Stadt: Heimatgeschichte auf die etwas andere Art erzählt / Rückblick auf Katastrophen, Freude und Besonderes
Es ist die Metapher des Abends: Im Mozartsaal der Donauhallen sind die Lichter ausgegangen. Mehr als 1000 Besucher warten darauf, dass es losgeht mit der ersten Auflage der Donaueschinger Stadtgeschichten.
Donaueschingen (guy) Plötzlich klingt ein Instrument inmitten des Publikums. Ein einzelner Musiker der Stadtkapelle steht vermeintlich allein in der Halle. Ein weiterer gesellt sich hinzu, es werden immer mehr und es entsteht eine gemeinsame Melodie, ein großes Lied. In diesem Fall Bohemian Rhapsody der Rockgruppe Queen. Und die Botschaft? Das Besondere ist mitten unter uns, obwohl wir es oft nicht sofort entdecken. Wir nennen sie Heimat und Alltag. Und diese Besonderheiten zusammen, ergeben eine gemeinsame Melodie: Donaueschingen.
Mix aus grandiosen Filmeinspielern, Auftritten und Live-Interviews auf der Bühne des Mozartsaals
Besondere Geschichten aus einem anderen Blickwinkel stehen im Fokus der ersten Donaueschinger Stadtgeschichten. Einer Multimedia-Veranstaltung des Filmemachers und Journalisten Rainer Jörger. Er hat sich in der Stadt auf die Suche gemacht, um den Donaueschingern ihre Geschichten ganz neu zu erzählen.
Der Mix aus grandiosen Filmeinspielern, Auftritten und Live-Interviews auf der Bühne des Mozartsaals kommt bei den Zuschauern an. Das Besondere sind dann etwa auch die Moderatoren des Abends: Markus Kuttruff und Thomas Höfler, die als die Fasnetfiguren Ignaz und Severin mit kleinen Seitenhieben und Humor von Thema zu Thema führen.
Nachwuchs-Journalisten: Den Auftakt machen die Kinderreporter der Erich-Kästner-Schule. Sie kreieren mit "Donau Aktuell" ein eigenes Nachrichtenformat, sogar mit eigenen Sprechern. Die Nachwuchs-Journalisten besuchen das Donaueschinger Polizeirevier, lassen sich von Melanie Zimnol die Arbeit auf dem Aasener Ponyhof erklären und schauen sich das Museum der Narrenzunft Frohsinn an. "Eine einmalige Gelegenheit für die 4b", erklärte Rektorin Gabriele Lindemann.
Storchenväter: "Das Verhältnis zwischen Störchen und Menschen hat mich schon immer interessiert", sagte der als Storchenvater bekannte Friedrich Widmann, der sich viele Jahre um die großen Vögel auf der Baar gekümmert hat. 1994 habe es nur zwei Brutpaare gegeben, 2018 sei man bereits bei 24 angelangt. Manfred Bartler aus Hochemmingen ist mittlerweile der Nachfolger des 83-jährigen Widmann.
Mittelalter: In eine längst vergangene Zeit entführen schließlich Dirk Fricker, Thomas Bührig, Tamara Fricker und Günter Draxler, und zwar als Donau G’sindel, eine mittelalterliche Musikgruppe. Gegründet anlässlich der 1200-Jahr-Feier in Pfohren fanden sich die Mitglieder, alle aus unterschiedlichen musikalischen Stilrichtungen kommend, zusammen. Sie singen Lieder zu eingängigen Melodien mit derben und unterhaltsamen Texten.
Max Rieple: Stadtführerin Rosi Hoff weiß einiges über Max Rieple zu erzählen. Der Donaueschinger Musiker und Schriftsteller, bekannt als Brigach-Goethe, erwacht im Mozartsaal quasi wieder zum Leben, allerdings in anderer Form: Kai Armbruster zeigt mit sieben weiteren Musikern ein altes Max-Rieple-Lied in neuem Gewand. "Stadt an der Donauquelle, am grünen Schwarzwaldrand", klingt es durch die Donauhallen. Besonders beeindruckend: Im Hintergrund ist die Band im Video zu sehen, auf der Bühne wird live gespielt – und alles auf den Punkt synchron.
Tanzstadt: "Donaueschingen soll eine Tanzstadt sein, ne!" – dieser Meinung war Severin zumindest vor dem Auftritt der Tanzgruppe DeLaSoul. Die Formation zeigt, dass Hip-Hop aus mehr besteht als Gangster-Rap: "Es ist ein Hochleistungssport", sagt Tanzlehrerin Lena Hebel, von der Tanzschule EvenTanz. Das erfährt auch das Publikum in Form präziser und anspruchsvoller Choreografie.
Tierheim: Über den Neubau des Kreistierheimes freut sich die Leiterin der Einrichtung, Nadine Vögel, ganz besonders. Die Vorbereitungen dafür haben zehn Jahre gedauert. Wesentlicher Faktor dabei auch, die Neugestaltung des Donauzusammenflusses: "In Zukunft wird es heißen: Brigach und Breg brachten das Kreistierheim zu Weg", so Vögel.
Hochwasser: 1990 wird die Stadt vom Jahrhunderthochwasser getroffen. Besonders hart dabei der Ortsteil Wolterdingen. Jürgen Breuer schwimmt damals mit einer Styroporplatte durch die Fluten, um schließlich die Räume seines Unternehmens zu schützen. Als Konsequenz errichtete man schließlich das Hochwasserrückhaltebecken, ein Großprojekt von 23 Millionen Euro, das Ortsvorsteher Reinhard Müller begleitete.
Rockabilly: Mit einem Kracher endet schließlich der Abend. Die Rockabilly-Gruppe "Billy Bob and the Buzzers" um Frontmann Sebastian Schnitzer entführt die Zuschauer in die 1950er-Jahre, mit Föhntolle und Petticoat. Der Saal tobt – die Heimat rockt.
Kurze Filmporträts zeigen Menschen und besondere Situationen. Im Anschluss sind die Protagonisten dann selbst auf der Bühne und stehen Rede und Antwort. Die Mischung zeichnet dabei eine große Bandbreite ab, um die Vielfalt der Stadt zu zeigen: Über Rock’n’Roll, Hip-Hop-Tanz und Katastrophen steht im Kern allerdings stets eine positive Aussage. Dazu war Filmemacher Rainer in den vergangenen Monaten in der Stadt unterwegs.