Leiten das VS-Finanzamt: Vorsteher Karl-Heinz Huy und Stellvertreterin Melanie Kann. Fotos: Trippel Foto: Schwarzwälder Bote

Steuern: Daten-Ära hemmt Rückzahlung / Erfolge mit Erklärungen über Elster-Programm / Viele zusätzliche Millionen durch Prüfer

Die Digitalisierung erreicht das Finanzamt in einer ersten, großen Welle. Einige Effekte bekommen die Bürger direkt zu spüren.

Donaueschingen (tri). Einen angenehmen Effekt bringt die Digitalisierung am Finanzamt schon einmal mit sich: Seit vergangenem Jahr müssen keine Einzel-Belege mehr bei der Behörde eingereicht werden, sie gilt es auf Nachfrage parat zu halten. Oder, wie das in der Sprache der Finanzämter heißt: Die Beleg-Vorlagepflicht wurde durch eine Beleg-Vorhaltepflicht ersetzt. Amtsvorsteher Karl-Heinz Huy erklärt, das Finanzamt befinde sich "in einem Umstrukturierungsprozess". Die Behörde räumte jetzt ein, dass die Umstellungsprozesse zunächst ihre Bearbeitungsgeschwindigkeit verlangsamten. Wer Geld vom Finanzamt zurück erhält, muss sich also gegebenenfalls länger gedulden.

"Die Gründe für diese Verzögerung sind, dass wir derzeit den Datenbestand aufbauen müssen", erklärt Huy. 40 bis 60 Tage betrage die durchschnittliche Bearbeitungsdauer einer normalen Steuererklärung aktuell. Eine genaue Zahl wie in den Vorjahren will das Finanzamt nicht mehr nennen. Es habe zu viele Bürger gegeben, die sich nach danach gerichtet hätten und mit Ablauf dieser scheinbaren Frist beim Finanzamt fragend vorstellig geworden seien, hieß es weiter.

Huy staunt selbst über die rasch voranschreitenden Veränderungen: "Bis vor zwei Jahren konnten wir beim Finanzamt gar nicht genug Belege haben, und jetzt läuft alles automatisch." Alles? Nein, nicht ganz, die belegfreien Steuererklärungen der Bürger der Region werden von einem großen Computerprogramm auf Plausibilität und Datenkorrektheit geprüft. Werden bei diesem automatischen Prozess durch das so genannte maschinelle Risiko-Management-System Unstimmigkeiten festgestellt, so geht die Steuererklärung – immer noch automatisch – auf den Tisch eines Sachbearbeiters. Der nimmt die Angaben dann traditionell in die Mangel. Meistens, schmunzelt der Finanzamtschef, müssten aber nur Stammdaten wie Postleitzahlen korrigiert werden.

Die Korrektheit dieser Stammdaten garantiert dem Bürger das Computerprogramm Elster. Damit kann jeder von zuhause aus seine Steuererklärung erstellen und dem Amt zukommen lassen. Sind die Grund-Daten (Rentenbezug, Beiträge zu Versicherungen), die jedes Jahr gleich sind, einmal erfasst, bleiben sie für die nächsten Jahre automatisch erhalten und erscheinen in der Vorlage für das nächste Jahr von selbst im neuen Elster-Formular. Diesen Service nutzen offenbar beim Finanzamt Villingen-Schwenningen, das auch für Donaueschingen zuständig ist, immer mehr Menschen. Von 72 983 Einkommenssteuerfällen, welche die Behörde aktuell betreut, würden 62,4 Prozent über das Elster-Programm erfolgreich privat erstellt und eingereicht.

