Er hat einst die Fäden gezogen: Alt-OB Bernhard Everke leitete nach engagierter Vorarbeit 1993 die Partnerschaft zwischen Vác und Donaueschingen in die Wege. Seine Rede voller Erinnerungen wurde von Dóra Várga-Mesterhazy übersetzt. Fotos: Beathalter Foto: Schwarzwälder Bote

Partnerschaft: Ungarischer Botschafters zu Besuch / Die "Mutter der Partnerschaft", Martha Árvay, fehlt

Die Feiern zum 25-jährigen Jubiläum der Partnerschaft zwischen Vác und Donaueschingen sind gelungen.

Donaueschingen. Ein voll besetzter Strawinsky-Saal, gut gelaunte Gäste, kurzweiliges und lebhaftes Programm beim Festakt und auf dem Herbstfest, Musik und Reden, Rückblicke auf Vergangenheit und ein hoffnungsvoller Ausblick in die Zukunft: Donaueschingen zeigt sich von seiner gastfreundlichen Seite. Die Partnerstädte feiern und fühlen sich wohl dabei. Und der Besuch des ungarischen Botschafters Péter Györkös aus Berlin gibt der Feier diplomatische Ehren.

Das abgegriffene Wort "Silberhochzeit" wird aus der Kiste geholt und vielfach bemüht, wenngleich Tibor Petö, der junge Vizebürgermeister aus Vác, die Festakt-Gäste schmunzeln lässt: "Es bringt mich ein bisschen in Verlegenheit, denn ich habe nicht gedacht, dass ich heute Abend mit Herrn Pauly Silberhochzeit feiern werde." Er freut sich, dass Donaueschingen es ermöglicht hat, "dass wir mit so vielen Leuten kommen durften", sagt er, "so können wir unsere Kultur, Musik oder Gastronomie vorstellen und uns besser kennenlernen".

Die Partnerschaft "kommt nicht aus heiterem Himmel, sie entsteht aus menschlichen Beziehungen", sagt er, "wenn Martha Árvay damals nicht so mutig gewesen wäre, dann wären wir heute nicht hier".

Martha Árvay, die "Mutter der Partnerschaft" war beim Jubiläum nun aber nicht dabei. Sie wurde vielfach lobend erwähnt, aber auch vermisst. Es gab "diplomatische Verwicklungen" räumt OB Pauly gegenüber unserer Zeitung ein, auf der vom Rathaus übermittelten Wunschliste für die Jubiläumsgäste habe Vác den Namen Martha Árvay gestrichen, im Donaueschinger Rathaus wurde der Fehler mit Verspätung bemerkt. Árvay selbst habe die nachträgliche persönliche Einladung der Stadt dann nicht mehr angenommen, deutet Pauly an. Man könne das aber sicher wieder einrenken.

Das Jubiläum war Anlass zum Rückblick. Pauly erinnert daran, "dass die Freiheitsliebe der Ungarn Anstoß für die Partnerschaft gab. Für diese völkerverbindende Kraft sind wir zutiefst dankbar, die echte Freundschaft zwischen Donaueschingen und Vác ist ein wertvolles Geschenk, aber auch eine Aufgabe, die immer aufgefrischt werden soll", sagt der OB. Vieles, was zu Beginn neu und gewöhnungsbedürftig gewesen sei, "ist inzwischen selbstverständlich".

Die Partnerschaft "über Grenzen hinweg, ist ein Gut für den Frieden, und dies vor allem in einer Zeit, in der Auseinandersetzungen zwischen Völkern wieder möglich geworden sind". OB Paulys Appell gilt dem Schüleraustausch. Vor allem junge Leute hätten über Jahre hinweg die Partnerschaft am Leben gehalten.

Alt-OB Bernhard Everke blickt zurück auf die Anfänge, als 1989 der Eiserne Vorhang fiel. DDR-Bürger konnten damals über Österreich in die Bundesrepublik kommen. "Das war für uns ein befreiendes Erlebnis" würdigt Everke die politischen Ereignisse in dessen Folge Martha Árvay als Lehrerin eine Fortbildung der Lehrerakademie Donaueschingen besuchte. Sie zog die Fäden für die Partnerschaft zwischen Vác und Donaueschingen.

Peter Györkös, Ungarns Botschafter in Berlin, erinnert an weit zurückliegende Zeiten, als viele Deutsche und vor allem Baden-Württemberger nach Ungarn aufbrachen und dort ein neues Leben fanden. "Sie sind Teil unserer Kultur geworden." Er sparte nicht die schwierige Phase in der gemeinsamen Geschichte aus, als eben viele Deutsche mit Gewalt aus Ungarn wieder vertrieben wurden.

Stadtrat Franz Wild darf als Moderator des Festaktes reichlich Lorbeeren einstreichen: Er hat locker und bisweilen witzig durch das Programm geführt und dabei die Balance zwischen Feierlichkeit und Schmunzeln gut gehalten.

Heike Föhrenbach hat für die Stadtverwaltung im Hintergrund eine Menge Arbeit geleistet und die Jubiläumsfeier ausgezeichnet vorbereitet und Dóra Varga-Mesterhazy aus Vác hat als Dolmetscherin eine Superleistung gebracht: Ohne sie wären die vielen Reden an den Besuchern aus beiden Städten ins Leere gegangen.

Für die gute hochwertige Musik sorgten Katalin Dónusz, Gesang. und Ágnes Csuka, Piano, mit ihren eindrucksvollen und geschliffenen Auftritten. Hinzu kommt das "Trio Balkanesco", drei ungarische Musiker aus Waiblingen. Sergej Batt (Akkordeon), Julia Amirova (Voline) und Andre Tati (Kontrabass) mit wunderbarer ungarischer Folklore. Und schließlich würdigte Stadträtin Karin Stocker-Werb, Vorstandsfrau der Deutsch Ungarischen Gesellschaft, die Arbeit des Freundeskreises, der seit 25 Jahren der Motor der Partnerschaft ist. Martina Wiemer, Sigi Held, Karin Stocker-Werb und Herbert Bayer kommentieren am Ende eine Präsentation und Bilderserie vom Besuch der Donaueschinger Delegation in Vác im Juli.