DFG-Präsident Franz E. Mayer mit dem Plakat zur Ausstellung, das die EU als Puzzle zeigt. Dieses wird an Schüler, die die Ausstellung besuchen werden, ausgeteilt. Foto: Vollmer

Interview mit Franz E. Mayer: "Europa muss unsere Zukunft sein"

Donaueschingen - Die Deutsch-Französische Gesellschaft mit Präsident Franz E. Mayer organisiert vom 16. Juni bis zum 2. Juli eine Ausstellung zu Europa.

Herr Mayer, "Europa – Gestern – Heute – Morgen" heißt die Ausstellung der Deutsch-Französischen Gesellschaft, die vom 16. Juni bis 2. Juli in den Donauhallen zu sehen sein wird. Wie kam es dazu?

Die Entwicklung rechts- und linksradikaler, nationalistischer und antieuropäischer Gruppen in vielen Ländern Europas machten uns große Sorgen und wir glauben, dass es notwendig ist, den Menschen in unserem Lande, und vor allem der Jugend, wieder einmal vor Augen zu führen, was sie seit den Anfängen aus der Zeit von Adenauer und de Gaulle an Vorteilen durch die Europäische Union gewonnen haben. Die Entwicklung – der "Brexit" in England sowie die Ängste um Frankreich – haben die Situation in Europa noch einmal verschärft. Auch die Entwicklung in den USA macht es notwendig, Europa verstärkt als Einheit zu sehen. Diese Konstellation hat uns bewogen eine Ausstellung zusammenzustellen, die vor allem auch die Erfolge der EU aufzeigen soll.

Was ist denn zu sehen und wer unterstützt Sie?

Auf 120 Bild- und Texttafeln dreht sich alles um Europa, etwa auch, wie es zur Europaflagge mit den Sternen kam. Das Material stammt von der Konrad-Adenauer-Stiftung, der EU, der Robert-Schuman-Stiftung, und eine Reihe von Tafeln wurden von uns selbst und unseren Partnern, der Landeszentrale für politische Bildung und der Organisation der "Jugendoffiziere der Bundeswehr", erarbeitet.

Wen wollen Sie mit der Ausstellung ansprechen, und wie wollen Sie das erreichen?

Neben Erwachsenen wollen wir vor allem auch Schüler ab der Grundschule ansprechen. Unterstützt werden wir dabei wieder von der Landeszentrale für politische Bildung und der Organisation "Jugendoffiziere", die während der Ausstellungsdauer drei Tage vor Ort sein werden, um die Jugendlichen zu informieren und deren sicher interessanten Fragen zu Europa zu beantworten.

Sie sind ein Freund der europäischen Idee. Warum ist Ihnen denn die Union so wichtig?

Über Jahrhunderte waren wir uns in Europa nicht "grün". Ab dem 30-jährigen Krieg mussten die Menschen in Europa 48 Kriege ertragen. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich vieles positiv verändert. Nicht nur, dass wir seit 72 Jahren keinen Krieg mehr erdulden mussten, wir haben in dieser Zeit zwischen Frankreich und Deutschland, die Grundachse für Europa, aus der früheren Todfeindschaft eine wirkliche Freundschaft entstehen lassen. Diese Freundschaft hat 28 Länder zusammengeführt. Auch wenn immer wieder neue "Geburtswehen" auftreten, Europa ist und muss unsere Zukunft sein.

Viele sehen Deutschland in der EU lediglich in der Funktion des Zahlmeisters. Warum ist das Ihrer Meinung nach falsch?

Wenn wir mit gesundem Menschenverstand unsere Situation in Europa betrachten: Wir sind zum führenden und finanziellen stärksten Teil dieses Zusammenschlusses geworden. Wie kann man da nur behaupten, wir wären nur Zahlmeister? Wir haben in Deutschland einen so großartigen Lebensstandard erreicht, der jeden zufriedenstellen könnte. Natürlich ist hierfür Arbeitswillen vonnöten.

Sie blicken in der Ausstellung auch auf das Morgen. Was muss sich in der EU ändern, dass sie noch besser wird und eine höhere Akzeptanz bei den EU-Bürgern findet?

Die EU muss sich in der Zukunft nicht um Tätigkeitsbereiche kümmern, die die Mitgliedsstaaten besser erledigen können. Im Gegenzug müssen die wesentlichen Aufgaben vom Staatenbund Europa erfüllt werden. Es sind dies unter anderem ein Ministerium für Außen- und Sicherheitspolitik, Sozialministerium, Finanzministerium, Verteidigungsministerium – mit der deutsch-französischen Brigade wurde bereits der erste Schritt getan. Wir können und dürfen unsere Sicherheit nicht den USA überlassen. Darüber hinaus müssen die Bürger besser informiert werden. Kommunikation wäre eine wesentliche Voraussetzung für eine stärkere Akzeptanz.

Was wollen Sie mit der Ausstellung letztendlich bewirken?

Weg von nationalen Egoismen und Begeisterung für Europa!

Entsprechend glücklich sind Sie auch über den Wahlausgang am Sonntag?

Auch wenn der neue Präsident, Emmanuel Macron, nicht für jeden akzeptabel ist, so ist es doch ein großer Erfolg für Europa. Marie Le Pen hätte alle Türen zugeschlagen und die so sehr notwendige Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland wäre auf der Strecke geblieben. 

Die Fragen stellte Günter Vollmer.

Zur Person

Franz E. Mayer lebt in Gutmadingen und ist seit 2010 Präsident der Deutsch-Französischen Gesellschaft (DFG) Donaueschingen. Die Gesellschaft in der Donaustadt wurde bereits 1965 gegründet und pflegte bis zum Abzug der Franzosen aus Donaueschingen regen binationalen Kontakt über Treffen und Veranstaltungen.

Auch nach dem Abzug von 2000 Franzosen aus der Stadt ist die Deutsch-Französische Gesellschaft bemüht, die Freundschaft zu pflegen. Die Gesellschaft hat bereits in der Vergangenheit Ausstellungen zu diversen Themen organisiert.

In der Ära Mayer wurde eine Ausstellung zum 50-jährigen Bestehen der Elysée-Verträge im Jahr 2013 und auch eine Bilderschau von deutschen und französischen Schülern zur deutsch-französischen Freundschaft organisiert.