Peter Hirt liefert für die ZG Raiffeisen Energie Heizöl aus. Foto: Wursthorn Foto: Schwarzwälder Bote

Ölheizung: Brennstoffhändler rechnen weiterhin mit konstanter Nachfrage / Einige Alternativen

Früher war sie der neueste Schrei, heute werden ihre Besitzer schon fast bemitleidet: Die Ölheizung in Privatgebäuden hat in der aktuellen Klimadiskussion einen schweren Stand.

Donaueschingen (wur). Wohlige Wärme aus Heizkörpern, die zimmerweise auf- und abgedreht werden, galt ab der 1960er Jahre als Quantensprung der bequemen Wärmeregulierung. Statt Holz oder Kohle in den Ofen zu stecken, genügte eine einfache Drehbewegung am Regler. Inzwischen dreht sich der Wind. Holz, Pellets oder Erdgas sind die angesagten Wärmeträger. Das heißt aber noch nicht, dass bei Lieferanten und Nutzern des klassischen Fossilen Brennstoffs schon Katzenjammer herrschen müsste.

"Bestellrückgänge haben wir nicht", sagt Markus Hielscher von der Firma Erhard Bürk-Kaufmann, die schon vor Jahren in Behla das frühere Vertriebsbüro Eberling übernommen hat. Die verschärfte Gesetzgebung gebe es in Baden-Württemberg schon lange. Zudem sei es für Hausbesitzer gar nicht so einfach, sich von der Ölheizung zu lösen. Insofern blieben die Bestellmengen konstant.

Und wie lässt sich die Lebensdauer der bei Kritikern unbeliebten Ölheizung verlängern? Hielscher empfiehlt, alle acht bis zehn Jahre den Öltank reinigen zu lassen. "Da hält der Motor länger", sagt er und verweist auf den Effekt. Die Reinigung entfernt unter anderem die Schwebstoffe im Heizöl, die sich am Boden ablagern." In kürzerem Turnus müssen Wartungsarbeiten vorgenommen werden. "Da muss man darauf schauen, ob die Düsen richtig eingestellt sind", sagt Hielscher. Zuletzt sei es wichtig, hochwertiges Öl zu verwenden. Es enthält additive Wirkstoffe, die unter anderem die Leistungsfähigkeit der Pumpen sichern und Korrosion am Tankinnenmantel verhindern.

"Die Nachfrage wird sich nicht so schnell ändern. Das werden wir die nächsten Jahre nicht erleben", sagt Frank Maier, Sprecher der Geschäftsführung bei ZG Raiffeisen Energie mit Hauptsitz in Karlsruhe und Niederlassung in Donaueschingen. Auch wenn generell gelte, dass bestehende Heizungen Bestandsschutz haben, seien die Menschen verunsichert. Etwa bezüglich der Vorgaben im Erneuerbare-Wärme-Gesetz in Baden-Württemberg: Seit 2015 müssen bei neuen Heizungen 15 Prozent der Wärme aus erneuerbaren Energien erzeugt werden. "Das kann bei einer neuen Ölheizung durch Bioheizöl oder eine Solaranlage ersetzt werden", klärt Maier auf.

Auch er empfiehlt, alle zehn Jahre eine Generalreinigung vorzunehmen und die Anlage regelmäßig warten zu lassen. Zudem, ganz Geschäftsmann, legt er die Verwendung eines Premium-Heizöls nahe. "Das ist rückstandsfreier und hat eine höhere Effizienz."

"Wenn die alte Ölheizung kaputt ist, würde ich keine neue Ölheizung empfehlen", sagt Umweltberater Gerhard Bronner. "Das wäre keine gute Idee." Ein Wechsel auf regenerative Energieträger wie Holz oder Pellets, aber auch der Anschluss an ein Nahwärmenetz wäre ein Schritt der ohnehin bereits im Trend läge. Auch dank der Förderungen durch Bund und Land.

Platzgründe lässt Bronner beim Thema neue Heizung nicht gelten. Eine Pelletsheizung sei, wenn man bisher einen Raum mit dem Öltank hatte, immer möglich. Denkbar wäre auch eine Erdwärmepumpe oder eine Luftwärmepumpe. Beides Modelle mit geringem Platzbedarf und in jedem Haus unter einer Bedingung umsetzbar: Es muss einen Stromanschluss geben.

Das breite Angebot an Förderungen spüren auch Tobias Bacher und Norman Limberger von der Energieagentur des Schwarzwald-Baar-Kreises. 80 Prozent der Beratungen drehen sich gegenwärtig um das Thema Ölheizungen. Und beim 30 Euro teuren Energie-Check bei den Kunden vor Ort ist Limberger etliche Wochen im Voraus ausgebucht.

Großes Interesse findet das Thema Pumpentausch, aber Umrüstungen im Haushalt versprechen Effekte. Wenn gewechselt wird, kommt häufig die Biomasse ins Spiel. "Da steht am Ende auch eine wohlige Wärme", so Limberger. Auf Empfehlungen per Internetseite setzen die beiden nicht. "Wir machen uns ständig schlau über Veränderungen und stellen das lieber im direkten Beratungsgespräch vor", sagt Limberger. Und das sei bei ihnen kostenlos.

Gesetz: Wer sein Haus bereits mit einer Ölheizung heizt oder beabsichtigt, eine Ölheizung anzuschaffen, muss zwei Gesetzes-Bereiche im Auge behalten: die von der Bundesregierung vor Kurzem beschlossenen Regelungen im Klimapaket 2030 sowie das Erneuerbare-Wärme-Gesetz, das in Baden-Württemberg seit 2015 gilt.

Kombination: Dabei bietet das Landesgesetz den strengeren Rahmen. Es gilt für Eigentümer von Häusern, die vor 2009 gebaut wurden. Es greift immer dann, wenn die zentrale Heizungsanlage ausgetauscht wird. Generell gilt, dass bei Erneuerung der Heizung 15 Prozent der Wärme mit erneuerbaren Energien erzeugt werden muss. Bei Ölheizungen kann dieser Anteil teilweise durch die Verwendung von Bioöl erbracht werden. Eine andere Maßnahme muss dazu kombiniert werden. Unabdingbar ist auch der Einbau einer Brennwertheizung, so informiert die Internetseite www.energie-fachberater.de.

Kein Verbot: Das Klimapaket ist nicht gleichbedeutend mit einem generellen Heizverbot mit Öl. Verbaute Ölheizungen können weiter betrieben werden. Für mehr als 30 Jahre alte Ölkessel (Stichtag 1. Oktober 1978) gilt zwar eine Austauschpflicht, Ausnahmen sind aber möglich, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind.