Die Produktion läuft, und der Mariensaal füllt sich mit immer mehr Bindern. Thuja und Buchsbaum werden hauptsächlich zum Herstellen der Palmen benutzt Fotos: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Frommer Brauch gehört zur Osterwoche / Wie im Mariensaal die schönen Stücke entstehen

Das Osterfest steht bevor. Am 14. April, dem letzten und sechsten Sonntag nach der Fastenzeit, hat mit dem Palmsonntag bereits die Karwoche begonnen.

Donaueschingen. Rund um diese Zeit finden sich viele Traditionen und Bräuche. So wird am Palmsonntag des Einzugs Jesu Christi in Jerusalem gedacht. Zum Zeichen seines Königtums jubelte das Volk ihm zu und legte Palmzweige vor ihm auf den Weg.

Daraus entwickelte sich ein langer Brauch, der bis heute aktiv gelebt wird. Wird Kommunion gefeiert, laufen die Kinder traditionell mit ihren Palmwedeln in die Kirche ein. Die bestehen heute natürlich nicht mehr tatsächlich aus Palmblättern. Benutzt werden Pflanzen, die auch hier bei uns heimisch sind.

Tricks und Kniffe zur Herstellung

Doch wie werden die Palmwedel eigentlich hergestellt, welche Tricks und Kniffe sind zu beachten, um sie herzustellen? Wer das genau weiß, ist die Gruppe um Anneliese Albiez, die im Marienhaus an den Palmen arbeitet. Albiez ist die Chefin in der Palmwerkstatt. Seit über 15 Jahren schon ist sie dabei, den Kommunionkindern oder deren Eltern, das Palmenbinden nahe zu bringen.

"Buchs- und Lebensbaum, umgangssprachlich auch bekannt als Thuja, sind die Hauptbestandteile der bis zu 50 Zentimeter großen Palmwedel", erklärt Albiez. Dabei rückt man mit der Schere in manchen Gärten den Thujasträuchern und Buchsbäumchen zu Leibe, schließlich braucht man einiges an Zweigen, denn es gilt für 64 Kommunionskindern Palmen zu binden. "Wir holten die Sachen auch schon in der Grüngutabteilung beim Wertstoffhof, wenn Mangel an Rohmaterial fehlte", lacht Ruth Früh aus Allmendshofen, eine der wohl versiertesten Palmenbinderinnen im Rund.

Mit Blumendraht werden die zurechtgeschnittenen Zweige um einen Holzstock gebunden, viele der Mütter schaffen das in weniger als 15 Minuten. So auch Kathrin Naumann-Lange, die Unterstützung ihrer Tochter Leni bekommt. Nach dem Binden geht es dann in Richtung der Dekorations-Abteilung. Hier werden die Bänder geflochten, die schließlich die Palme zieren, Außerdem werden Plastikeier angeklebt. Die Spitze der geflochtenen Palme ziert ein kleines Holzkreuz, auch das wird aus kleinen Holzstäben und Blumendraht selber gefertigt.

Das fast schon professionelle Binden der Palmen weiß auch Marianne Reichle aus Riedöschingen zu schätzen. "Ich komme schon seit Jahren her, auch in diesem Jahr bin ich wieder mit meinem Enkel Noah, der hier in Donaueschingen Kommunion feiert, weil ich hier die perfekte Organisation und das Umfeld sehr mag", so Reichle. Und zudem hat sie ein ganz besonderes Dekostück für die Palme ihres Enkels dabei: Dabei handelt es sich um einen blechernen Hahn. Und der krähte ja laut Bibel bekanntlich, als Jesus von seinem Jünger Petrus dreimal verleugnet wurde.

Auf Schnickschnack wird verzichtet

"Seit 38 Jahren ist der Hahn nun auf Palmen", lacht Marianne Reichle. Das Blechtier wurde von Jahr zu Jahr weitervererbt. "Selbst als er am 1. Mai beim Maienstecken einmal aus dem Vorgarten verschwand, sah ich zufällig, wer ihn entwendete, und verlangte ihn selbstverständlich zurück", erinnert sich die Riedöschingerin. "Allerdings ist nun doch etwas in die Jahre gekommen, und wer weiß, vielleicht ziert er ja in diesem Jahr bei meinem Enkel Noah letztmalig eine Palme".

Inzwischen hat sich der Mariensaal gut gefüllt, und es wird kräftig gebastelt und gewerkelt, wobei die Mütter konzentrierter bei der Arbeit zu sein scheinen als der Nachwuchs. Der tollt bereits auf der Wiese vor dem Mariensaal herum, während Mama sich alle Mühe gibt, die schönste Palme zu binden. Verzichtet wird bei der abschließenden Dekoration auf allerlei Schnickschnack. Die Mädchen kleben noch die ein oder andere Dekoblume auf ihre Palme, ansonsten sind sie alle nach einem ähnlichen Muster gebunden. Die LED-Technik hat bei den Palmen noch keinen Einzug gehalten.

In Anlehnung an Jesu Einzug in Jerusalem werden auch heute noch Palmwedel gebastelt. Echte Palmwedel gibt es allerdings selten in Deutschland. Hier wird meist Buchsbaum dafür benutzt. Sie werden dann in den Kirchen an die Gemeinde verteilt. Während der Messe segnet der Pfarrer die Zweige, die im Anschluss mit nach Hause genommen werden können.