Mathilde Duelli sitzt an der Kasse. Foto: Schwarzwälder Bote

"Rettich, weiß, 30 Cent." Auf den Zuruf von Anita Zirnig hängt

"Rettich, weiß, 30 Cent." Auf den Zuruf von Anita Zirnig hängt Hassan Mousavi das Preisschild an den gelben Plastikkorb.

Die Tafel Villingen-Schwenningen ist das größte Einzelprojekt des in Schwenningen ansässigen Fördervereins "Mach mit!". Seit 1999 wuchs das Netz auf heute fünf Ladengeschäfte in Schwenningen, Villingen, Donaueschingen, Triberg und St. Georgen sowie eine zentrale An- und Auslieferungs- sowie Sortierungseinrichtung in Schwenningen mit Kühlhaus und großen Lagerflächen. Wer einen Berechtigungsausweis bekommen möchte, muss einen Einkommensnachweis vorlegen. Pro Woche werden in den Tafelläden etwa 350 Einkäufe getätigt. In Donaueschingen werden derzeit keine freiwilligen Helfer gesucht, in der Sortiereinrichtung dagegen sehr wohl.

Donaueschingen (wur). Sauber verpackt in einer Tüte liegt das Gemüse dahinter. Äpfel, 90 Cent, Paprika, 50 Cent. So geht es weiter. Dienstagnachmittag, 14.50 Uhr. Routinierte Handgriffe, bevor der Tafelladen an der Schulstraße seine Kunden einlässt.

Hassan stammt aus Afghanistan und hilft seit diesem Jahr mit. Anita Zirnig ist die Chefin des ehrenamtlichen Teams und hält als gute Seele den Überblick. Die Preise ändern sich nach Zustand der Lebensmittel und Saison. Variabel ist auch die gesamte Einrichtung. Der Tafelladen kommt mietfrei im Cafébereich des Mehrgenerationenhauses unter, das bedeutet aber auch Auf- und Abbau an einem Tag.

Obst und Gemüse stehen im verglasten und entsprechend warmen Café, Molkereiprodukte und Wurst finden in einer Kühltheke Platz, auf der Ladentheke reihen sich Eier, Fertigprodukte oder Drogerieartikel. In Kisten stehen verschiedene Brotsorten. Ein echtes kleines Lebensmittelgeschäft. Darauf sind die neun Damen, die sich in der Donaueschinger Filiale des Vereins "Mach Mit!" engagieren, stolz.

Im Sommer ist der Kundenstamm fast halbiert. Nur 20 bis 30 Menschen nutzen die Möglichkeit, verbilligte Lebensmittel zu kaufen. Diese sollen keine milden Gaben sein, der Kaufvorgang vermittelt Normalität. Und zudem kostet die ganze Logistik Geld. "Auch die Ein-Euro-Jobs summieren sich", ergänzt Zirnig.

Die Lebensmittel werden morgens bei den Sponsoren abgeholt und in der Sortierstelle in Schwenningen sortiert, geputzt und neu verpackt. Als die 73-Jährige und ihre drei Helferinnen gegen 13.30 Uhr beginnen, haben die Fahrer die Lieferungen schon abgestellt.

Es sind viele Rentnerinnen, die im Tafelladen einkaufen, aber auch Ausländer-Familien mit mehreren Kindern, Alleinerziehende, Arbeitslose. Damals, 2016, als die Flüchtlinge kamen, sei man organisatorisch an die Grenzen geraten. "Aber trotzdem hat jeder etwas bekommen", erinnert sich Zirnig. Zumal nur Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung eine Berechtigung bekamen.

"Der Umgang der Kunden untereinander ist freundlich", ergänzt Mechthild Zimmermann aus ihren Beobachtungen. Das bestätigt sich im gleichen Moment vor dem Geschäft. Zwei ältere Frauen umarmen sich, eine weitere schiebt ihren Rollcontainer in den Laden.

Fünf vor drei. Mathilde Duelli, die heute die Kasse bedienen wird, mischt die auf der Rückseite mit Zahlen bedruckten Ausgabekarten. Eine Lotterie der Gerechtigkeit. Wer zuerst kommt, mahlt eben nicht zuerst.

