum, meinte Pauly.

Dass dies nicht möglich sei, wisse die Verwaltung, sprang Grünen-Sprecher Michael Blaurock den verbal überrollten FDP/FW-Kollegen unterstützend bei. Trotz aller Diskussionen sollte man weiterhin fair bleiben: "Finanzierungsvorschläge liefert die Verwaltung", stellte Blaurock klar.

Wenn die Diskussion nicht so ernst gewesen wäre, hätte man eine Stunde später eigentlich lachen müssen, als es um die Regulierung der Schäden im Reitstadion ging. Die maximal 35.000 Euro für die Reparaturen könne man über die im Haushalt bereitgestellte Summe für die Umsetzung des Leader-Programms finanzieren, meinte Pauly. Das Dorfentwicklungsprojekt ist bekanntlich im Januar vom Land für die Baar abgelehnt worden. Bereitgestellt im Haushalt waren hier 125.000 Euro. "Da haben wir das Geld ja schon", warf Michael Blaurock ein. Eine Reaktion der Stadtverwaltung gab es keine.