Nach 43 Jahren legt die Wolterdinger Friseurin Christa Wetzel ihr Handwerkszeug nieder und gibt ihren Salon weiter (unten links). Von der Form her hat sich das Handwerkszeug, hier eine Schneidemaschine, kaum verändert (unten rechts). Nach 43 Jahren legt die Wolterdinger Friseurin Christa Wetzel ihr Handwerkszeug nieder und gibt ihren Salon weiter (oben). Fotos: Reichart Foto: Schwarzwälder Bote

Handwerk: Christa Wetzel gibt ihren Salon an Conny Weisser weiter / 43 Jahre lang für die Kunden im Einsatz

Schnipp-schnapp, Haare ab. Oder: Waschen, schneiden, legen. Die Sprüche sind gleich geblieben, auch die Technik änderte sich nicht groß, und der Werkstoff blieb ebenfalls derselbe. Dieser war bei Christa Wetzel aus Wolterdingen das Haar. Geändert haben sich die Frisuren.

Donaueschingen-Wolterdingen. 43 Jahre sorgte Christa Wetzel für gestylte Köpfe. Nun legt sie Schere und Kamm in die Schublade und gibt ihren Friseursalon in junge Hände. Und dies mit einem lachenden und weinenden Auge. "Mit 69 Jahren ist es an der Zeit, aufzuhören", sagt die Wolterdingerin. "Das Geschäft ging mir über alles. Es war auch mein Hobby, denn ich bin mit Leib und Seele Friseurin", fügte die Mutter zweier Kinder an. Ihr Vater war schon Friseur und hatte im Rathausgebäude früher einen Salon. Und so kam es, dass sie eben auch dieses Handwerk, im Salon Hans in Bräunlingen, lernte. Weitere Stationen waren Freiburg und Villingen. Dann kam die Heirat und der Hausbau.

Mit 25 Jahren eröffnete sie ihren Salon im Keller ihres Mehrfamilienhauses. Damals war es noch nicht so verbreitet, dass Frauen den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben, weiß sie. Anfangs arbeitete sie alleine, dann mit einer Aushilfe und später konnte sie Friseurinnen einstellen. Den Meister im Friseurhandwerk machte sie 1976, vor drei Jahren bekam sie den goldenen Meisterbrief überreicht. Im Laufe der Jahrzehnte hat sie zwölf Lehrlinge ausgebildet. In dieser Zeit wurde der Salon drei Mal umgebaut. Und auch das Verhalten der Kunden hat sich verändert im Vergleich zu früher. Damals seien Dauerwellen und Einlegfrisuren an der Tagesordnung gewesen, heute 90 Prozent Föhnfrisuren. Es sei auch viel toupiert worden, um große Köpfe zu bekommen. Und Haubensträhnen wurden von Foliensträhnen abgelöst.

Die Frau sei früher alle vier Wochen zum Haarewaschen gekommen. Doch richtig Geld verdient habe man nur vor Ostern, Weihnachten, vor Feiertagen eben, weiß sie noch genau. Und der Mann bekam meist einen Trockenenhaarschnitt. Und heute seien die Salons mit Rückwärtswaschbecken ausgestattet. Die älteren Friseure machen noch viel mit der Schere, die jungen überwiegend mit der Maschine.

Friseure üben ja nicht nur ein Handwerk aus. Sie sind auch Künstler, die mit viel Kreativität spontan und individuell auf Bedürfnisse und Wünsche ihrer anspruchsvollen Kunden eingehen müssen. "Modern ist alles. Der Kunde muss sich wohl fühlen": das ist wichtig, weiß Christa Wetzel aus Erfahrung.

Zugleich ist dieser Handwerksberuf auch sozial angehaucht. Gerade auf den Dörfern geht man schließlich auch zum Friseur, um zu erzählen, sich auszutauschen, eben um zu tratschen. Diese anspruchsvolle und doch auch spannende Kombination macht für viele Friseure die Tage bestimmt kurzweilig und den Beruf eben zu einer Leidenschaft.

Und gerade der Menschenkontakt wird Christa Wetzel ab jetzt, bis sie sich an den Ruhestand gewöhnt hat, schon fehlen, ist sie sich bewusst. Denn Hobbys habe sie groß keine. Die Nachfolge ist akurat geregelt: Nach einer kleinen Umbauphase öffnet Conny Weisser am Dienstag, 15. Oktober, an derselben Stelle ihr Friseurstudio.

Den Friseurberuf gab und gibt es in vielen Kulturkreisen. Bereits im alten Ägypten kam der Pflege und dem Frisieren der Haare eine enorme Bedeutung zu. Der Friseur stellt damals wie heute ein gewisses Statement her – von der Rebellion gegen bestimmte Gesellschaftsformen bis hin zu haarigem Modebewusstsein.