15 Uhr. Die Kunden strömen in den Laden, geben ihren Berechtigungsausweis ab und ziehen eine Karte. Danach geht es zum Warten ins Separée im hinteren Bereich des Ladencafés.

Sie beziehe Erwerbsminderungsrente, sagt eine Frau um die 50, die aus Bad Dürrheim mit ihrem "klapprigen" kleinen Auto angefahren ist. Heute hat sie die 14 gezogen. "Geht noch", meint sie aus der jahrelangen Erfahrung. Ganz großartig setze sich das ehrenamtliche Team ein, lobt sie. Zu der Zeit, als die Flüchtlinge kamen, hat sie eine andere Einschätzung. "Das war mehr als grenzwertig." Auch heute ist nicht alles gerecht. Etwa wenn mehrere Familieneinkäufer vor ihr dran sind. Da sei die Auswahl mitunter sehr gering. "Aber man muss ja zufrieden sein", ergänzt sie fatalistisch. Schön seien allerdings die Bekannschaften, die sich über die Jahre entwickelt hätten.

Ihre Sitznachbarin nickt. Eine Rentnerin, Mitte 70, seit Jahren Kundin. Ihr ging es anfangs wie vielen Rentnerinnen. Die Hemmschwelle ist hoch, bei der Tafel einzukaufen. Heute weiß sie längst: Sie ist nicht allein in der Sorge, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Auf Obst und Gemüse hofft sie heute, während ein 56 Jahre alter Mann diesen Einkaufszettel um Wurst, Joghurt und Eier ergänzen möchte. Dem Tonfall merkt man ihm an, dass er aus der ehemaligen Sowjetunion stammt. Er kauft für sich und seine Frau ein. Auch er ist erwerbsunfähig. Da helfen günstige Lebensmittel, sich anderswo etwas mehr leisten zu können.

Derweil reihen sich vor der Kühltheke die metallenen Einkaufskörbe. Nach und nach werden sie befüllt. Höchstmengen gibt es keine, lediglich sanfte Korrekturen. In der Gemüseabteilung sorgt Mechthild Zimmermann dafür, dass niemand eine Sorte komplett in seinen Korb schiebt. Und auch Anita Zirnig kann mal das zweite Päckchen Butter zurück ins Kühlregal befehlen.

Endpunkt Kasse. Zirnig hebt die Produkte aus dem Korb und sagt den Preis an, den Mathilde Duelli in die Rechenmaschine tippt. 17,55 Euro zahlt die Kundin mit Gehstock für den Inhalt eines prall gefüllten Plastiksacks, den Hassan geschickt einräumt. Ein Serviceplus, ein Stück Freundichkeit in Augenhöhe. Gegen 17 Uhr ist aufgeräumt und er Fahrer packt die Reste in den Transporter. 26 Kunden waren es heute. Geschafft.

Donaueschingen (wur). Sauber verpackt in einer Tüte liegt das Gemüse dahinter. Äpfel, 90 Cent, Paprika, 50 Cent. So geht es weiter. Dienstagnachmittag, 14.50 Uhr. Routinierte Handgriffe, bevor der Tafelladen an der Schulstraße seine Kunden einlässt. Hassan stammt aus Afghanistan und hilft seit diesem Jahr mit.

Anita Zirnig ist die Chefin des ehrenamtlichen Teams und hält als gute Seele den Überblick. Die Preise ändern sich nach Zustand der Lebensmittel und Saison. Variabel ist auch die gesamte Einrichtung. Der Tafelladen kommt mietfrei im Cafébereich des Mehrgenerationenhauses unter, das bedeutet aber auch Auf- und Abbau an einem Tag. Obst und Gemüse stehen im verglasten und entsprechend warmen Café, Molkereiprodukte und Wurst finden in einer Kühltheke Platz, auf der Ladentheke reihen sich Eier, Fertigprodukte oder Drogerieartikel. In Kisten stehen verschiedene Brotsorten. Ein echtes kleines Lebensmittelgeschäft. Darauf sind die neun Damen, die sich in der Donaueschinger Filiale des Vereins "Mach Mit!" engagieren, stolz.

