Wenn in Donaueschingen die Rock'n'Roll City-Jamboree an den Start geht, dann erleben die 50er- und 60er-Jahre in den Lokalen der Stadt ein Comeback. Aber – coronabedingt – in diesem Jahr nicht.Archivfoto: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Corona-Krise: Eventveranstalter haben existenzielle Sorgen / Droht jetzt die große Langeweile?

Ihr Geschäftsmodell besteht darin, Menschen zusammenzubringen und diese Treffen zu einem ganz besonderen Erlebnis zu machen: Die Rede ist von Eventagenturen. Sie trifft die Krise hart.

Donaueschingen/Hüfingen/Bräunlingen (hon). In diesen Corona-Zeiten mit ihren strengen Hygienevorschriften und Abstandsregeln brechen den Veranstaltungsspezialisten nahezu alle Aufträge weg – von Hochzeiten über Firmenfeiern bis zu Großereignissen. Eine Umfrage im Städtedreieck zeigt: Die Eventagenturen kämpfen ums wirtschaftliche Überleben. Größter Gegner ist die Unsicherheit, weil niemand weiß, was die Zukunft bringt. Dieses In-der-Luft-hängen zehrt an den Nerven.

Eigentlich würden am kommenden Freitagabend in Donaueschingen Frauen im Petticoat und Männer mit Elvis-Tolle optische Akzente im Stadtbild setzen. Doch die Rock'n'Roll-City-Jamboree wurde coronabedingt abgesagt. Kai Sauser kümmert sich seit vielen Jahren mit seiner Sport & Event Management GmbH um das beliebte Zwei-Tages-Festival. Zuvor sind schon der Engadin Ski-Marathon und der Aargauer Halbmarathon vom jeweiligen Veranstalter gecancelt worden. Bei beiden Sportereignissen war Sausers Agentur als Dienstleister vorgesehen.

Als Veranstalter musste Sauser von der Ausrichtung der hep-Challenge in Heilbronn, einem Triathlon mitten in der Stadt, zurücktreten. "Die Absage unserer geliebten hep-Challenge Heilbronn trifft uns emotional und finanziell knallhart. Ein Großteil der Kosten für unserer sieben Vollzeitkräfte und unsere vielen Teilzeitkräfte, die Kosten für Büro, Lagerverwaltung, Versicherungen, bereits produzierte Ware, Marketing, Werbung, et cetera sind bereits angefallen", heißt es auf der Homepage der Challenge Heilbronn.

Kai Sauser fügt im Telefongespräch hinzu, die wirtschaftliche Bedrohung durch die Corona-Krise sei "absolut ernsthaft". "Zum Glück haben wir mit unserem Vaude-Store in Villingen noch ein zweites Standbein", sagt der Vorsitzende des Schellenberg Sport-Clubs, wobei das Geschäft viele Wochen geschlossen bleiben musste. Die Folge: Sauser musste Kurzarbeit anmelden.

Als Soforthilfe bekam die Agentur 15 000 Euro vom Land. Darüber freut sich Sauser natürlich, doch sei der Betrag nicht mehr als "ein Tropfen auf den heißen Stein". Sauser hofft nun, kleinere Veranstaltungen mit rund 300 bis 400 Teilnehmern austragen zu dürfen. Aus der Schweiz habe er positive Signale für den Engadin Bike Giro vom 10. bis 12. Juli erhalten. Andere Veranstaltungen wie beispielsweise die Donaueschinger Musiknacht am 19. September oder der Rider-Man in Bad Dürrheim vom 18. bis 20. September sind aber noch in der Schwebe.

Masken statt Mottopartys

Seit 1996 ist Peter Hübsch als Eventdienstleister für Licht- und Tontechnik in Hüfingen ansässig. Er organisiert Firmenfeiern, Mottopartys, Hochzeiten, Geburtstage und Jubiläen. Auch seinem Zwei-Mann-Unternehmen sind viele Aufträge weggebrochen, zum Beispiel das Stadtbächlifest in Hüfingen oder das Städtlefest in Löffingen. Umso glücklicher ist er darüber, einen Installationsauftrag für die Hüfinger Stadthalle erhalten zu haben. "Ich bin dankbar, dass da an uns gedacht wurde", so Hübsch. Um ein wenig Umsatz zu generieren, verkauft er über seine Homepage Schutzmasken und Desinfektionsspender. Gibt's denn keine Rücklagen? Die seien in seiner Branche kaum zu bilden, weil ständig in neue Veranstaltungstechnik investiert werden müsste.

In Bräunlingen haben die Geländespieler ihren Sitz. Hinter dieser Agentur stehen Marcus Ewald und Ralf Moosbrugger. Sie richten für Firmen, Familien oder auch Vereine Geländespiele, Gaudiolympiaden, Kanutouren oder Ausflüge mit Lamas aus. Seit Mitte März gehe bei ihnen nichts mehr, bis in den Juli hinein seien alle Freizeitangebote abgesagt.

Da beide Männer noch ein weiters berufliches Standbein haben, steht bei ihnen nicht die Existenz auf dem Spiel. "Wir hoffen auf das nächste Jahr", sagt Ewald. Bei aller Kritik, die die drei Eventagenturen aus Donaueschingen, Hüfingen und Bräunlingen am Krisenmanagement der Politik haben, eint sie aber eine gute Erfahrung: Die vom Land gewährte Soforthilfe ist ihnen innerhalb weniger Tage ausbezahlt worden.

Großveranstaltungen sind formal bis mindestens zum 31. August nicht erlaubt. Doch die Landesregierung Baden-Württemberg will die Bürger laut eines Sprechers mit dem am 6. Mai veröffentlichten Fahrplan zur stufenweisen Lockerung der Corona-Beschränkungen auch darauf vorbereiten, dass Großveranstaltungen voraussichtlich bis Ende des Jahres nicht möglich sein werden. Das betrifft vor allem solche Veranstaltungen, wo viele Menschen dicht gedrängt zusammen kommen, wo es feucht fröhlich werden kann. "Die Erfahrung hat gezeigt, dass das die Herde sind, von denen aus sich die Infektion schlagartig verbreitet", so der Sprecher.