Bernhard Harbauer zählt mit seinem Kollegen im Stadtbus. Die Daten sollen als Grundlage für die weiteren Diskussionen dienen. Foto: Schwarzwälder Bote

Stadtbus: Daten über das Nutzerverhalten werden erhoben / Grundlage für künftige Diskussionen

Christel Wolf-Will steigt in den Stadtbus und grüßt den Busfahrer. Heute Morgen hat sie ihn vermisst, ob er eine andere Linie gefahren ist? Man kennt sich im Donaubus eben. "Wir, die Busfahrer und die Fahrgäste des Stadtbusses sind wie eine große Familie", erklärt Christel Wolf-Will.

Donaueschingen (jak). Täglich nutzt sie den Bus für den Arbeitsweg und für Besorgungen. Selbst wenn sie das Pfarrblatt oder Geburtstagsglückwünsche der Seelsorgeeinheit verteilt, kann einer der blauen Busse ihr den Fußweg ersparen.

Und wer so regelmäßig Stadtbus fährt, der ist auch nicht überrascht, dass er, nachdem er sich einen Platz gesucht hat, gleich von einem Mann mit Smartphone in der Hand angesprochen wird. Bernhard Harbauer und sein Kollege Heinz Meyer sind nämlich dafür verantwortlich, die bereits lange geforderten Daten für den Stadtbus zu erheben. Wo wird eingestiegen? Wo endet die Fahrt? Welchen Fahrschein hat der Passagier? Ein Abo oder ein Einzelticket? Wie war er von der Einführung des Stadtbusses mobil unterwegs?

Die Antworten auf all diese Fragen tippt Heinz Meyer in sein Smartphone ein. Zusammen mit der entsprechenden Liniennummer des Busses, so dass die Fahrgastdaten später bei der Auswertung auch mit den einzelnen Fahrten in Verbindung gebracht werden können. Bernhard Harbauer ist durchaus zufrieden mit den Donaueschinger Stadtbusnutzern. Während er bei anderen Fahrgasterfassungen auch gelegentlich mit doofen Sprüchen, Verweigerung oder Ähnlichem kämpfen muss, sei das hier lediglich ein oder zweimal vorgekommen.

Harbauer kennt das auch anders. In Nordrhein-Westfalen, woher er auch stammt, gibt es beispielsweise einen Dauerauftrag, wonach in Bussen und Bahnen regelmäßig gezählt wird. Auch in Villingen war er schon unterwegs. Doch nicht nur die Leute wären in Donaueschingen netter: "Die Busse sind sauberer. Aber das kann auch daran liegen, dass sie neu sind." Prinzipiell erlebe man aber auch lustige Sachen und mit der Zeit kenne man auch die Stammgäste. Abends, wenn die beiden im Hotelzimmer sind, werden die Daten an das Unternehmen PTV Group, ein Anbieter von Software, Daten und Beratungsdienstleistungen rund um das Thema Verkehrs- und Transportsystemen, weitergeleitet. Dort sollen dann die Daten anschließend ausgewertet und aufbereitet werden.

Doch erst einmal müssen die Daten erfasst werden. Heinz Meyer und Bernhard Harbauer sind deshalb eine Woche im Stadtbus unterwegs. Morgens um sieben Uhr, nachmittags um 14 Uhr oder in den Abendstunden. "Wir können uns das selbst einteilen", erklärt Harbauer. Zehn-Stunden-Tage sind da keine Seltenheit, die Überstunden werden wieder abgeglitten.

Doch so lange Zeit in einem Bus kann auch zur Herausforderung werden. "Das hängt auch viel vom Busfahrer ab", erklärt Harbauer. Viel Gas geben, heftiges Bremsen, schnelles Kurvenfahren oder Schaukeln – das kann auch schon dafür sorgen, dass es einem schlecht wird. Schließlich muss man nebenher auch noch ständig auf das Smartphone schauen und die Daten eingeben. "Aber man gewöhnt sich daran und hier hatten wir eigentlich nur gute Fahrer."

Mit der Zeit hat man seine Tricks so raus. Beispielsweise wenn man im Gang stehen muss, um die Fahrgäste zu befragen. "Ich lehne mich dann immer gleich an eine der Stangen oder an die Sitze", erklärt er. Das sorgt für einen besseren Stand, wenn der Busfahrer mal bremst.

Zur Herausforderung können auch die Spitzenzeiten werden. "Gerade morgens ist durch die Schüler sehr viel im Bus los", erklärt Harbauer. Dass da 60 Schüler auf einmal im Bus sitzen und vor allem stehen, sei keine Seltenheit. Da ist das Durchkommen, um jeden einzelnen zu befragen, dann schon schwieriger, als zwischen acht und neun Uhr. "Da haben wir dann auch schon Leerfahrten." Nachmittags würden sich die Schüler aber dann eher verteilen, weil sie ja auch zu unterschiedlichen Uhrzeiten Schulschluss haben. Zwischendurch sei das Publikum durchaus gemischt. Jung und Alt würden den Stadtbus nutzen.

Damit die Zahlen repräsentativ sind, wurde auch eigens eine Woche gewählt, in der keine Ferien sind. Und es wurde auch davon abgesehen, die Daten in den Sommermonaten zu erheben, wo viele im Urlaub sind oder doch eher das Fahrrad nutzen. "Ein bisschen habe ich mich schon gewundert, dass während der Musiktage gezählt worden ist. Aber ich habe mich beim Busfahrer erkundigt und der meinte, dass die Musiktagebesucher den Donaubus eher nicht nutzen", erklärt Harbauer. In dieser Woche gibt es noch vereinzelte Zählungen, um die Daten zu verfeinern.

Eine, die regelmäßig den Stadtbus nutzt, ist Monika Günter-Kutri. Früher ist sie zu Fuß gegangen oder hat ein Taxi genutzt, heute fährt sie Stadtbus. "Es ist schon eine große Erleichterung", sagt sie. Und dadurch, dass sie eine Monatskarte hat, fährt sie auch kürzere Strecken, beispielsweise wenn sie von der Karlstraße zum Bahnhof muss. Oder wenn sie abends heimkommt, noch schnell beim Posthof einkauft und dann nicht die schweren Tüten hinauf in die Karlstraße schleppen muss. Einziger Kritikpunkt: Morgens fährt der Bus in der Karlstraße dann gelegentlich zu früh ab.

Viel ist seit der Einführung im Oktober 2017 über den Stadtbus diskutiert worden. Wird er wirklich angenommen? Wo gibt es noch Bedarf? Und wo kann optimiert werden? Mit solchen Fragen wollen sich die Stadträte gerne beschäftigen, allerdings auf einer Datengrundlage. Denn aktuell weiß beispielsweise keiner, welche Haltestellen besonders frequentiert sind, und welche Strecken bei den Fahrgästen nicht so nachgefragt sind. Gleichzeitig könnten die Daten auch als Grundlage für die Vertragsverhandlungen mit dem Betreiber dienen.