Die mit dieser papierlosen Bearbeitungsweise gemachten, ersten Erfahrungen seien "sehr erfolgsversprechend", so Huy. Im vergangenen Jahr hätte das Finanzamt VS bereits 5766 (8,3 Prozent) Einkommensteuererklärungen vollautomatisch bearbeiten können. "Einwandfrei eingereichte digitale Steuererklärungen mittels des Elster-Programms bringen heute schon hohe Bearbeitungsgeschwindigkeit. Der Steuerbürger kann bereits in recht kurzer Zeit mit dem Bescheid rechnen", ergänzt Huy. Das Einkommensteuerprogramm 2017 läuft seit dem 12. März. Gesetzlich ist geregelt, dass sich erstmals die Abgabefrist für die Einkommensteuererklärung 2018 um zwei Monate nach hinten auf den 31. Juli des Folgejahres verschiebt. In Baden-Württemberg wurde diese Regelung für alle Elster-Fälle bereits für 2017 vorgezogen. Für diejenigen, die ihre Steuererklärung 2017 per Elster-Programm abgeben, "gilt damit bei uns bereits die verlängerte Abgabefrist 31. Juli 2018", legt sich der Behördenchef fest.

Neu beim Finanzamt sind nicht nur veränderte Detailregelungen in der Einkommenssteuererklärung. Neu ist auch die Vize-Chefin. Die Behörde an der Villinger Weiherstraße wird seit September 2014 von Karl-Heinz Huy geleitet. Seine ständige Vertreterin ist jetzt die Regierungsdirektorin Melanie Kann. Sie stammt aus dem Großraum Stuttgart und war zuletzt im Landesfinanzministerium beschäftigt. Beim Finanzamt VS arbeiten derzeit 304 Beschäftigte (Vorjahr 299). 143 Beschäftigte sind teilzeitbeschäftigt. Der Frauenanteil beträgt 64,5 Prozent (Vorjahr 62,5 Prozent). Karl-Heinz Huy huscht ein breites Lächeln übers Gesicht, wenn er stolz offenlegt, dass auf den Führungspositionen mittlerweile mehr Frauen als Männer tätig sind. Im so genannten höheren Dienst wirken: Karl-Heinz Huy als Vorsteher, Melanie Kann als ständige Vertreterin des Vorstehers und Sachgebietsleiterin für Körperschaften, Wilma Broghammer als Vertreterin der ständigen Vertreterin des Vorstehers und Sachgebietsleiterin für Rechtsbehelfe und Personengesellschaften, Bernd Wolf, Leiter der Außenstelle Donaueschingen und Hauptsachgebietsleiter Betriebsprüfung, Claudia Henninger-Völk, Sachgebietsleiterin für Erbschaft- und Schenkungsteuer sowie Grit Erichsen, Sachgebietsleiterin für Personengesellschaften und Vollstreckung.

Akribisch hingeschaut wird beim Finanzamt natürlich weiterhin: 26 Betriebsprüfer und sieben Amtsbetriebsprüfer haben 2017 insgesamt 722 Prüfungen durchgeführt. Weiterhin waren fünf Umsatzsteuerprüfer und fünf Lohnsteuerprüfer im Einsatz. Insgesamt hätten sich bei den Prüfungen durch diese Beamten "Mehrsteuern in Höhe von 41,7 Millionen Euro ergeben", sagt Karl-Heinz Huy.

Wie funktioniert die Registrierung? Mein Elster-Zertifikat läuft ab, wie kann ich es verlängern? Ich habe mich registriert, warum funktioniert mein Zertifikat nicht? Kann ich auch mit meinem gekauften Steuerprogramm am Belegabruf teilnehmen und wie geht das? Ich habe in meiner Elster-Erklärung rote Fehlerhinweise, die ich nicht weg bekomme. Wie komme ich weiter? Ich habe mein Passwort vergessen. Was kann ich tun?

Fragen wie diese kann Peter Schwarz, erreichbar unter Telefon 07721/92 34 38 (Zentrale des Finanzamts: 07721/92 30), leicht am Telefon klären. Oftmals, meint Schwarz, genüge bereits ein kleiner Tipp von ihm, um die aufgetretenen Probleme zu lösen. Auch sei das Elster-Programm in den vergangenen Jahren ständig verbessert worden und biete zu vielen Fragen großteils selbsterklärende Hilfestellungen an, stellt Wilfried Baschnagel, Einkommensteuer-Hauptsachgebietsleiter des Finanzamts, fest.

Weitere Informationen: www.elster.de