Im Sommer ist der Kundenstamm fast halbiert. Nur 20 bis 30 Menschen nutzen die Möglichkeit, verbilligte Lebensmittel zu kaufen. Diese sollen keine milden Gaben sein, der Kaufvorgang vermittelt Normalität. Und zudem kostet die ganze Logistik Geld. "Auch die Ein-Euro-Jobs summieren sich", ergänzt Zirnig. Die Lebensmittel werden morgens bei den Sponsoren abgeholt und in der Sortierstelle in Schwenningen sortiert, geputzt und neu verpackt. Als die 73-Jährige und ihre drei Helferinnen gegen 13.30 Uhr beginnen, haben die Fahrer die Lieferungen schon abgestellt.

Es sind viele Rentnerinnen, die im Tafelladen einkaufen, aber auch Ausländer-Familien mit mehreren Kindern, Alleinerziehende, Arbeitslose. Damals, 2016, als die Flüchtlinge kamen, sei man organisatorisch an die Grenzen geraten. "Aber trotzdem hat jeder etwas bekommen", erinnert sich Zirnig. Zumal nur Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung eine Berechtigung bekamen.

"Der Umgang der Kunden untereinander ist freundlich", ergänzt Mechthild Zimmermann aus ihren Beobachtungen. Das bestätigt sich im gleichen Moment vor dem Geschäft. Zwei ältere Frauen umarmen sich, eine weitere schiebt ihren Rollcontainer in den Laden. Fünf vor drei. Mathilde Duelli, die heute die Kasse bedienen wird, mischt die auf der Rückseite mit Zahlen bedruckten Ausgabekarten.

Eine Lotterie der Gerechtigkeit. Wer zuerst kommt, mahlt eben nicht zuerst. 15 Uhr. Die Kunden strömen in den Laden, geben ihren Berechtigungsausweis ab und ziehen eine Karte. Danach geht es zum Warten ins Separée im hinteren Bereich des Ladencafés.

Sie beziehe Erwerbsminderungsrente, sagt eine Frau um die 50, die aus Bad Dürrheim mit ihrem "klapprigen" kleinen Auto angefahren ist. Heute hat sie die 14 gezogen. "Geht noch", meint sie aus der jahrelangen Erfahrung. Ganz großartig setze sich das ehrenamtliche Team ein, lobt sie. Zu der Zeit, als die Flüchtlinge kamen, hat sie eine andere Einschätzung. "Das war mehr als grenzwertig."

Auch heute ist nicht alles gerecht. Etwa wenn mehrere Familieneinkäufer vor ihr dran sind. Da sei die Auswahl mitunter sehr gering. "Aber man muss ja zufrieden sein", ergänzt sie. Schön seien allerdings die Bekannschaften, die sich über die Jahre entwickelt hätten.

Ihre Sitznachbarin nickt. Eine Rentnerin, Mitte 70, seit Jahren Kundin. Ihr ging es anfangs wie vielen Rentnerinnen. Die Hemmschwelle ist hoch, bei der Tafel einzukaufen. Heute weiß sie längst: Sie ist nicht allein in der Sorge, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Auf Obst und Gemüse hofft sie heute, während ein 56 Jahre alter Mann diesen Einkaufszettel um Wurst, Joghurt und Eier ergänzen möchte. Dem Tonfall merkt man ihm an, dass er aus der ehemaligen Sowjetunion stammt. Er kauft für sich und seine Frau ein. Auch er ist erwerbsunfähig. Da helfen günstige Lebensmittel, sich anderswo etwas mehr leisten zu können.

Derweil reihen sich vor der Kühltheke die metallenen Einkaufskörbe. Nach und nach werden sie befüllt. Höchstmengen gibt es keine, lediglich sanfte Korrekturen. In der Gemüseabteilung sorgt Mechthild Zimmermann dafür, dass niemand eine Sorte komplett in seinen Korb schiebt. Und auch Anita Zirnig kann mal das zweite Päckchen Butter zurück ins Kühlregal befehlen. Endpunkt Kasse. Zirnig hebt die Produkte aus dem Korb und sagt den Preis an, den Mathilde Duelli in die Rechenmaschine tippt. 17,55 Euro zahlt die Kundin mit Gehstock für den Inhalt eines prall gefüllten Plastiksacks, den Hassan geschickt einräumt.

Ein Serviceplus, ein Stück Freundichkeit in Augenhöhe. Gegen 17 Uhr ist aufgeräumt und er Fahrer packt die Reste in den Transporter. 26 Kunden waren es heute. Geschafft.