Allein im vergangenen Jahr gab es über 70 Bereitschaftstage und 14 Einsatzflüge für das Team der Hagelflieger vom Donaueschinger Flugplatz. Foto: Butschle Foto: Schwarzwälder-Bote

Der Hagelflieger am Donaueschinger Flugplatz ist jetzt wieder startklar zum Take Off

Donaueschingen (wbu). Sie fliegen seit drei Jahren und möchten eine Hagelkatastrophe wie im Jahr 2006 nicht mehr erleben – die ehrenamtlichen Hagelflieger am Donaueschinger Flugplatz. "Die Menschen schlafen ruhiger", so der zweite Vorsitzende, Gernot Hengstler aus Villingen-Schwenningen, "wenn sie wissen, dass unser Hagelflieger in Bereitschaft ist". Über 220 Millionen Euro Schadenssumme richtete das letzte große Hagelunwetter im Schwarzwald-Baar-Kreis an. "Weltweit das aufgrund seiner Heftigkeit an sechster Stelle rangierende Unwetter dieser Art", erläutert Heinz Messner, aus Trossingen stammender Chef der ehrenamtlichen Hagelbekämpfer auf der Baar. Und Messner weiß, wovon er spricht, ebenso wie sein Vorstandskollege Gernot Hengstler.

Vor sieben Jahren zertrümmerten die hühnereigroßen, vom Himmel herabstürzenden Hagelgeschosse nicht nur die Dächer und Außenanlagen seines Betriebes, sondern auch die Häuser seiner Freunde und Bekannten. Kollege Hengstler, beruflich als Versicherungsfachmann engagiert, nahm kurz nach dem verheerenden Unglück tausende von Schadenanzeigen auf, ohne sich selbst um sein eigenes, kaputtes Dach kümmern zu können. Zigtausende Häuser wurden in wenigen Minuten Opfer einer unvorstellbaren Naturgewalt. Grund genug für die Geschädigten von damals aktiv zu werden. Aktiv im Kampf gegen die Unbill und Brutalität des Hagels. "Doch man lässt uns allein in diesem Kampf", so Gernot Hengstler im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Nur acht von über 60 Gemeinden in den Landkreisen Tuttlingen und Schwarzwald-Baar unterstützen diese aus bürgerschaftlichem Verantwortungsbewusstsein erstandene Initiative.

"Wir benötigen rund 100 000 Euro im Jahr", so Heinz Messner, "das wären 20 Cent pro Einwohner". Doch die politisch Verantwortlichen überlassen die Hagelabwehr dem ehrenamtlichen Engagement und den Spenden und Mitgliedsbeiträgen der über 2500 Vereinsmitglieder. Ein Novum in Europa. Nirgendwo sonst ducken sich Kommunen, Regionen und Länder so weg.

Der Rems-Murr-Kreis und die Stadt Stuttgart bringen jährlich über 250 000 Euro auf, um mit den Hagelfliegern die Weinreben vor den Eisgeschossen zu schützen. In Österreich weiß man schon lange die Dienste dieser mutigen Piloten zu schätzen. Offizielle Studien belegen dort den Erfolg: "um rund 60 Prozent reduzieren sich die Hagelkorngrößen, wenn die Hagelflieger rechtzeitig ihr Silberiodid-Aceton-Gemisch in die Wetterfronten sprühen".

Dieses bindet den sich sammelnden Wasserdampf in der Atmosphäre und sorgt für kleinere und wesentlich weichere Hagelkörner. "Irgendwann", so Heinz Messner hoffnungsvoll, "werden wir auch die örtlichen Politiker überzeugen".

Dann soll eine Hagelfliegerei nicht nur für vier Monate gewährleistet sein. Monatlich laufen für die Bereitschaft der aus Stuttgart kommenden Piloten und dem einsatzbereiten Flugzeug rund 25 000 Euro auf. Allein im vergangenen Jahr gab es über 70 Bereitschaftstage und 14 Einsatzflüge. Den letzten am 30. Juni 2012. Doch es galt fünf parallele Gewitterfronten zu bekämpfen. Die über Villingen-Schwenningen sich auftürmenden Hagelwolken konnten erfolgreich bekämpft werden.

Die Stadt Villingen-Schwenningen ist auch zahlendes Mitglied im Verein. In Donaueschingen gab es dagegen mangels zweitem Hagelflieger große Dellen in so manch geparktem und auch fahrenden Auto.