Mathias Gasser (Bild links, von vorn) ist einer der vielen Blutspender, die sich von Isolde Sterk die Kanüle für die Blutspende anlegen lassen, Christel Hellmann hat dies auch bei Thomas Buettner getan. Die Blutkonserven gehen in die Herstellungsabteilung des Blutspendedienstes in Ulm (rechts oben), dort wird das Plasma eingefroren. Bestens ausgestattet für das kommende Blutspenden ist der Ortsverband des Deutschen Roten Kreuzes Neudingen (von links): Klaus Münzer, Melinda Kehle, Adolf Eckert, Gertrud Schneider und Norbert Bühler. Foto: Blutspendedienst Baden-Württemberg/Hessen (1), Wieland (2) Foto: Schwarzwälder Bote

Einmal Held sein, ein Menschenleben retten. Da denkt man oft nicht

Einmal Held sein, ein Menschenleben retten. Da denkt man oft nicht an das Naheliegende. Eine der einfachsten Möglichkeiten, wie dies fast jeder umsetzen kann, ist das Blutspenden. Dabei werden dem Spender circa 450 Milliliter Blut entnommen, welche nach der Verarbeitung mehreren Menschen helfen können.

Nach der Blutspende werden die Blutbeutel über Nacht in ein Institut des Blutspendedienstes Baden-Württemberg/Hessen nach Ulm zur Weiterverarbeitung gebracht. Die Blutröhrchen, die vor der Spende abgenommen werden, werden parallel nachts in ein Zentrallabor in Frankfurt gebracht und am Folgevormittag mittels hochqualifizierter Technik untersucht. Bestimmt werden, so erklärt der Blutspendedienst, die AB0-Blutgruppe, der Rhesusfaktors und das Kell-Systems. Untersucht wird das Blut auf Antikörper gegen fremde Blutgruppenmerkmale und auf einer Infektion mit dem Erreger der Leberentzündungen Hepatitis B, Hepatitis C, Hepatitis A und Hepatitis E. Weitere Tests spüren das Parvovirus B 19 oder Anzeichen auf die Immunschwäche Aids, HIV-1, HIV-2 oder Antikörper auf, die sich nach einer Syphilis-Erkrankung gebildet haben.

Die Blutbeutel werden in einem aufwendigen Herstellungsprozess in drei Blutpräaparate weiterverarbeitet. Zentrifugen teilen den Blutbeutel in die einzelnen Bestandteile auf. Danach sortieren speziellen Maschinen, die Compomaten, die einzelnen Blutkomponenten, ohne Luftzufuhr und Verunreinigungen. Der Beutel mit dem Plasma wird anschließend tiefgefroren und geht zunächst für mehrere Monate in Quarantäne, bevor es an die Krankenhäuser abgegeben wird. Aus den roten Blutkörperchen werden die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) herausgefiltert. Danach ist das Erythrozytenkonzentrat (rote Blutkörperchen) fertig. Aus der letzten Schicht werden in einem aufwendigen Verfahren die Blutplättchen zu einem Thrombozytenkonzentrat aufbereitet.

Mit der umfangreichen Aufbereitung kann eine Blutspende bis zu drei Patienten helfen. werden. Darüber hinaus gewährleistet die Auftrennung eine bessere Lagerfähigkeit. Denn die einzelnen Komponenten sind unterschiedlich haltbar. Innerhalb 24 Stunden stehen die so aufbereiteten und getesteten Blutprodukte an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr für den Transport in die Krankenhäuser bereit.

Donaueschingen-Neudingen. Spender werden kann so einfach sein: "Beim Blutspenden wird zuerst geprüft, ob man geeignet dafür ist", sagt Klaus Münzer, der Vorsitzende des DRK-Ortsvereins Neudingen, und erklärt die Schritte. Es werden der Gesundheitszustand geprüft und durch gezielte Fragen weitere Informationen abgefragt. Im Anschluss wird ein persönliches Gespräch mit dem Arzt geführt und eine Probe entnommen sowie ein kurzer Check durchgeführt. Wenn dazu noch ein gültiger Ausweis vorgelegt wurde, kann gespendet werden. Und damit die Bitte, Blut zu spenden, möglichst viel Gehör findet, bieten auch kleine Ortsverbände Blutspendaktionen an.

