Edeka bringt sich im Entscheidungsprozess um den Verkauf der Real-Filiale mit ein. Foto: Gambarini

Angestellte verhandeln über Arbeitsplätze und Löhne. Filiale könnte zu Marktkauf werden.

Donaueschingen - Mit dem Stichwort Einkaufserlebnis verbindet sich der Real-Markt in Donaueschingen nicht zwangsläufig. Deshalb müsste ein neuer Besitzer Einiges tun in Sachen der Erscheinung.

Im Entscheidungsprozess über Fortführung, Schließung und Verkauf der Warenhaus-Kette Real scheint sich die Edeka-Gruppe am Standort Donaueschingen einzubringen. Demnach soll dort eine Marktkauf-Filiale einziehen. Die SB-Warenhäuser und großflächigen Verbrauchermärkte gehören zur Edeka-Gruppe. Die nächstgelegenen befinden sich in Konstanz und Friedrichshafen. In Villingen-Schwenningen war Marktkauf der Standortvorgänger von Modepark Röther.

Edeka äußert sich nicht

Der Verkauf von Real könne erst vorbehaltlich einer kartellrechtlichen Entscheidung stattfinden, weiß Verdi-Fachbereichssekretär Handel Markus Klemt aus dem Umfeld der Verhandlungen. Klemt kümmert sich um den Einzel- und Großhandel im Bereich Südbaden und hat nach eigenen Angaben einen guten Einblick in die Netzwerke der Handelsunternehmen.

Edeka hält sich in der Angelegenheit bedeckt. Kein Dementi, aber auch keine Erläuterungen. Man bitte um Verständnis, "dass wir uns zu diesem Thema derzeit nicht äußern möchten", sagt Florian Heitzmann von der Unternehmenskommunikation von Edeka Südwest in Offenburg. Gleichwohl hat sich die Angelegenheit beschleunigt. Seit Freitag vergangener Woche liegt dem Bundeskartellamt die Absicht von Edeka vor, mehr als 70 Real-Standorte bundesweit zu übernehmen.

Für die Übernahme der Real-Märkte stehen Interessenten nach Medienberichten zwar bundesweit Schlange. Kaufland und Edeka sollen ihr Niederlassungsnetz über die Real-Übernahmen ebenso ausbauen wie Rewe und Globus. Von den letztgenannten liege allerdings noch kein Übernahmeangebot vor, sagt der Pressesprecher des Kartellamts, Kay Weidner. Das Verfahren selbst verlaufe in ganz normalen Fristen. Eine ursprünglich eventuell für Mitte März angekündigte kartellrechtliche Entscheidung sei ohnehin zu früh gegriffen gewesen. Für die rund 80 Mitarbeiter des Real-Marktes in Donaueschingen gibt es durch die Edeka-Option einen Hoffnungsschimmer, aber auch ein Problem. Zwar werde sich die Gewerkschaft für eine Weiterbeschäftigung der Real-Belegschaft einsetzen, heißt es. Aber neben der Regelung, dass bei einer Übernahme Kündigungen ausgeschlossen sind, gibt einen Passus, der Klemt Sorgen bereitet.

Umfangreiche Sanierungen stehen an

Die Übernahmegarantie löse sich auf, wenn das Geschäft, in diesem Fall wegen Umbaus, längere Zeit geschlossen bleibt. Diese Problematik würde ziemlich sicher bei einer halbjährigen Schließung auftreten, käme aber auch schon bei drei Monaten Schließung auf das Tableau. Bei einer Übernahme seien umfangreiche Umbauarbeiten und Sanierungen im Gebäude zu erwarten. Der Standort, mit 7000 Quadratmetern Verkaufsfläche eine mittlere Größe im "Real-Reich", biete auf zwei Etagen bisher eher wenig "Shopping-Erlebnis".

Wer von der bisherigen Belegschaft übernommen wird, entscheide sich auch aus der Ausrichtung des künftigen Besitzers. Etwa, ganz konkret, aus der Frage, ob Marktkauf noch Fleisch an der Theke oder nur im SB-Bereich verkaufen würde. Diese Abwägungen würden mutmaßlich auch in weiteren Abteilungen getroffen.

Gleichzeitig schöpft Klemt die Hoffnung auf Gehaltsverbesserungen für die Belegschaft. Denn Edeka zahle nach Tarif. Deshalb wäre es schön, wenn die ehemaligen Real-Beschäftigten wieder nach Tarif bezahlt würden. Den bisherigen Tarifvertrag hat Real vor zwei Jahren verlassen und sich in der Folge mit einer kleinen Gewerkschaft geeinigt. Dieser Schritt, so Klemt, habe einen Gehaltsverzicht von etwa fünf Prozent gegenüber der Fläche bedeutet. Es sei ungewöhnlich, dass sich Edeka den Standort Donaueschingen sichern möchte, meint der Gewerkschafter.

Immerhin betreibe Edeka an der Hagelrainstraße bereits ein Center in Eigenregie. Dazu kommt eine weitere Planungsoption. Gar nicht klar ist, inwiefern die Marktkauf-Strategie die Pläne von Edeka in Hüfingen betrifft. Im Weiheröschle soll ein Vollsortimenter entstehen.

Im Februar hatte die Investmentfirma SCP Group von der Konzernmutter Metro 276 Filialen der SB-Warenhauskette Real übernommen. Seither geht es darum, einen Großteil dieser Filialen an andere Einzelhandelsunternehmen zu veräußern. Dabei könnten Standorte auch in kleine Flächen für unterschiedliche Nutzungen aufgeteilt werden. Ein Kern von 50 Real-Märkten soll zwei Jahre lang unter der bisherigen Marke betrieben werden. 30 Märkte sollen nach bisheriger Planung schließen. Zum Schließungskandidat wird ein Standort, wenn weder ein Weiterbetrieb noch eine Fortführung durch ein anderes Einzelhandelsunternehmen eine wirtschaftliche Perspektive bieten.