Mit Plakat und Stimme: Rund 200 Jugendliche demonstrieren am Freitag vor dem Rathaus gegen Klimawandel und Handlungsunfähigkeit der Politik. Foto: Wursthorn

Organisatorinnen sind mit der Resonanz von Demo zufrieden. An Realschule blüht Nachsitzen.

Donaueschingen - Bemalte Pappschilder, Sprechgesänge und eine starke Präsenz: Die Schülerdemos gegen den Klimawandel sind am Freitag in Donaueschingen angekommen.

Rund 200 Schüler, im Wesentlichen den Kaufmännischen und Hauswirtschaftlichen Schulen (KHS) und dem Fürstenberg-Gymnasium zuzuordnen, machten am Musikantenbrunnen ihrem Unmut Luft.

Sofia Kexel orchestriert den jugendlichen Chor mit dem Megafon. Die 19-jährige Donaueschingerin hat die Demo gemeinsam mit der gleichaltrigen Ceyda Gyrnehir, die in Döggingen wohnt, organisiert. Beide besuchen an den KHS die Klasse 13 des Wirtschaftsgymnasiums.

"Wir haben bei den Schülern aller weiterführenden Schulen geworben, mitzumachen", sagt Sofia Kexel. Mit der Resonanz auf den Aufruf, 200 Teilnehmern bei der ersten Demo, ist sie zufrieden. "Wir Schüler können was bewegen."

"Das ist unsere Verantwortung", begründet Ceyda Gyrnehir, warum sie und viele andere die ersten beiden Schulstunden dem Klimaschutz opfern. Sie beklagt die große Diskrepanz zwischen vorhandenen Lösungen und dem politischen Unwillen diese umzusetzen. "Egal ob Physik oder Geografie. In vielen Fächern erfahren wir, dass es Lösungen gibt, aber es passiert nichts."

Auch Oberstufenschüler des Fürstenberg-Gymnasiums und Schüler der Realschule sind dem Streikaufruf nachgekommen. Kim Stadler, Kursststufe eins, ist 17 Jahre alt und findet das Beispiel der jungen Schwedin Greta Thunberg nachahmenswert. Miteinander einstehen lohne sich. "Meine Kinder sollen noch eine gute Erde haben", bringt Mathias Kayakoparan, 18 Jahre, Kursstufe zwei am FG, sein Anliegen auf den Punkt.

Kurz nach neun löst sich die Kundgebung vor dem Rathaus auf. Es waren nur wenige Passanten, die der lautstarken Aktion ihre Aufmerksamkeit geschenkt haben. Die Organisatorinnen haben darauf geachtet, den Schulstreik auf nur zwei Unterrichtsstunden zu beschränken. "Das soll nicht die Ausrede für einen schulfreien Vormittag werden", sagt Ceyda Gynehir.

Mit dem "Schwänzen" müssen sich nun die Schulleiter herumschlagen. "Wir klären das schulintern", sagte KHS-Leiter Frank Liebetanz auf Anfrage dieser Zeitung.

Gleichzeitig bekundet er Sympathien für die Aktion. Der globalen Zielsetzung der Bewegung könne man sicher nicht widersprechen. Die Schule wolle ihre Schüler zu verantwortlichen Bürgern erziehen, sagt Liebetanz.

Realschul-Rektor Gerhard Lauffer weiß von 18 Zehntklässlern, die sich an der Demo am Musikantenbrunnen beteiligt haben. Sie werden an einem der nächsten Freitage nachmittags bei ihm persönlich zwei Stunden nachsitzen. Für die Ziele von "Friday for Future" hat der Pädagoge Verständnis. "Doch richtiger wäre es gewesen, am Freitagnachmittag zu streiken."

Mario Mosbacher, Schulleiter des Fürstenberg-Gymnasiums, sagte, die Schüler müssten das unentschuldigte Fehlen nachholen: in pädagogisch sinnvoller Weise mit den ihnen wichtigen Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Schüler der Eichendorffschule waren bei der Demo nicht dabei.

Die Schulstreiks an den "Freitagen für die Zukunft" haben im vergangenen Sommer begonnen und wurden ein globales Phänomen. Schüler und Studierende gehen an diesen Tagen für die Umsetzung der Klimaziele von Paris und den sofortigen Kohleausstieg und gegen die Ignoranz der Politik auf die Straße. Leitfigur ist die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg, die am 20. August erstmals mit einem Schild vor dem schwedischen Reichstag saß. In Berlin kam die Bewegung im September 2018 an, in Villingen wurde erstmals am 15. Februar demonstriert.