Paula Fürstin zu Fürstenberg (†)  Foto: Fürstenberg-Archiv

Mit 92 Jahren friedlich eingeschlafen. Sie galt als Beispiel für wahren Adel. 

Donaueschingen - Bescheiden, warmherzig, sehr sozial: Wenn man die Donaueschinger nach Paula zu Fürstenberg fragt, dann sind sie voll des Lobes für die Ehefrau von Joachim, oder Joki, wie man ihn hier nennt.

Die Donaueschinger haben sie geliebt, entsprechend groß ist die Trauer, dass Paula zu Fürstenberg, die Mutter von Fürst Heinrich und die Großmutter von Erbprinz Christian, am Sonntag im Alter von 92 Jahren in ihrem Wohnhaus in Donaueschingen gestorben ist.

Den großen Auftritt suchte sie nicht

Joki und Paula – das war das Fürstenpaar der Donaueschinger. Das Paar, das im Salzmannhaus hinter den Fürstlichen Sammlungen gelebt hat und in der Stadt verwurzelt war. Während es über ihn viele Anekdoten gibt und er oft in der Stadt unterwegs war, liebte Paula den großen Auftritt so überhaupt nicht. Das Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit suchte sie nie, sie lebte eher zurückgezogen. Und trotzdem hat sie gerade mit ihrer Zurückhaltung die Herzen der Donaueschinger erobert. Natürlich, ein herzliches Wesen, ruhig und liebevoll: Das war Paula. Und Bescheidenheit kam noch hinzu: Viele erinnern sich noch, wie die Fürstin stets in ihrem grünen Golf durch Donaueschingen fuhr. Vornehm, aber bescheiden – sie wurde gern als Beispiel für den wahren Adel genannt.

In Aulendorf geboren

Paula zu Fürstenberg wurde am 22. Mai 1926 in Aulendorf im heutigen Landkreis Ravensburg als Tochter von Joseph Erwin Graf zu Königsegg-Aulendorf und seiner Ehefrau Lucia geboren. Sie entstammt damit einem Haus des schwäbischen Hochadels. Die Parallele zum Haus Fürstenberg ist hier schon gegeben, denn einst waren beide Häuser reichsunmittelbar. Das bedeutet, dass sie nur dem Kaiser des Heiligen Römischen Reichs untergeben waren. Fürstin Paula verbrachte ihre Jugend mit fünf Geschwistern auf den Schlössern Aulendorf und dem 20 Kilometer entfernten Königseggwald. 1947 dann die Verbindung zum Fürstenhaus Fürstenberg, als Paula den damaligen Erbprinz Joachim zu Fürstenberg heiratete. Doch erst einmal wohnten die beiden viele Jahre auf Schloss Hohenlupfen, dem Wahrzeichen der Stadt Stühlingen. Erst 1964 zog die Familie nach Donaueschingen in das Salzmannhaus am Karlsplatz um, wo die beiden eine Heimat fanden und wo Fürstin Paula bis zu ihrem Tod gelebt hat. 1973 wurde ihr Ehemann als Fürst Joachim Chef des Adelshauses. Bei offiziellen Auftritten war Paula durchaus an der Seite ihres Mannes zu sehen, doch auch hier hielt sie sich sehr zurück. Als Joachim zu Fürstenberg 2002 starb, war Paula in der Stadt nicht mehr oft anzutreffen. Die Beiden gehörten nicht nur zu den oberen Zehntausend, sondern auch zu den Bürgern der Stadt.

Drei Söhnen und drei Töchtern hat Fürstin Paula das Leben geschenkt, Prinzessin Amelie (gestorben am 26. Oktober 2014), Prinzessin Antoinette, Fürst Heinrich, Prinz Karl-Friedrich, Prinz und Landgraf Johannes und Prinzessin Anna-Lucia. Sie konnte sich ebenso über elf Enkel und acht Urenkel freuen. Erst vor wenigen Wochen, am 22. November des vergangenen Jahres, war sie zum achten Mal Urgroßmutter geworden, als Erbprinz Christian und Erbprinzessin Jeannette mit Prinz Tristan ihr drittes Kind bekamen.

Sie war ein Familienmensch

Für den Familienmenschen Paula, die in Donaueschingen auch als Mutter des Fürstenhauses betrachtet wird, war es natürlich ein Grund zur großen Freude, dass ihre Familie um ein weiteres Mitglied angewachsen ist.

Menschen, die Paula zu Fürstenberg näher kennenlernen durften, fühlten sich sofort einbezogen in eine Atmosphäre von Vertrauen, großer Güte und menschlicher Wärme. Die Fürstin engagierte sich aus innerster Überzeugung auf karitativem Gebiet. In der unmittelbaren Nachkriegszeit hatte sie eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester im Säuglings- und Kinderkrankenhaus Ravensburg gemacht und als Krankenschwester gearbeitet. Sie war lange Jahre Mitglied im Vorstand des Altenheimes "St. Michael" in Donaueschingen und des Altenheimes in Hüfingen. Das Altenheim St. Michael erhielt nicht zuletzt aufgrund ihrer Fürsprache den heutigen bevorzugten Platz am Rande des Fürstlich Fürstenbergischen Parks.

Der Glaube war in ihr tief verwurzelt: Der sonntägliche Besuch der Messe gehörte einfach dazu und so mancher Ministrant spickelte während des Gottesdienstes hinauf zum Auditorium, in der Hoffnung, einen Blick auf die Fürstin werfen zu können.

Fürstin Paula war ein gläubiger und auf sozialem und kirchlichen Gebiet sehr engagierter Mensch. Katholiken erinnern sich zum Beispiel gern und anerkennend an ihre förderliche Begleitung von Marienwallfahrten. Als Ehrendame des Malteser Ritterordens nahm sie an vielen Wallfahrten nach Lourdes teil, im Einsatz für kranke und behinderte Menschen.

Bis ins hohe Alter blieb sie ihren Grundsätzen treu. So wollte sie beispielsweise zu ihrem 90. Geburtstag keine Geschenke, sondern Spenden zugunsten der Priesterausbildung am seit fast 900 Jahre bestehenden Zisterzienserkloster Heiligenkreuz im österreichischen Wienerwald.

2016 letzter öffentlicher Auftritt

Am 22. Mai 2016 konnte Fürstin Paula das Fest ihres 90. Geburtstages mit einem Gottesdienst in der Stadtkirche St. Johann und einem Empfang im Schloss Donaueschingen feiern. Damals haben sie viele Donaueschinger zum letzten Mal in der Öffentlichkeit gesehen.

In den letzten Jahren hat Fürstin Paula aufgrund der Gebrechlichkeit des Alters sehr zurückgezogen im Salzmannhaus gelebt. Hier ist sie am 6. Januar friedlich entschlafen.

Für alle, die zusammen mit der Familie Fürstenberg trauern möchten, findet am Donnerstag, 10. Januar, um 18 Uhr, in der Stadtkirche St. Johann in Donaueschingen eine Rosenkranzandacht statt. Das Requiem ist am Freitag, um 12 Uhr, ebenfalls in St. Johann.