Die Veranstalter mit OB Erik Pauly (von links): Hans Joachim Tilgner (Treff der Kulturen), Emine Sems (Kultur Quelle), Elisabeth Blaurock (Treff der Kulturen) und Hanife Yazici (Kultur Quelle). Foto: Niederberger Foto: Schwarzwälder Bote

Treff der Kulturen: Veranstaltungsserie gegen Fremdenfeindlichkeit

Seit dem Fackelzug maskierter Rechtsextremer in Donaueschingen in der Nacht zum 1. Mai 2012 ist es vorbei mit dem Gefühl, Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit seien nur eine Angelegenheit der ostdeutschen Bundesländer oder von Ballungszentren.

Donaueschingen (hon). Rund 25 Neonazis, die sich selbst die "Unsterblichen" nennen, marschierten damals durch die Karlstraße und brüllten rassistische Parolen in den Nachthimmel, die Gesichter durch weiße Masken unkenntlich gemacht. Gleich am Tag drauf kam es zu einer spontanen Gegendemonstration, Ende Mai gingen die Donaueschinger dann erneut auf die Straße. Rund 500 Menschen setzten damals ein Zeichen für ein friedliches Zusammenleben ohne Ausgrenzungen.

Die beiden Protestmärsche gegen Ausländerfeindlichkeit können als Geburtsstunde des Treffs der Kulturen verstanden werden, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, für ein "gelungenes Miteinander" zu sorgen und dieses Ziel auch in sein Logo aufgenommen hat. Einer der treibenden Kräfte ist Hans Joachim Tilgner.

"Wenn die Nazis gewusst hätten, was aus ihrem Demonstrationszug durch Donaueschingen entsteht, dann wären sie nicht gekommen", so Tilgner süffisant.

Die damals ins Leben gerufenen internationalen Essen sind die wohl bekanntesten Veranstaltungen, die der Treff der Kulturen initiiert hat. Über 30 haben davon bis heute stattgefunden. "Essen verbindet unwahrscheinlich, da kommt man einfach gut ins Gespräch", sagt Tilgner. Und man lerne dabei viel. So weiß er seither, dass bei Persern die Teller nicht ganz leer gegessen werden, weil die Köchin sonst denken könnte, ihr Gast sei nicht satt geworden. Und dass sich Donaueschingen an den Internationalen Wochen gegen Rassismus beteiligt, ist ebenfalls eine Folge des Nazi-Aufmarsches.

Generalverdacht fördert Pauschalurteile

Oberbürgermeister Erik Pauly hat erneut und gerne die Schirmherrschaft für diese Veranstaltungsserie übernommen, die weltweit organisiert wird und bei der in Deutschland außer Donaueschingen nur große Städte mitmachten. Immer dann, wenn Ausländer unter Generalverdacht gestellt würden und es zu pauschalen Urteilen komme, müsse dagegen gesteuert werden, so der Rathauschef.

Dafür, dass Donaueschingen zeitweise für sehr viele Flüchtlinge zu einer Heimat auf Zeit geworden war, sei es in der Stadt sehr ruhig geblieben, so der OB. Allerdings: Er war Adressat von anonymen Schreiben mit rassistischen Inhalten.

Die Internationalen Wochen gegen Rassismus richten der Treff der Kulturen und die Kultur Quelle Donaueschingen aus. Sie können sich dabei auf viele Partner verlassen: die katholische Seelsorgeeinheit, die evangelische Erwachsenenbildung, die Stadt Donaueschingen und das kommunale Guckloch-Kino. Diese breite Basis spiegelt sich auch im Programm (siehe Erklärstück) wider.

Erinnerungen an Massaker

Die Vereinten Nationen erklärten 1966 den 21. März zum Welttag gegen Rassismus. Damit sollte an das Massaker von Sharpville im Jahr 1960 in Südafrika erinnert werden: Auf einer friedlichen Demonstration gegen die rassistischen Passgesetze wurden 69 Menschen von der Polizei erschossen. Weltweit finden jedes Jahr um den 21. März die Internationalen Wochen gegen Rassismus statt.

15. März: Birgit Leib liest aus dem Roman "Bilqiss" von Saphia Azzeddine (19.30 Uhr, Stadtbibliothek, Eintritt frei). Zum Inhalt des Buches: Eine junge Frau, die gesteinigt werden soll, dreht ihren Prozess zu einem Forum der Anklage gegen Engstirnigkeit und Frauenverachtung. Bilqiss lässt sich nicht den Mund verbieten, sondern verteidigt sich selbst vor dem überforderten Richter. Ein Kritiker: "Witzig und weise erzählt dieser Roman die Geschichte einer freien Frau in einem islamischen Land."

16. März: Interkultureller Frauentreff im evangelischen Gemeindehaus (15 Uhr). Als Gast dabei ist die Donaueschinger Integrationsbeauftragte Brigitte Henkel.

17. März: Gebet für den Frieden mit Stadtpfarrer Erich Loks (12 Uhr in St. Marien). Offen für alle Konfessionen.

18. März: Gottesdienst in der evangelischen Christuskirche (10 Uhr) mit Pfarrerin Dagmar Kreider. Unter anderem mit dem Stück "Prayers of the Mothers" von Yael Deckelbaum.

19. März: Film: "Als Paul übers Meer kam" (20 Uhr im Guckloch-Kino, Friedhofstraße). Laut Zeitungskritik "ein gelungener Versuch, den zahllosen anonymen Migranten am Beispiel eines Einzelschicksals ein Gesicht zu geben. Eine mitreißende Dramarturgie, die von der ersten bis zur letzten Minute berührt."

20. März: Türkischer Kochabend in der Eichendorffschule (18 Uhr). Dafür gibt es eine begrenzte Teilnehmerzahl, deshalb ist eine Anmeldung bis Samstag, 17. März unter hanifeyazici@gmx.de notwendig

22. März: Frühlings-Benefizkonzert im evangelischen Gemeindehaus mit Studenten der Musikhochschule Trossingen (19 Uhr). Unter anderem mit Misha Temnykov (Klavier/Brahms, Intermezzo op. 118), Yanica Hristova (Klavier/Rachmaninow, Klaviersonate No 2) und Salman Nasrat (Solostück für Cello).