"Bereits zum 21. Mal veranstalten wir am Freitag, 27. September, von 15.30 bis 19.30 Uhr, unser Blutspenden in der Mehrzweckhalle in Neudingen", erklärt Münzer stolz. Seit den Anfängen hat der 15 Mitglieder starke DRK-Ortsverband bereits Einiges erlebt: Gestartet hat alles 1998 mit Franz Schmidt. Der damalige Leiter der Kreisverbandstelle wechselte zur Blutspendezentrale und hakte nach, ob die Neudinger nicht ein Blutspenden veranstalten wollten. Am besten in den Ferien, da damals in dieser Zeit viele Konserven benötigt wurden und nur wenige Blutspendeaktionen stattfanden, erinnert sich Norbert Bühler vom Ortsverein zurück. Für die Neudinger war sofort klar, dass sie das umsetzen wollen – und seither erfolgreich. Seit der Premiere kamen in Neudingen mehr als 2100 Spenden zusammen. Das heißt jährlich spenden rund 100 Menschen hier Blut.

Allerdings gibt es eine Entwicklung, die Münzer Sorgen bereitet. "Seit 2010 gehen die Spenderzahlen leider zurück. In der Anfangszeit hatten wir noch weit über 100 Spender, heute liegen wir darunter", bilanziert er. Woran liegt dies? Und vor allem: Was motiviert den kleinen Verein, trotzdem weiterzumachen? "Wir haben bereits öfters überlegt, ob wir die Arbeit noch auf uns nehmen wollen", verrät Gertrud Schneider vom Ortsverein. Denn hinter so einer Blutspenden stecke eine Menge Arbeit: Es müsse ein ansprechendes Buffet organisiert werden, es müssen ausreichend Helfer da sein, welche die Spender im Auge behalten und das Entnahmeteam unterstützt, die Halle müsse vorbereitet und aufgeräumt werden und vieles mehr, zählt sie auf. "Doch trotz allem macht es uns sehr stolz, dass wir mit einer Mehrheit dafür gestimmt haben, dieses Jahr das Blutspenden in Neudingen wieder stattfinden zu lassen", führt sie weiter aus.

Anderswo auf der Baar lösen sich Rotkreuz-Ortsvereine wegen des Mitgliederschwunds auf oder fusionieren mit größeren Einheiten. Auch Blutspendeaktionen in den Dörfern werden seltener. Bleiben die Spender fern, bekommen die Ortsverbände weniger Geld für die Konserven und damit für ihre zusätzliche Arbeit.

Gründe für eine geringere Anzahl an Spenden liegen laut Münzer unter anderem in der Ferienzeit, aber auch in der Rückstellung von möglichen Spendern, welche sich zum Beispiel in der jüngeren Vergangenheit im Ausland aufgehalten haben, und die immer strengeren Gesundheitschecks. Dies hat auch Vorteile. Hilfreich für die Spender ist beim Blutspenden zudem, dass die Blutgruppe ermittelt, dem Spender mitgeteilt und das Blut untersucht wird. Fällt hier auf, dass etwas nicht in Ordnung ist, so erhält der Spender den Hinweis, einen Arzt aufzusuchen.

Trotz allem gibt es in Neudingen und Umgebung viele Spender, die sich auf den Blutspendetermin freuen und sich ausrechnen, wann sie endlich spenden dürfen. Im Kern seien es die Neudinger selbst, die das Blutspenden weiterhin ermöglichten, lobt Münzer. Es gebe viele Freiwillige, die gar nicht Mitglied im Ortsverein sind, die helfen oder sich durch Kuchen- oder Salatspenden beteiligen. "So hoffen wir natürlich, dass wir in diesem Jahr mit einer Zahl von circa 100 Spendern für diese Arbeit belohnt werden", so Münzer optimistisch.