Fortgeschrittene Musikkunst: Studenten der Musikhochschule in Vác, wie hier beim Auftritt auf dem Rathausplatz beim Herbstfest 2014, sorgen für die besonderen Klänge. Foto: Schwarzwälder Bote

Austausch: Die Anfänge mit Vác / Bürgermeister und Team erkunden damals heimlich die Donaustadt

"Fast wie eine Mutter um ihre Kinder, kümmert sich Martha Árvay seit Jahren um Donaueschingen und Vác", schreibt Ernst Zimmerman 2003 in seiner Broschüre zum zehnjährigen Bestehen der Partnerschaft der Donaustädte.

Donaueschingen. Der langjährige Hauptamtsleiter der Stadt Donaueschingen ist seit 2011 im Ruhestand, aber nach wie vor auf vielen Ebenen engagiert. Der Partnerschaft mit Vác galt immer ein besonderes Augenmerk von Ernst Zimmermann. Und so war es seine erste Aktion im Ruhestand, sich auf sein Fahrrad zu schwingen und nach Vác zu radeln. Und wie zuvor schon Alt-OB Bernhard Everke und Herbert Bayer wurde auch Ernst Zimmermann 2003 für seine Verdienste zum Ehrenbürger von Vác ernannt.

Martha Árvay, die Vorsitzende des Freundeskreises Donaueschingen in Vác, hat vor 25 Jahren mit großem Engagement die Verbindung der beiden Städte auf den Weg gebracht. Sie und ihr Mann Jenö sind es auch, denen die Herbstfestbesucher neben feurigen ungarischen Volkstänzen auch die original ungarische Gulaschsuppe zu verdanken haben. Martha Árvay war bis zu ihrem Ruhestand in diesem Jahr in Vác an der Musik-Fachoberschule als einzige Deutschlehrerin tätig. Und sie hat bei ihren Schülern ein Rezept für die Partnerstädte gefunden: Wer sich anstrengt, darf das Herbstfest in Donaueschingen besuchen.

Aber es gab viele andere, die den Weg zur Partnerschaft ebneten. So halfen Donaueschingens Gewichtheber im Vorfeld kräftig mit. Sie waren damals, zu Bundesliga-Zeiten, nicht nur an der Hantel stark. Sie organisierten 1986 unter dem Dach der Sportvereinigung Donaueschingen (SVD) auch eine viel beachtete Welt- und Europameisterschaft der Gewichtheber-Junioren in Donaueschingen.

Und 1991, fünf Jahre später, gab es gar eine Weltmeisterschaft der Aktiven, eingefädelt von Altstadtrat Hansjürgen Bühler, dem Präsidenten der SVD, und Kurt Wegmann, der als internationaler Kampfrichter an der Spitze der Gewichtheber stand. Sie gaben keine Ruhe, nutzten ihre Verbindungen zu Tamás Ayan, dem Generalsekretär des Gewichtheber-Weltverbandes aus Ungarn. Auch er wurde damit zum Türöffner. Die Großveranstaltungen bedeuteten vollen Einsatz für gut 300 Helfer.

Es gab außerdem eine Kundschafter-Delegation, die nach Vác reiste: Bürgermeister Bernhard Everke und die Stadträte Martin Happle (CDU), Georg Mayer (FDP/FW) und Willi Hönle (SPD). Sie kamen im Juni 1992 begeistert aus der ungarischen Bischofsstadt zurück und schwärmten im Gemeinderat von der begeisterten Aufnahme in Vác, von Kultur und Atmosphäre. So berichtet es Ernst Zimmermann.

Und es gab heimliche Besucher aus Vác, die Donaueschingen still und leise erkundeten: So hatten sich Bürgermeister Ferenc Bartos und seine Begleiter im "Grünen Baum" in Allmendshofen eingemietet, um ihr Auto mit dem ungarischen Kennzeichen zu verstecken. Zu Fuß haben sie sich aufgemacht, um die Stadt – unbeeinflusst von Donaueschinger Würdenträgern – zu begutachten. Später klopften sie doch im Rathaus an: Ihr Daumen zeigte nach oben.

Ferenc Bartos, Bürgermeister im Vácer Rathaus, war der Architekt der Partnerschaft. Er stellte in einer Zeit der politischen Wende die Weichen. Denn trotz Hektik und Aktionismus herrscht zu Beginn der 1990er-Jahre Aufbruchsstimmung. Die ersten freien Wahlen zum Kommunalparlament brachten dem so genannten rechten Lager (Christliche Demokraten, Ungarisches Demokratisches Forum, Junge Demokraten und Bauernpartei) eine passable Mehrheit. Diese Mehrheit wählte nach der damals geltenden Regelung aus ihren Reihen den Vermessungsingenieur Ferenc Bartos von den Christlichen Demokraten zum Bürgermeister der Stadt Vác. Bartos ist es auch gewesen, der 1993 in Vác die Gemeinderatsentscheidung für die Partnerschaft mit Donaueschingen herbeiführte.

Ferenc Bartos brachte für das Amt beste Voraussetzungen mit. 1999 hat die Stadt Donaueschingen die Verdienste von Ferenc Bartos mit dem Ehrentitel "Freund der Stadt Donaueschingen" gewürdigt.

 Bürgermeister: Nach Ferenc Bartos wurde Laszló Labai gewählt, der nach vier Jahren im Amt starb. Es folgte Janosz Both (Sozialisten) und ab 2010 bis heute Attila Fördös (christliche Demokraten).

 Hoffnung auf Donaueschingen: Vác setzt auf Unterstützung auf dem Weg nach Europa und zu den Fördertöpfen für die Verbesserung der Infrastruktur. Verwaltung, Kultur und Musik, Wasserversorgung, Kläranlage, es gab viele Angebote und Austausch zwischen beiden Städten. In den ersten Jahren gab es zahlreiche Hilfstransporte zur Verbesserung der Situation in Heimen und Krankenhäusern. Die Transporte wurden privat und übers Rote Kreuz organisiert.

 Polizei: Auch Bürgermeister Bernhard Kaiser saß schon am Steuer eines 38 Tonnen schweren Lastzugs. Er weiß auch, was es bedeutet, wenn man in ungarischen Städten gewisse Schilder nicht beachtet und im nächtlichen Budapest mal eben links abbiegt, wo es nicht erlaubt ist. Da handeln sich dann auch Bürgermeister aus Partnerstädten eine längere Verspätung und unerwartet lange Fahrzeiten ein. Wie er den Fängen der ungarischen Polizei entkam, entzieht sich der Kenntnis der Öffentlichkeit.

 Freundschaftliche Bande: Die wurden 1991 nach Adorf in Sachsen geknüpft, auch mit dem Ziel, beim Aufbau der Gemeinde und in der Kommunalpolitik zu helfen. Aber während die Beziehung nach Adorf nach wenig harmonischen Jahren schon 1995 wieder in die Brüche ging, steuert Donaueschingen mit Vác 2018 und mit Kaminoyama 2020 die Silberhochzeit an.