Das Fürstlich-Fürstenbergische Archiv und die Alte Hofbibliothek befinden sich an der Haldenstraße. Fotos: Fischer Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Evangelisches Leben im katholischen Donaueschingen / Kultur als neuer Mittelpunkt

200 Jahre evangelisches Leben: Mit Prinzessin Amalie von Baden kommt nach ihrer Hochzeit mit Fürst Karl Egon II. evangelisches Leben in das katholische Donaueschingen.

Donaueschingen. Am 19. April 1818 heiraten in Karlsruhe die evangelisch-lutherische Prinzessin Amalie Christine von Baden, Tochter des verstorbenen Großherzogs Karl Friedrich aus seiner zweiten Ehe, und der katholische Fürst Karl Egon II. zu Fürstenberg. Die Trauung findet im katholischen wie evangelischen Ritus statt. Diese Ehe wird sowohl für das Fürstentum wie auch für das evangelische Leben in Donaueschingen gewichtige Folgen habe.

Durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde die Markgrafschaft Baden durch Mediatisierung weltlicher Herrschaften (Kurpfalz, Reichsstädte, Vorderösterreich) und Säkularisierung geistlicher Gebiete (St. Blasien, Speyer, Konstanz) beträchtlich erweitert.

Politische Souveränität geht verloren

Nach Auflösung des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" 1806 wurde das Großherzogtum Baden gegründet, das Fürstentum Fürstenberg verlor seine polische Souveränität. Der Fürst zu Fürstenberg war fortan Untertan des Großherzogs, konnte jedoch als Standesherr eine gewichtige Stellung bewahren. Er behielt nicht nur seine Wälder, landwirtschaftlichen Güter und Gewerbebetriebe, sondern auch manche staatlichen Hoheitsrechte. Nach der badischen Verfassung von 1818 war Karl Egon II. stellvertretender Vorsitzender der Ersten Kammer, und er spielte dort bis zu seinem Tod 1856 eine bedeutende politische Rolle.

Für das Fürstenpaar war die Hochzeit im Jahr 1818 zunächst als politische Heirat anzusehen, aus der sich dann aber eine sehr harmonische Ehe entwickeln sollte. Laut Ehevertrag blieb die Fürstin evangelisch-lutherisch, und der Fürst verpflichtete sich, auf eigene Kosten die Stelle eines Hofpredigers einzurichten. Für das fürstliche Paar war die Hochzeit samt ihren Folgen tatsächlich eine Art Win-Win-Situation. Für Amalie, einer nicht standesgemäßen, so genannten morganatischen Ehe entstammend, bedeutete die Heirat, die sie zur Fürstin machte, ein enormer gesellschaftlicher Aufstieg, wie die beiden lebensgroßen Porträts des Fürstenpaars jeweils in prächtiger Robe – heute noch zu sehen in den Fürstlich Fürstenbergischen Sammlungen am Karlsplatz – deutlich zeigen. Der Fürst konnte den Verlust der staatlichen Souveränität durch seine Stellung im badischen Landtag und durch die enge verwandtschaftliche Bindung an die großherzogliche Familie – ab 1830 war Leopold, sein Schwager, Großherzog – ausgleichen.

Nach dem Verlust der Landeshoheit 1821 mit den staatlichen Hoheitsrechten (insbesondere Steuern) waren die Bemühungen Fürst Karl Egons II. um Bewahrung der hochadeligen Stellung auf Dauer von Erfolg gekrönt. Die Patronatsrechte über Kirchen wurden aufrechterhalten (heute noch über St. Johann und Wolterdingen), die Verpflichtungen im sozialen und schulischen Bereich (Landesheim Hüfingen, Mariahof, Krankenhaus) wurden weitergeführt, die Forst- und Jagdrechte blieben bestehen. In der Schulaufsicht sowie bei der Ernennung von Bürgermeistern behielt er eine Mitbestimmung, im Justiz- und Polizeiwesen wirkte er mit. Das für Donaueschingen zuständige Bezirksamt führte gar die Bezeichnung "Großherzoglich Badisches Fürstlich Fürstenbergisches Bezirksamt Hüfingen". Der größte Verdienst Karl Egons II. lag aber darin, die Residenzstadt zu einem einmaligen, weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannten kulturellen Zentrum auszubauen.

Kulturelles Zentrum auf der Baar

Der 1805 gegründete "Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar" (heute Baarverein) stand in enger Verbindung zum Fürstenhaus und wurde tatkräftig unterstützt, die Fürstlich-Fürstenbergische Hofbibliothek hatte einen legendären Ruf, die Sammlungen wurden beständig erweitert (besonders nach 1870 mit dem Karlsbau). Die die Museumsgesellschaft, gegründet 1841, stand ebenfalls in starker Verbindung zum Fürstenhaus, als es vor allem das Gebäude nach dem Brand 1845 wieder aufbauen ließ. Ein besonderes Kapitel ist das blühende Musik- und Theaterleben, besonders unter dem fast 40-jährigen Wirken von Johann Wenzel Kalliwoda als Hofkapellmeister und Komponist (1822 bis 1866) und mit dem sehr lebendigen Hoftheater im Sennhof, das 1850 abbrannte und nicht wieder aufgebaut wurde.

Vor 200 Jahr entstand in Donaueschingen das evangelische Leben, das heute in einer regen Gemeinde seinen Niederschag findet. In unserer Serie behandeln wir die Schwerpunkte der Geschichte.