Stolpersteine kontrovers diskutiert
Donaueschingen (wst). Das Gedenken an jüdische Mitbürger aus Donaueschingen, die im Nazireich verfolgt wurden, war gestern Abend ein Thema im Hauptausschuss. Es geht nicht um die Frage, dass die Stadt ihrer gedenken will, es geht um die Frage, wie man dies machen will.
Die Stolpersteine sind eine Möglichkeit, jedoch wurden sie im Hauptausschuss sehr kontrovers diskutiert. Ebenso der Vorschlag der Stadt, einen Flyer zu produzieren. Diesem stimmten die Mitglieder am Schluss zwar zu, sehen ihn aber nur als Teil des Gedenkens. Der Beschlussvorschlag wurde unisono durch alle Fraktionen erweitert: Der Gemeinderat oder der Hauptausschuss soll in Ergänzung über eine Stele oder Gedenktafel entscheiden oder eine sonstige weitere Form. Die Verwaltung soll dazu einen Vorschlag ausarbeiten. Des Weiteren will man bei der Frage zu den Stolpersteinen die Öffentlichkeit einbeziehen. Dazu zählen Kirche, Betroffene – wie beispielsweise Hauseigentümer, die Jüdische Gemeinde und die Schulen. Von Claudia Weishaar kam der Antrag, die Bürger bei dieser Frage einzubinden, von Michael Blaurock der Antrag, Stele oder Tafel zu prüfen.
Auf gar keinen Fall wollen die Fraktionen wegen der Stolpersteine Grabenkämpfe ausfechten, wie es in anderen Städten schon geschehen ist.
Diskutiert wurden im Gemeinderat viele zusätzliche Möglichkeiten. Dabei ging es von der genannten zentral aufgestellten Stele über eine Gedenktafel bis hin zu Informationstafeln an der Rathausmauer. Genau dort, wo man einst die Juden geschmäht hatte. Die Aufhängungen seien noch vorhanden, hieß es.
Bei den Stolpersteinen war man äußerst unterschiedlicher Meinung. Sprach sich die CDU vehement dagegen aus, war der Rest eher dafür. Reinhard Müller argumentierte über bekannte Gründe, wie sie anderswo auch schon verwendet wurden, von der Tatsache, dass man mit Füßen auf die im Gehweg eingelassenen Stolpersteine tritt, bis hin zu seiner Information, dass viele in den jüdischen Gemeinden Deutschlands die Stolpersteine nicht wollten, allen voran die ehemalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch. Alle waren sich einig, dass wenn man sich für die Stolpersteine entscheiden würde, der Flyer als begleitendes Infomaterial notwendig sei.
Martina Wiemer, welche für die Stadt die entsprechenden Führungen leitet, informierte den Ausschuss darüber, dass vor allem die junge Generation oftmals nicht wisse, was sich hinter den Stolpersteinen verbirgt und für was diese stehen.